Der Vorstand der Verwaltungs AG, die haftende Gesellschafterin des familiengeführten Drägerwerk AG & Co. KGaA sieht das Unternehmen auf Kurs und beschloss zu Wochenbeginn höhere Investitionen das Umsatzwachstum in Schwung zu bringen. Für 2017 bestätigten die Hanseaten ihre Prognosen, bis zu drei Prozent währungsbereinigten Zuwachs beim Umsatz und eine operative Marge (Ebit) von fünf bis sieben Prozent. Einer strenge Kontrolle der Kosten, mehr Geld für die Produktentwicklung, IT-Projekte und die Verbesserung des Vertriebs sollen beim Umsatz für die nächsten Jahre jährliche währungsbereinigte Zuwächse von zwei bis fünf Prozent möglich machen.

Allerdings wird damit die Profitabilität 2018 und voraussichtlich auch 2019 belastet. Für die beiden Jahre stellt der Vorstand Margen zwischen vier bis sechs Prozent in Aussicht. Zum Vergleich: Die beim US-Börsendienst Bloomberg gelisteten Analysten erwarten bisher für 2018 und 2019 im Schnitt jeweils 1,9 Prozent und drei Prozent mehr Umsatz, für 2,7 Milliarden Euro Gesamtumsatz und bei den Margen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) jeweils 6,6 und 7,5 Prozent.

Analysten kritisieren starke Belastung der Margen



Die deutlichen Abweichungen zwischen den Schätzungen der Analysten und den Prognosen des Unternehmens schicken den Aktienkurs - in diesem Zusammenhang nicht überraschend - auf eine rasante Talfahrt. Der Markt hat Drägerwerk vor allem für 2019 wieder mehr Schwung zugetraut - auch ohne zusätzliche Investitionen. Nach der überraschenden Ankündigung - Drägerwerk hatte erst vor wenigen Tagen die Bilanz für das dritte Quartal vorgelegt - vermuten Analysten jetzt Schwierigkeiten im Geschäft, die der Vorstand bisher nicht benannt hatte. Drägerwerk hat sein Sparprogramm erst vor kurzem abgeschlossen und will jetzt die Kostenkontrolle erhöhen und wieder mehr investieren", stellt M.M.Warburg Analyst Eggert Kuls in seiner Analyse fest.

"Die niedrigeren Margen für 2018 und 2019 sind enttäuschend" urteilt Kuls. Im dritten Quartal lag die Bilanz des Unternehmens, das knapp zwei Drittel seines Umsatzes mit Medizin - und den Rest mit Sicherheitstechnik einfährt, unter den Erwartungen der Analysten. Der operative Gewinn stieg zwar um gut acht Prozent auf 24,4 Millionen Euro, die operative Marge verbesserte sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr nur marginal von 3,8 auf 3,9 Prozent. Zudem ging der Auftragseingang um 2,1 Prozent, zurück. Obwohl Firmenlenker Stefan Dräger die ersten neun Monate des Geschäftsjahres als "insgesamt solide" bezeichnete, kam der Aktienkurs schon damals ins Rutschen.

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Empfehlung der Redaktion



Fazit der Redaktion: Mit den starken Gewinnmitnahmen ist die Aktie unter unseren Stopp-Kurs bei 82,50 Euro gerutscht. Wir ändern unsere Empfehlung deshalb auf "Beobachten". Die Aktie bleibt aus Sicht der Redaktion ein langfristig aussichtsreiches Investment. Prinzipiell sind mehr Investitionen in Produktentwicklung, IT und in den Vertrieb mit dem Ziel das Umsatzwachstum nachhaltig anzuschieben eine gute Suche. Wie die Maßnahmen jedoch kommuniziert wurden macht Anleger skeptisch, ob es das Geschäft tatsächlich so stabil läuft wies es vom Vorstand dargestellt wird. Zudem hat sich der deutlich größere und profitablere Konkurrent 3M im Bereich Sicherheitstechnik, speziell in der Ausrüstung von Feuerwehrleuten, jüngst im einem großen Zukauf verstärkt. Darüberhinaus wird Drägerwerk im US-Geschäft und in der Bilanz vom starken Euro gebremst. Charttechnische Unterstützungen bei 70 und 73 Euro sollten die jüngsten Gewinnmitnahmen bremsen. Bodenbildung abwarten.

Kursziel: 83,00

Stopp: 58,70