An den Finanzmärkten sorgte diese Aussicht für Hochstimmung. "Ich möchte der Präsident der Patrioten sein und der Gefahr durch Nationalisten die Stirn bieten", kündigte der mit einem links-liberalen Programm angetretene Macron an. Der sozialistische Amtsinhaber Francois Hollande rief seine Landsleute auf, Macron zu unterstützen.

Dass Le Pen in die Stichwahl komme, berge ein Risiko für das Land, sagte Hollande in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. "Frankreichs Zusammensetzung, seine Einheit, seine Mitgliedschaft in Europa und sein Platz in der Welt stehen auf dem Spiel", sagte Hollande. Er werde für Macron stimmen, denn dieser sei am besten geeignet, das französische Volk zu einen.

Le Pen dagegen warf Macron vor, wegen seiner Unerfahrenheit sei er angesichts des islamistischen Terrorismus' schwach. Ihr Vize an der Parteispitze, Florian Philippot, sagte, Macron sei kein Patriot. "Er hat staatliche Firmen verkauft. Er hat die französische Kultur kritisiert", sagte er dem Sender BFM.

Le Pen und Macron liefern sich am 3. Mai eine Fernsehdebatte. Macron habe akzeptiert, verlautete aus dessen Umfeld. Der 39-jährige Macron könnte der jüngste Präsident werden, der jemals in den Elysee-Palast eingezogen ist. Die Kandidaten der von den Wählern beispiellos abgestraften etablierten Parteien von Links und Rechts sicherten ihm umgehend Unterstützung zu. Der Konservative Francois Fillon, der an dritter Stelle lag, gestand seine Niederlage ein und warb wie der sozialistische Spitzenkandidat Benoit Hamon um Unterstützung für Macron: "Es gibt keine andere Wahl, als gegen die extreme Rechte zu stimmen." Beide wollen einen Sieg Le Pens verhindern, die erstmals seit 15 Jahren die Finalrunde erreicht hat.

Dort dürfte den Umfragen zufolge für Le Pen Endstation sein. Macron werden im zweiten Durchgang fast 66 Prozent der Stimmen vorhergesagt. Er kündigte an, er wolle das europäische Projekt erneuern und sich rasch eine Mehrheit im Parlament verschaffen. "Frankreich hat sich für einen pro-europäischen Politiker als Topkandidaten ausgesprochen", zeigte sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf erfreut. "Das ist gut so." Macron mache sich für internationale Zusammenarbeit und freien Welthandel stark.

BÖRSEN FEIERN FAVORITENROLLE MACRONS



Die Erleichterung über Macrons Sieg beflügelte weltweit die Finanzmärkte. Der Dax stieg auf ein Rekordhoch, und der Euro war mit 1,0935 Dollar zeitweise so teuer wie zuletzt vor fünfeinhalb Monaten. An der Wall Street legte der Dow-Jones-Index um ein Prozent zu. In Paris schoss der Auswahlindex CAC40 mehr als vier Prozent in die Höhe auf ein Neun-Jahres-Hoch von 5295 Punkten.

Auch in Berlin wurde die Vorentscheidung mit Erleichterung aufgenommen. "Alles Gute für die nächsten 2 Wochen", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert in einer Twitter-Botschaft mit Blick auf die Stichwahl. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte im ZDF, alle Pro-Europäer und Demokraten seien aufgerufen, für Macron zu mobilisieren. "Ich werde das jedenfalls tun. Denn er könnte ja auch mein zukünftiger Partner bei der Reform der Europäischen Union sein", sagte der SPD-Chef, der am 24. September gegen Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU) antritt.

Macron hatte im Wahlkampf zwar den Außenhandelsüberschuss Deutschlands kritisiert, aber nicht wie Le Pen aggressiv Front gegen den Nachbarn und die EU gemacht. Macron strebt eine stärkere Integration Europas und der Euro-Zone an. So hatte er 2015 mit dem damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ein Konzept für eine EU-Wirtschafts- und Sozialunion entworfen. Im französischen Parlament, das im Juni neu gewählt wird, muss sich Macron allerdings erst noch eine Mehrheit verschaffen.

Gabriel hatte Macron im Wahlkampf bereits früh Unterstützung zugesagt, obwohl die Sozialisten Hamon ins Rennen schickten. Dieser stand als Vertreter der Partei, die mit Hollande den unpopulärsten Präsidenten in der Nachkriegsgeschichte Frankreichs stellt, jedoch auf verlorenem Posten. Auch der Linke Melenchon schaffte es an vierter Stelle nicht in die Stichwahl. Er sagte, er werde für den 7. Mai keine Empfehlung abgeben.

rtr