Nach einer längeren Phase der Lethargie ist es dem Ölpreis zuletzt gelungen, wieder mehr Schwung zu demonstrieren. Die Notiz ist dabei auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren vorgestoßen. Als Stütze erwiesen sich zuletzt neben einer robusten Nachfrage die türkischen Drohungen gegen einen unabhängigen Kurdenstaat in Nordirak, weil das eventuell das Angebot beeinträchtigen könnte. Außerdem wurde beim jüngsten Treffen von OPEC- und Nicht-OPEC-Förderern eine hohe Disziplin bei der Förderbeschränkung registriert, die über März 2018 hinaus fortgesetzt werden könnte.

Das ist eine Entwicklung, die auch den Kursen der Öl-Aktien wieder etwas auf die Sprünge hilft. Wobei mit Blick auf den Sektor ohnehin zu konstatieren war, dass die Erholung der Rohölpreise gegenüber den Anfang 2016 aufgestellten Vieljahrestiefs den weltweit operierenden Öl- und Gaskonzernen im 1. Halbjahr 2017 bereits die besten Ergebniszahlen seit dem Frühjahr 2015 beschert hat.

Wie die Analysten der NordLB in diesem Zusammenhang herausstellen, haben sich die Kostenkurven der multinationalen Öl- und Gaskonzerne seit 2015 deutlich nach unten verschoben. Diese Reaktionen plausibilisieren, dass die führenden Unternehmen des Sektors die von Aktionären geforderte Ausschüttung spätestens im Verlauf dieses Jahres wieder aus operativ erzielten Zahlungsmittelüberschüssen bezahlen können, heißt es in einer Branchenstudie. Die in Hannover ansässige Landesbank stuft auch deshalb den Sektor als "positiv" ein.

Gleich sieben führende Öl-Produzenten sind mit einer Kaufempfehlung ausgestattet. BÖRSE ONLINE stellt auf den nächsten Seiten jene fünf dieser Favoriten vor, die aus Sicht der NordLB über das größte Kurspotenzial verfügen. In der Spitze haben die Titel dabei gemessen an den Kurszielen bis zu 22 Prozent Luft nach oben.

Auf Seite zwei: ENI





ENI-Aktie



Bei ENI fällt das Kurspotenzial ähnlich hoch aus wie bei Repsol aus Spanien, doch den Angaben der NordLB zufolge winkt bei dem italienischen Öl- und Gas-Konzern die etwas höhere Dividendenrendite. Konkret ist die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 15,50 Euro ausgestattet. Das liegt um rund elf Prozent über der aktuellen Börsennotiz.

Die für das zweite Quartal 2017 von ENI vorgelegten Ergebnisdaten blieben klar hinter dem Erfolg des Jahresauftaktquartals zurück, wobei dieser Rückgang wesentlich aus der Saisonalität der Sparte Gas & Power (einschließlich LNG-/Flüssigerdgasaktivitäten) resultierte. Auf Konzernebene wurde ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 1,02 Milliarden Euro erzielt (erstes Quartal 2017: 1,83 Milliarden Euro, Vorjahr: 188 Millionen Euro). Analysten waren gemäß des von ENI selbst ermittelten Konsens von 1,05 Milliarden Euro ausgegangen. Die Steigerung zum Vorjahr führte ENI sowohl auf das Marktumfeld (Beitrag mit rund 550 Millionen Euro quantifiziert) als auch auf effizientere Produktionsprozesse (Beitrag von rund 300 Millionen Euro) zurück.

Als Chancen und Stärken führt die NordLB bei ENI die Produktionsmengensteigerungen als Resultat einer erstklassigen Explorations-Performance an. Hinzu kommt die Ölförderung im Kaspischen Meer, die im November 2016 wieder aufgenommen wurde (Kashagan; Anteil: 16,8 Prozent). Trotz einer Kappung der Zahlung auf aktuell 0,80 Euro je Aktie werfe der Titel zudem eine hohe Dividendenrendite ab.

Unter Schwächen und Risiken hat Drebing bei ENI den durch den Ölpreisverfall bedingten Ergebniseinbruch stehen. Zudem gebe es erhöhte politische Risiken durch Engagements in Libyen (Produktionsanteil 2016: 20,1 Prozent), in Nigeria (6,7 Prozent) oder im Kongo (5,6 Prozent) zu berücksichtigen.

Der mit dem Erdgasfeld Zohr realisierte Explorationserfolg und ein sich kurzfristig abzeichnender Produktionsanstieg - die Unternehmensprognose geht für 2017 von einem Mengenzuwachs von fünf Prozent aus -stimmen Drebing letztlich aber zuversichtlich. Weil sich das Kurspotenzial gemessen am Kursziel auf mehr als zehn Prozent belief, wurde das Anlageurteil Mitte September von "Halten" auf "Kaufen" angehoben.

Die Schätzungen der NordLB für das Ergebnis je Aktie bewegen sich für 2017 und 2018 bei plus 0,65 Euro und plus 0,71 Euro, nachdem für 2016 noch ein Verlust von 0,41 Euro ausgewiesen wurde. Die Dividendenzahlung sieht man bis auf weiteres bei 0,80 Euro je Anteilsschein, was beim aktuellen Kurs von 13,97 Euro einer Rendite von 5,73 Prozent entspricht.

Charttechnik





Für Dauer-Investoren war es seit 1998 bei ENI nicht möglich, Kursgewinne zu verbuchen und auch den seit März 2009 Bullenmarkt an den Weltbörsen hat der Titel nicht richtig mitgemacht. Das Chartbild ist folglich eher langweilig und lässt auch deshalb keine großen Hoffnungen auf nachhaltige Kursgewinne zu, weil auf den Weg nach oben zahlreiche gestaffelte Widerstände warten, deren knacken nicht einfach sein dürfte.

Profil



ENI ist einer der bedeutenden Öl- und Gaskonzerne Europas. Obwohl grundsätzlich als integriertes Geschäftsmodell angelegt, beruht die Wertgenerierung auf den Erfolgen der Exploration und den Erlösen der Erdöl- und Gasförderung ("Upstream"). Wichtigste Förderregionen sind Nordafrika mit Ägypten und Libyen, Europa mit Italien und Norwegen, Zentralafrika mit Kongo und Nigeria, sowie Kasachstan. Die "Downstream-Aktivitäten", also die Weiterverarbeitung in Raffinerien und das Produktgeschäft, erfüllen aufgrund vernachlässigbarer Dimensionen und schwacher Performance (Petrochemie-Sparte Versalis) nicht die Funktion als zusätzlich tragende Säule; das Tankstellennetz (Marktanteil in Italien bei 25 Prozent) bleibt ein Randgeschäft.

Die Sparte Gas & Power mit 10 Millionen Kunden in Europa, acht Millionen davon in Italien, hatte bis Anfang des Jahrzehnts zeitweilig für stabilisierenden Ausgleich gesorgt. Wertschöpfungsschwerpunkt ist die Gasversorgung. Gas & Power gelten Abspaltungsbestrebungen. Im Konzern verbleibt dagegen die Chemiesparte Versalis. An Saipem, führend mit Ingenieursdienstleistungen für Exploration, Förderung und Prozessinfrastruktur (per 14. September. Marktkapitalisierung: 3,4 Milliarden Euro), besteht eine 30,5 Prozent-Beteiligung. Ankeraktionär ist der italienische Staat, der über CDP und direkt 30,1 Prozent hält. ENI zählte Ende 2016 33,5 Tausend Beschäftigte (Ende 2014 inklusive Saipem und Versalis: 84,4 Tausend).

Auf Seite drei: Total





Total-Aktie



Ein Kaufvotum der NordLB hat auch Total inne. Dieses positive Urteil ist bei dem französischen Ölkonzern mit einem Kursziel von 55,00 Euro verbunden. Das lässt dem Wert immerhin 21,6 Prozent Luft nach oben.

Mit den für das zweite Quartal 2017 vorgelegten Geschäftsdaten hat Total laut Drebing einmal mehr die Prognosen übertroffen. Im Hinblick auf das bereinigte Nachsteuerergebnis gelang dies das zwölfte aufeinanderfolgende Mal seit dem Bericht zum dritten Quartal 2014. Der Konzern berichtete 2,474 Milliarden Dollar. (erstes Quartal 2017: 2,558 Milliarden Dollar, Vorjahr.: 2,174 Milliarden Dollarr). Thomson Reuters hatte den Analystenkonsens mit 2,318 Milliarden Dollar ermittelt.

Besser als erwartet schlossen laut NordLB in erster Linie die Upstream-Aktivitäten (Exploration und Förderung) ab, für die das bereinigte Nachsteuerergebnis mit 1,359 Mrd. Dollar berichtet wurde (erstes Quartal 2017: 1,382 Milliarden Dollar, Vorjahr: 1,043 Milliarden Dollar). Total erzielte im Durchschnitt einen Rohölabsatzpreis von 45,1 Dollar je Barrel, ein Rückgang gegenüber dem ersten Quartal 2017 von acht Prozent. Das Nachsteuerergebnis der Downstream-Aktivitäten (zu 40 Prozent Kraftstoffherstellung in Raffinerien, außerdem Petrochemie, Vertrieb und Service) gab im Vergleich zum sehr guten Vorjahr um 10,0 Prozent nach, weil sich Wartungsstillstände häuften. Auch die Produktion des laufenden Quartals war eingeschränkt; ab Ende August beeinträchtigten Überflutungen die Verarbeitung in Port Arthur (Texas; Kapazität: 225,5 Tausend Barrel je Tag).

Total habe eine überzeugende Reaktion auf den Ölpreiseinbruch gezeigt, indem man operativ gesteigert und bei den Investitionsvorhaben die Ausgabendisziplin verstärkt habe, heißt es. Das Downstream-Geschäft werfe bei niedrigen Rohöl-Notierungen höhere Ergebnisbeiträge aus dem Produktgeschäft ab. Die Ölförderung im Kaspischen Meer sei im November 2016 wieder aufgenommen worden (Kashagan; Anteil: 16,8 Proztent). Es werde aufgrund entsprechender Prioritätensetzung eine unverändert hohe Dividende gezahlt und diese werde ergänzt durch eine Wahldividende ("Scrip dividend"), bei der es bei einem Aktienbezug keinen Zahlungsmittelabfluss gebe.

Negativ sei dagegen, dass die Ergebnisbeiträge der Upstream-Aktivitäten volatil seien und durch den Verfall der Rohöl-Notierungen stark beschnitten würden. Auch gebe es über die Russland-Beteiligung Novatek (Anteil: 18,2 Prozent) US-Dollar-Verbindlichkeiten. Wie bei anderen Öl-Konzerne bestünden außerdem grundsätzliche Risiken wie Fehlschläge in der Exploration, gravierende Umwelt-beeinträchtigungen oder staatliche Willkür.

Die Schätzung für den Gewinn je Aktie beträgt 3,71 Euro für 2017 und 4,05 Euro für 2018, nach einem ausgewiesenen Wert von 4,08 Euro für 2016. Was die Ausschüttung angeht, sollen den Schätzungen zufolge für das laufende Geschäftsjahr 2,49 Euro je Aktie fließen und für 2018 dann 2,55 Euro, nach 2,45 Euro für 2016.

Die Expansionsinitiativen sind nach Aussage von Drebing von kurzfristig greifenden Produktionsanläufen (4x 2016, 12x 2017/2018) oder der Al-Shaheen-Lizenz bis zu den nächstes Jahrzehnt relevanten zehn finalen Budgetfreigaben (2017/2018) und dem Iran-Projekt gestaffelt. Hinzu kommt der Erwerb der Ölsparte von Møller-Mærsk, auf den die NordLB nach Aktualisierung des strategischen Ausblicks näher eingehen will.

Charttechnik





Siebzehn Jahre sind es inzwischen nun schon, in denen der Aktienkurs von Total unter dem Strich nur auf der Stelle tritt. Es gab zwar Ausreißer nach unten und nach oben, doch momentan kostet der Titel nicht mehr als im Oktober 2000. Auch in den vergangenen Jahren herrschte ein Seitwärtstrend vor und solange dieser nicht mit einem Ausbruch nach unten oder nach oben beendet wird, ist diese Aktie charttechnisch relativ langweilig.

Profil



Total ist einer der global führenden Öl- und Gaskonzerne. Das integrierte Geschäftsmodell reicht von der Exploration und Förderung von Rohöl/Gas ("Upstream") zu Aktivitäten, die sich von der Weiterverarbeitung zu Petrochemikalien, Kraftstoffen, Schmierstoffen und Heizöl, über den Handel und Transport der Produkte bis zum Vertrieb an den Endkunden erstrecken ("Downstream"). Wichtigste Förderregionen sind Nigeria, die Vereinigten Arabischen Emirate (2015 erneuerte Lizenz für ADCO), Russland (über Novatek) sowie Norwegen, außerdem Großbritannien, Angola, Indonesien und Katar. Total beschäftigt knapp 100.000 Mitarbeiter. Die Aktie ist das höchstgewichtete Papier im EURO STOXX 50 (Gewicht: 4,6 Prozent) und im CAC 40 (9,1 Prozent).

Auf Seite vier: BP





BP-Aktie



Mit einer Kaufempfehlung ist auch die im britischen Leitindex FTSE 100 enthaltene Aktie von BP versehen. Das Kursziel bewegt sich bei 540,00 Pence. Um diese Vorgabe zu erreichen, müsste der britische Öl-Konzern um 12,5 Prozent zulegen.

Zum Stärken-Chancen-Profil bei BP sollten Anleger wissen, dass die Unternehmensgröße Marktmacht garantiert. Im Bereich Downstream gebe es bei niedrigen Rohöl-Notierungen tendenziell höhere Ergebnisbeiträge aus dem Produktgeschäft und ein Aufrechterhalten der Dividende für das Geschäftsjahr 2017 sei aufgrund entsprechender Prioritätensetzung wahrscheinlich.

Als Schwächen und Risiken sieht Drebing die volatilen Ergebnisbeiträge der Upstream-Aktivitäten, die derzeit auch durch den Ölpreisverfall stark beschnitten würden. Verluste der Beteiligung an der russischen Rosneft aus Fremdwährungsverbindlichkeiten würden auf das BP-Ergebnis außerdem negativ durchschlagen. Bei den sonstigen grundsätzlichen Risiken seien darüber hinaus die Häufung von Fehlschlägen in der Exploration sowie gravierende Umweltbeeinträchtigungen zu berücksichtigen.

Im jüngsten Quartalsbericht wies BP schwächere Ergebniszahlen auf als in den Vergleichsquartalen, schnitt aber besser ab als erwartet. Das operative Ergebnis wurde laut Drebing mit 684 Millionen Dollar oberhalb der Analystenschätzungen berichtet (bereinigtes Nachsteuerergebnis zu Wiederbeschaffungskosten, erstes Quartal 2017: 1,51 Milliarden Dollar, Vorjahr: 720 Millionen Dollar). BP selbst hatte über eine Analystenbefragung die Konsensprognose mit 500 Millionen Dollar ermittelt.

Im Hinblick auf die Verschuldung des Konzerns sei vom Management das Szenario plausibilisiert worden, dass ein Hinausschießen der Nettofinanzverbindlichkeiten über das obere Ende des Zielkorridors von BP vermieden werde. Per 30. Juni errechnete sich ein Verhältnis der Nettofinanzverbindlichkeiten zum investierten Kapital (Capital employed; Summe Eigenkapital und Nettofinanzverbindlichkeiten) von 28,8 Prozent. Auf 30,0 Prozent hatte BP die obere Verschuldungsgrenze festgelegt. Die Ausweitung der Verschuldungsrelation innerhalb der ersten sechs Monate gegenüber 26,8 Prozent per Ultimo 2016 resultiere aus der Befriedigung von Ansprüchen im Zusammenhang mit der Katastrophe im Golf von Mexiko.

Vor dem Hintergrund der zuletzt erfolgreichen operativen Performance sowie einer rückläufigen Mittelbeanspruchung aus der Deepwater Horizon-Aufarbeitung kommt die NordLB zu dem Schluss, dass eine innenfinanzierte Dividende ab dem 2. Halbjahr plausibel erscheint. Konkret wird für das laufende und das kommende Geschäftsjahr mit einer Zahlung von 30,92 Pence und 30,69 Pence gerechnet, nach 31,32 Pence für das abgelaufene Geschäftsjahr. Das angepasste Ergebnis je Aktie taxiert man für 2017 auf 30,61 Pence und für 2018 auf 37,41 Pence. Für 2016 waren vom Unternehmen 10,23 Pence ausgewiesen worden.

Charttechnik





Die Notiz von BP bewegt sich momentan auf einem Stand, der bereits vor 20 Jahren Gültigkeit hatte. Charttechnisch gesehen ist damit das Urteil über diesen Wert bereits gefällt. Will heißen: Richtig prickelnd ist das Chartbild langfristig gesehen nicht. Kurzfristig würden sich aber die Perspektiven deutlich bei einem Sprung über das bisherige Jahresschlusshoch von 519 Pence aufhellen.

Profil



BP gehört zu den weltweit führenden Öl- & Gasunternehmen. Das integrierte Geschäftsmodell umfasst die Exploration und Förderung von Rohöl/Gas ("Upstream") sowie Aktivitäten, die sich von der Weiterverarbeitung zu Petrochemikalien, Kraftstoffen, Schmierstoffen oder Heizöl, über den Handel und Transport der Produkte bis zum Vertrieb an den Endkunden erstrecken ("Downstream"). Als strategische Kernregionen der Öl- und Gasexploration sind der Golf von Mexiko, Angola, Aserbaidschan und die Nordsee definiert. BP zählt weltweit über 80 Tsd. Beschäftigte. Bis 2013 war BP über die Tochter TNK stark in Russland engagiert; diese Aktivitäten wurden durch eine 19,75%-Beteiligung an Rosneft ersetzt. Die Katastrophe im Macondo-Ölfeld vor dem US-Bundesstaat Louisiana hat seit 2010 mit Aufwandsbuchungen von 63,2 Milliarden Dollar belastet (vor Steuern). Alle wesentlichen Ansprüche gelten damit als abgedeckt. Die BP-Aktie nimmt im FTSE-100 mit 4,5 Prozent das vierthöchste Gewicht ein (per 31. Aug. 2017).

Auf Seite fünf: Royal Dutch Shell





Royal Dutch Shell-Aktie



Mit einer Kaufempfehlung der NordLB ist auch Royal Dutch Shell versehen. Das Kursziel ist in diesem Fall auf 2.650 britische Pence festgezurrt. Das ist eine Vorgabe, die sich um gut 17 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegt.

Aus Sicht von Analyst Oliver Drebing ragte der niederländisch-britische Konzern bei der operativen Performance zuletzt innerhalb der Vergleichsgruppe der börsennotierten und über Upstream- wie über Downstream-Kapazitäten agierenden Unternehmen heraus.

Die Innenfinanzierungskraft der Gesellschaft haben auch im zweiten Quartal 2017 die Dividendenzahlungen abgedeckt (freier Cash Flow größer als die Dividende) und damit sei das zuletzt in vier aufeinanderfolgenden Quartalen gelungen. Die unternommenen Spar- und Effizienzmaßnahmen bildeten darüber hinaus die Basis für einen starken Cash Flow bei Brent-Notierung nahe der 50 Dollar-Marke je Barrel.

Bei Stärken und Chancen kann Royal Dutch Shell damit punkten, dass die Unternehmensgröße Marktmacht garantiert, wobei das insbesondere bei Flüssiggas/LNG gelte. Das Downstream/Produktgeschäft erziele bei niedrigen Rohöl-Notierungen tendenziell höhere Ergebnisse und die Gewährleistung des Dividendenniveaus ist als zentrale Zielgröße der Unternehmenssteuerung definiert.

Zu den Schwächen und Risiken zählt Drebing die volatilen Upstream-Ergebnisbeiträge, die auch noch durch den Preisverfall von Rohöl/Gas beschnitten würden. Durch den Kauf von BG habe sich die Verschuldung deutlich erhöht. Als grundsätzliche Risiken werden Fehlschläge in der Exploration (aktuell: Alaska) angeführt sowie gravierende Umweltbeeinträchtigungen (akut: seismische Aktivität am Erdgasfeld Groningen/Niederlande)

Das Fazit zu dem Wert lautet hier, um die BG-Integration herum sei ein Masterplan gestrickt, dessen Kosten- und Risikoprofil die Dividende selbst bei einem über Jahre gedrückten Ölpreis plausibel absichere. Bezogen auf die A-Shares bestätigt man deshalb das genannte Kursziel sowie das Anlageurteil "Kaufen".

Charttechnik





Der Aktienkurs von Royal Shell Dutch war in den vergangenen zehn Jahren von etlichen Auf- und Abwärtsbewegungen gekennzeichnet. Vorwärts gekommen ist die Notiz in dem genannten Zeitraum unter dem Strich nicht wirklich. Immerhin konnte ein von September 2014 bis Anfang 2016 erlittener scharfer Kurseinbruch mittlerweile weitgehend ausgebügelt werden. 2017 hat sich aber wieder ein Seitwärtstrend breit gemacht und dieser wäre erst bei Kursen über dem Jahreshoch von 22,83 Pfund überwunden.

Profil



Royal Dutch Shell Plc (RDS) gehört zu den global bedeutenden Ölunternehmen. Das integrierte Geschäftsmodell umfasst die Exploration und Förderung von Rohöl/Gas ("Upstream") sowie Aktivitäten, die sich von der Verarbeitung zu Petrochemikalien, Kraftstoffen, Schmierstoffen oder Heizöl, über den Handel und Transport der Produkte bis zum Vertrieb an Endkunden erstrecken ("Downstream"). Europa stand 2016 für 25 Prozent der Gasfördermenge, 13 Prozent der Ölförderung und 19 Prozent der Upstream-Produktion insgesamt (Öl-Äquivalente). Auf USA und Kanada entfielen 20 Prozent der Gesamtfördermenge, auf Asien und die Golfstaaten 34 Prozent und auf Afrika (insbesondere Nigeria) elf Prozent. Bei den Raffinerieaktivitäten hatte Europa konzernweit ein Gewicht von 30 Prozent.

Royal Dutch Shell zählte im März 2016 weltweit 98.000 Beschäftigte (kurz zuvor, ohne BG-Group: 93.000), noch 85.000 waren es Mitte 2017. Eine Quellensteuer (15 Prozent) entsprechend niederländischer Besteuerung fällt auf Dividendenzahlungen aus A-Shares (54,6 Prozent des Aktienkapitals, FTSE-100 Gewicht von 5,05 Prozent) an, nicht aber auf Dividenden der britischem Steuerrecht unterliegenden B-Shares (45,4 Prozent des Aktienkapitals, FTSE-100 Gewicht von 4,26 Prozent).

Auf Seite sechs: Exxon Mobil





Exxon Mobil-Aktie



Bei Exxon Mobil hat die NordLB das Kursziel im Zuge einer Kaufempfehlung auf 100,00 Dollar festgezurrt. Damit verfügt dieser im Dow Jones Industrial Average vertretene Titel theoretisch über ein Kurspotenzial von 22,5 Prozent.

In Sachen Geschäftsentwicklung und Perspektiven heißt es von Seiten des Analysten Oliver Drebing, dass das zuletzt vorgelegte Ergebnis leicht unter den Prognosen ausgefallen ist. Unter anderem seien Ergebniseinbußen durch niedrigere Fördermengen zu konstatieren gewesen. Dafür sei aber die Verarbeitung dank gestiegener Margen und Auslastungen nochmals stärker ausgefallen. Den Investitionsplan für 2017 habe die Gesellschaft bestätigt und die Dividende sei über die Innenfinanzierung gedeckt.

Den Schätzungen zufolge soll der Gewinn je Aktie von 2016 bis 2018 von 1,88 Dollar über 3,64 Dollar auf 4,14 Dollar steigen. Mit der Ausschüttung soll es gleichzeitig von 2,98 Dollar über 3,06 Dollar auf 3,20 Dollar je Anteilsschein nach oben gehen.

Als Stärken und Chancen werden die geringe Verschuldungsquote sowie der ansteigende Dividendenpfad genannt. Lobend findet zudem Erwähnung, dass der Konzern aufgrund der Unternehmensgröße weltweit über ein erhebliches Gewicht am Markt und gegenüber politischen Entscheidungsträgern verfügt. Eine Stütze sei auch das Downstream-Geschäft, weil bei fallenden Rohöl-Notierungen über diese Schiene höhere Ergebnisbeiträge aus dem Produktgeschäft winkten.

Unter den Schwächen und Risiken führt die NordLB dagegen die Ergebnisbeiträge der Upstream-Aktivitäten, die durch den Einbruch der Rohöl-Notierungen stark beschnitten würden. Bei Flüssigerdgas/LNG drohten außerdem längerfristig Preisrisiken aus einem möglichem Überangebot nach 2020. Hinzu kämen erhöhte Risiken für Russland-Investitionen sowie grundsätzliche Gefahren wie Fehlschläge in der Exploration oder gravierende Umweltschäden.

Zusammenfassend heißt es zu diesem Wert, mit einem defensiv ausgerichteten Portfolio stehe Exxon Mobil für Verlässlichkeit und Kontinuität. Der Investitionsplan lasse Raum für das Ausnutzen strategischer Opportunitäten. Unverrückbar bleibe die Zusage einer progressiven Dividende, allerdings seien Aktienrückkäufe bis auf weiteres eingestellt.

Charttechnik





Langfristig-Anleger hatten mit den Aktien von Exxon Mobil von Januar 1978 bis Junoi 2014 eine tolle Zeit. Denn damals stieg der Kurs von 2,71 Dollar auf 104,38 Dollar und zudem gab es meist auch noch eine attraktive Dividendenrendite. Doch durch die ins Stocken geratene Ölpreis-Entwicklung ist auch die Notiz von Exxon Mobil in den vergangenen Jahren nicht mehr vorwärts gekommen. Selbst von der Ölpreiserholung seit Anfang 2016 hat der Wert nicht richtig profitiert und ein intakter Seitwärtstrend lässt momentan kein uneingeschränkt positives Charturteil zu.

Profil



Exxon Mobil ist der größte der global operierenden Öl- und Gaskonzerne. Das integrierte Geschäftsmodell reicht von der Exploration und Förderung von Rohöl/Gas ("Upstream") zu Aktivitäten, die sich von der Weiterverarbeitung zu Petrochemikalien, Kraft- und Schmierstoffen bis zum Vertrieb an den Endkunden erstrecken ("Downstream"). Der Anteil der Erdgasförderung an der Produktionsleistung von 4.053 kboe/d (Tausend Barrel Öläquivalent je Tag, Angaben bezogen auf 2016) beträgt 39 Prozent (Vorjahr: 43 Prozent), der Anteil der Produktion von Rohöl und Flüssigerdgas/LNG 61 Prozent (Vorjahr: 57 Prozent).

Mit Kasachstan vornan ist Asien die wichtigste Förderregion sowohl des Gas- (2016: 37 Prozent Anteil an konzernweiter Gasförderung) als auch des Ölgeschäfts (30 Prozent Produktionsanteil). Exxon Mobil ist stark in Russland investiert (Sibirien, Sachalin). Auf die USA entfallen 21 Prozent der konzernweiten Rohöl- und 30 Prozent der Erdgasproduktion. Europa hat innerhalb des Konzerns einen Anteil von 21 Prozent an der Gasproduktion. Allein auf die Ölförderung konzentrieren sich die Afrika-Aktivitäten, deren hohe operative Marge hervorsticht (20 Prozent der konzernweiten Ölproduktion). Expansionsprojekte sind untern anderem Kashagan (Kaspisches Meer) und der Ausbau der LNG-Kapazität in Australien.