Erinnern Sie sich noch? Am 18. August 2000 fiel der Hammer bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen. Nachdem sich sieben Auktionsteilnehmer um die sechs Lizenzen eine Bieterschlacht geliefert hatten, kamen am Ende erkleckliche 50,8 Milliarden Euro zusammen. Ganz so heiß dürfte es diesmal nicht hergehen. Dennoch kann der Staat auch bei der am 27. Mai in Mainz gestarteten Auktion um neue Mobilfunkfrequenzen wieder mit einigen Milliarden Euro rechnen.

Zur Versteigerung sind dieses Mal Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland zugelassen. "Für uns ist die Teilnahme an der Auktion kein Thema, da wir kein eigenes Mobilfunknetz betreiben. Wir arbeiten gut mit Netzbetreibern zusammen und beziehen dort die benötigten Vorleistungen. Ein eigenes Netz würde sich mit unseren rund 2,8 Millionen Mobilfunkkunden nicht lohnen", so der Chef von United Internet, Ralph Dommermuth. Das Mindestgebot für alle Frequenzen liegt bei 1,5 Milliarden Euro. Diese Summe wurde bereits nach zwei Tagen übertroffen. Experten rechnen damit, dass die Gebote am Ende bis zu fünf Milliarden Euro erreichen werden. Während der Versteigerung wird täglich auf der Internetseite der Bundesnetzagentur über den Verlauf informiert.



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Kauf verpflichtet

"Deutschland stellt als erstes Land in Europa auch Frequenzen aus dem 700-Megahertz- Bereich für mobiles Breitband zur Verfügung", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, auf der Auftaktveranstaltung. "Wir erwarten, dass die Auktion einen starken Impuls für einen raschen Ausbau der Breitbandnetze insbesondere auch im ländlichen Raum gibt." Daher gilt: Wer Frequenzen erwirbt, muss in Funknetze investieren und Autobahnen, Bahnstrecken und ländliche Gebiete mit schnellem mobilem Internet versorgen.

Die Ausgaben dürften die Konzerne nicht umwerfen. Schließlich liegt ihr jährliches Investitionsbudget weit höher. Die Deutsche Telekom will bis 2020 in Festnetz und Mobilfunk sowie in die Digitalisierung ihrer Infrastruktur 23,5 Milliarden Euro stecken. Auch Vodafone hat ein riesiges Investitionsprogramm von rund 26,5 Milliarden Euro angekündigt. Investitionen sind für die Konzerne von elementarer Bedeutung. Denn nur wer investiert, kann im harten Wettbewerb bestehen. Die Anbieter liefern sich seit Jahren ein Kopf-an-Kopf- Rennen um die Marktführerschaft in der deutschen Mobilfunkbranche. Nach dem Abschluss der Übernahme von E-Plus ist Telefónica Deutschland zwar zum kundenstärksten Anbieter aufgestiegen. Gemessen am Umsatz rangiert das Unternehmen aber lediglich auf dem dritten Platz (siehe Grafik rechts), was in der Zusammensetzung des Kundenstamms begründet ist: Der Anteil der wesentlich lukrativeren Postpaid-Verträge ist bei der Konkurrenz deutlich höher.

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T-Aktie avanciert zum Anlegerliebling

Bei der Deutschen Telekom haben die Kosten für Netzausbau und Marketing 2014 aufs Ergebnis gedrückt. Während der Konzernumsatz um 4,2 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro vorangekommen ist, stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nur um 0,8 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Dass die T-Aktie derzeit dennoch zu den Anlegerlieblingen zählt, ist vor allem der prächtigen Entwicklung der amerikanischen Mobilfunktochter geschuldet. Der Umsatz von T-Mobile US stieg vergangenes Jahr um gut ein Fünftel auf 22,4 Milliarden Euro. Nach einem Ebitda-Plus von elf Prozent voriges Jahr soll der Gewinn der US-Tochter im laufenden Jahr sogar um 20 Prozent klettern. Damit wird T-Mobile US auch ein immer wichtigerer Gewinntreiber für die Deutsche Telekom.

Auch bei Vodafone stehen die Zeichen wieder auf Wachstum: Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (per 31. März) erzielten die Briten bei den Telekommunikationsdiensten erstmals seit zehn rückläufigen Quartalen wieder ein Umsatzplus. Für den jüngsten Kurssprung sorgten aber Spekulationen, wonach der Mobilfunkanbieter über einen Börsengang seines Indien-Geschäfts nachdenke. Angeblich sei bereits die Investmentbank Rothschild mit der Erstellung eines Berichts beauftragt worden. Der soll Vorteile eines IPOs der nach Kundenzahl größten Sparte der Briten ermitteln.

Bei Telefónica Deutschland machen sich allmählich die positiven Effekte aus dem Kauf von E-Plus bemerkbar. Der Umsatz der beiden fusionierten Unternehmen stieg im Quartal per Ende März um 2,9 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Dabei profitierte der Konzern vor allem von Tarifen mit mobilem Internet. Das bereinigte Ebitda kletterte um 5,7 Prozent auf 378 Millionen Euro. "Wir sind zum Jahresauftakt gut aus den Startblöcken gekommen", erklärte Konzernchef Thorsten Dirks. Bis Telefónica Deutschland auch unterm Strich schwarze Zahlen schreibt, dürfte es wegen der hohen Abschreibungen aus dem Zukauf zwar noch ein Weilchen dauern. Allerdings hält das den Konzern nicht davon ab, seinen Aktionären üppige Dividenden zu zahlen - was übrigens auch auf Deutsche Telekom und Vodafone zutrifft. Die weit überdurchschnittlichen Renditen sprechen ebenfalls für ein Investment in die drei Aktien.

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