Italiens größter Versorger Enel, der Regionalversorger Hera und der Gas- und Stromvertrieb Gala legten Gebote für den Kundenbestand von E.ON vor, wie drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Der französische Energieriese EDF erwäge, über die italienische Tochter Edison ein unverbindliches Gebot außerhalb des offiziellen Bieterprozesses vorzulegen, sagten zwei Insider. Für das Erneuerbare-Energien-Geschäft legten der Energiekonzern Erg und der Infrastrukturfonds F2i Offerten vor, wie zwei der Insider sagten. Auch der Investmentfonds Brookfields habe Interesse gezeigt.

E.ON beschäftigt in Italien rund 1000 Mitarbeiter und beliefert etwa 860.000 Strom- und Gaskunden. Der Konzern betreibt dort Kohle- und Gaskraftwerke sowie Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von etwa sechs Gigawatt. Zu dem Erneuerbare-Energien-Geschäft zählt auch ein Wasserkraftwerk, dessen Wert auf rund eine Milliarde Euro geschätzt werde, sagten Insider. Der Wert der Wind- und Solarkraftwerke werde auf rund 300 Millionen Euro taxiert.

Während das Interesse an den Strom- und Gaskunden sowie am Erneuerbare-Energien-Geschäft hoch sei, sei das traditionelle Stromerzeugungsgeschäft weniger gefragt. Die Stromnachfrage schwächelt wegen der Wirtschaftskrise in Italien, die Preise sind unter Druck.

EDF, Enel, Hera, Erg und F2i lehnten eine Stellungnahme ab, Gala konnte für eine Stellungnahme zunächst nicht erreicht werden.

Insider sagten, auch die Finanzinvestoren Contour Global, Terra Firma und Aquila Capital hätten Interesse an einzelnen Teilen gezeigt. Ein Banker sagte, Shanghai Power sei stark an einem Kohlekraftwerk auf Sardinien interessiert, wollte aber nicht sagen, ob die Chinesen ein Gebot abgegeben haben. Der Wert der Anlage mit einer Kapazität von 598 Megawatt werde auf rund 200 Millionen Euro geschätzt.

E.ON hatte das Italien-Geschäft vor über einem Jahr zum Verkauf gestellt. Ursprünglich hatte E.ON Insidern zufolge angestrebt, das Geschäft bereits im zweiten Quartal zu veräußern. Beim jetzigen Anlauf musste E.ON die Bieterfrist verlängern, sie lief nun am Montag aus. Der Konzern habe bisher nicht entschieden, ob er sein Italien-Geschäft als ganzes oder in Teilen verkauft, sagten Insider.

Reuters