Sie betonten, Draghi habe sich mit seinen Äußerungen nicht auf eine konkrete Entscheidung zum Eindämmen der Geldflut festgelegt. Die EZB lehnte eine offizielle Stellungnahme zur Auslegung der Rede ab, die dem Euro-Kurs zeitweise auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 1,1390 Dollar getrieben hatte.

Draghi hatte auf der Notenbanken-Konferenz im portugiesischen Sintra gesagt, alle Zeichen deuteten auf eine Festigung und Verbreiterung der Erholung in der Euro-Zone hin. Zudem seien Faktoren, die die Inflation drückten, vor allem temporär.. Das deuteten manche Händler als Signal, dass die Europäische Zentralbank (EZB) sich darauf vorbereite, ihre Staatsanleihenkäufe von derzeit 60 Milliarden Euro pro Monat ab Januar herunterzufahren. Die Äußerungen von EZB-Insidern nahmen den Spekulationen auf eine baldige Straffung der Geldpolitik dann allerdings etwas den Wind aus den Segeln.

Den Insidern zufolge wollte Draghi die Märkte darauf vorbereiten, dass im Herbst möglicherweise eine Entscheidung über die Zukunft des 2,28 Billionen Euro schweren Anleihen-Kaufprogramms ansteht. Eine Vorfestlegung sei damit aber nicht verbunden. "Was ich von der Draghi-Rede mitnehme ist, dass eine Entscheidung im September möglich aber nicht sicher ist", sagte einer der Insider. Ob es dazu komme, hänge auch von der Inflationsentwicklung und anderen Wirtschaftsdaten ab, hieß es in den Notenbankkreisen.

Wie schwierig es für Währungshüter sein kann, Investoren auf einen möglichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorzubereiten, musste 2013 der damalige US-Notenbank-Chef Ben Bernanke erleben. Er hatte damals weltweit heftige Marktreaktionen ausgelöst, als er in einer Anhörung im US-Kongress beiläufig erklärte, die Fed könnte bei anhaltend positiven Wirtschaftsdaten ihre Wertpapierkäufe allmählich zurückfahren. Als "taper tantrum" ist die dadurch ausgelöste weltweite Achterbahnfahrt an den Börsen inzwischen zum geflügelten Wort geworden.

rtr