"Das ist sinnvoll und notwendig", kommentierte der Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, Thomas Hechtfischer, am Freitag die Kapitalerhöhung. "Die Eigenkapitalquote von Eon ist erschreckend niedrig." Außerdem brauche das Unternehmen Geld für den staatlichen Atomfonds, der die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls regeln soll, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die E.ON-Aktie zählte am Mittag mit einem Plus von 1,5 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. E.ON hatte zuvor über eine zehnprozentige Kapitalerhöhung 1,35 Milliarden Euro eingesammelt. Mit dem Geld will der Konzern einen Teil seines Beitrags für den staatlich Atomfonds finanzieren.

E.ON hatte Kapitalmaßnahmen in einer Größenordnung von bis zu zwei Milliarden Euro angekündigt. Die Summe entspricht dem Risikoaufschlag, den der Versorger zusätzlich zu dem von ihm in den Atomfonds zu zahlenden Beitrag von acht Milliarden Euro aufbringen muss. Der Fonds regelt die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls, für den die AKW-Betreiber dann nicht mehr verantwortlich sind. Neben einer Kapitalerhöhung hatte der Konzern auch Hybrid-Anleihen in Aussicht gestellt. Diese könnten auch weiter für die zu den zwei Milliarden Euro noch fehlende Restsumme ausgegeben werden, sagte eine Sprecherin am Freitag.

ANLEGER ERLEICHTERT



"Anleger sind erleichtert, dass das Damokles-Schwert der Kapitalerhöhung nicht mehr über E.ON hängt", sagte ein Händler. "Da das Unternehmen zudem mit seinem kürzlich bekanntgegebenen Rekordverlust Tabula Rasa gemacht hat, hat es nun wieder einen größeren finanziellen Spielraum." Die Kapitalerhöhung sei ein wichtiger Schritt zur Sanierung der Bilanz, schrieben auch die Experten von Independent Research.

E.ON-Chef Johannes Teyssen hatte am Mittwoch für das vergangene Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro vorgelegt. Ursache hierfür waren vor allem Abschreibungen auf die frühere Kraftwerkstochter Uniper, an der E.ON noch 47 Prozent hält. Die Eigenkapitalquote betrug zum Ende des Geschäftsjahres noch zwei Prozent nach 17 Prozent ein Jahr zuvor. Zudem drücken den einst größten Versorger Schulden von über 26 Milliarden Euro. E.ON will diese deutlich senken. Hierzu soll unter anderem die restliche Uniper-Beteiligung verkauft werden. Das Paket hat einen Wert von rund 2,4 Milliarden Euro. Zudem sollen bis zu 1300 der 43.000 Arbeitsplätze gestrichen und die Investitionen gekürzt werden.

rtr