Eine Antwort auf die anhaltende Erosion der Gewinne hat Eon- Chef Johannes Teyssen noch nicht. Für Schwarzmalerei ist bei Teyssen aber auch kein Platz. "Eon hat sich in einem schwierigen Umfeld insgesamt recht ordentlich behauptet", sagte der Lenker des größten deutschen Energieversorgers bei der Vorlage der Zahlen für das erste Halbjahr.

Fürs Gesamtjahr bekräftigte er die eigene Prognose. Demnach soll der operative Gewinn von 9,3 Milliarden Euro auf acht bis 8,6 Milliarden Euro sinken. Beim nachhaltigen Konzernüberschuss, der zur Berechnung der Dividende herangezogen wird, stellt Eon ein Ergebnis von 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro in Aussicht. Im Vorjahr waren es 1,9 Milliarden Euro. Viele Anleger hatten mit einer Gewinnwarnung gerechnet - und wurden positiv überrascht. Denn nun besteht die Chance, dass Eon die Dividende nach dem herben Einschnitt in diesem Jahr nicht noch weiter senkt. Für 2013 hatte der Konzern die Dividende von 1,10 Euro auf 0,60 Euro pro Aktie gekappt.

Auch die vorgelegten Ergebnisse waren nicht so schlecht wie von Analysten befürchtet. Von Januar bis Juni sank der Umsatz um 13 Prozent auf 56 Milliarden Euro. Beim bereinigten operativen Gewinn verzeichnete der Konzern ein Minus von zwölf Prozent auf fünf Milliarden Euro. Eon verwies dabei auf Veränderungen im Portfolio und negative Währungseffekte. Der nachhaltige Konzernüberschuss fiel um 400 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro.

Der Konzern kämpft nach wie vor mit den Folgen der Energiewende in Deutschland. Zum einen fallen die Einnahmen aus den abgeschalteten Atomkraftwerken weg, zum anderen wird durch den staatlich subventionierten Ausbau erneuerbarer Energien immer mehr grüner Strom ins Netz eingespeist - das lässt die Preise an den Strombörsen sinken. Inzwischen lohnt sich insbesondere der Betrieb der teuren Gaskraftwerke kaum noch. Teyssen kündigte bereits an, unprofitable Kraftwerke abzuschalten. Jedoch profitiert Eon auch von der Energiewende. Der regenerative Bereich zählt zu den wenigen Wachstumskernen des Konzerns und ist eine bedeutende Stütze.

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Vieles hängt an Russland

Überschattet werden solche Erfolge von Schwierigkeiten bei der Expansion ins Ausland. So muss sich Teyssen etwa mit der Ukraine-Krise sowie der Eskalation zwischen Russland und Europa auseinandersetzen. Ein Wirtschaftskrieg zwischen Europa und Russland könnte schwerwiegende Folgen für Eon haben.

Die Düsseldorfer investierten in den vergangenen Jahren fast zehn Milliarden Euro in Russland, unter anderem in den Bau von Kraftwerken. Zudem bezieht Eon etwa ein Drittel bis fast die Hälfte des in Westeuropa vertriebenen Erdgases aus dem Land. Die Sorge vor steigenden Preisen bei Gas aus Russland wies Finanzchef Klaus Schäfer zurück. Er rechne nicht mit einseitigen Preiserhöhungen bei den Lieferverträgen.

Auch Teyssen gibt sich mit Blick auf das Riesenreich im Osten gelassen. "Die Krise in der Ukraine verfolgen wir mit Sorge, gehen aber davon aus, dass wir weiter erfolgreich mit russischen Unternehmen zusammenarbeiten werden", sagt der Konzernchef. Die Schwäche der russischen Währung hingegen macht dem Energieversorger bereits jetzt zu schaffen. Operativ brach das Ergebnis in der Region im ersten Halbjahr um 24 Prozent auf 268 Millionen Euro ein.

Auch in anderen Regionen hat Teyssen mit einigen Problemen zu kämpfen. In Brasilien und der Türkei fuhr der Energieversorger im ersten Halbjahr einen operativen Verlust ein. Zugleich ging das operative Ergebnis in den Ländern der Europäischen Union um rund ein Fünftel zurück. Zunehmend Freude dürfte Teyssen indes an der Förderung von Gas und Öl haben. Getragen von steigenden Produktionsmengen der Nordseefelder stieg der operative Gewinn der Eon-Sparte Exploration und Produktion um fast 50 Prozent auf rund 670 Millionen Euro.

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