Eine Sprecherin des Ministeriums sagte am Freitag, bis zum Sommer sollten gemeinsame Arbeitsgruppen dazu Vorschläge unterbreiten. Themen seien etwa die Schaffung eines eigenen Börsenindex sowie Erleichterungen bei den Offenlegungs- und Berichterstattungspflichten. Das auch unter dem Namen "Börse 2.0" bekannte Projekt ist in der Branche umstritten. So ist nicht klar, ob es überhaupt ausreichend Interessenten gibt.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte sich am Vortag zu einem ersten Runden Tisch mit Vertretern von Start-ups, Risikokapitalgesellschaften, Banken, Anlegerschützern und der Deutschen Börse getroffen. Ziel der Gespräche ist, zu klären, wie wieder mehr Börsengänge von wachstumsstarken Start-ups in ermöglicht werden können. "In Deutschland haben wir viele junge innovative Unternehmen, die das Potenzial haben, ein 'Großer Player' zu werden", erklärte Gabriel. Oft blieben diese aber hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil es an der Finanzierung in der kapitalintensiven Wachstumsphase hapere.

"Börsengänge können hier eine Chance bieten, das nötige Kapital zu generieren, um weiter zu wachsen und international erfolgreich zu werden", erklärte der SPD-Chef. Deshalb müsse die Börse als bedeutende Finanzierungsquelle für junge Wachstumsunternehmen wiederbelebt werden, erklärte Gabriel.

Bei Börsianern, Aufsichtsbehörden und Bankern ist die Idee umstritten. "Es muss verhindert werden, dass eine Reihe von halbfertigen Unternehmen an die Börse kommt, die nicht performen", sagte eine mit den Diskussionen vertraute Person. Mit dem 1997 inmitten des Technologie-Booms geschaffenen "Neuen Markt" gab es bereits ein Börsensegment für junge Unternehmen. Nach dem Platzen der "Dotcom-Blase" stürzten die Kurse ins Bodenlose, 2003 stellte die Deutsche Börse das Segment ein.

Die Deutsche Börse erklärte nach dem Treffen bei Gabriel, sie sei in einem konstruktiven Dialog mit allen relevanten Beteiligten, um gemeinsam die Rahmenbedingungen für die Finanzierung junger Wachstumsunternehmen zu verbessern. "Im Rahmen ihrer Möglichkeiten will die Deutsche Börse aktiv dazu beitragen, den Standort Deutschland für Startup-Unternehmen attraktiver zu machen." Die Börse hat bereits die Einrichtung einer vorbörslichen Online-Plattform angeboten, auf der Firmen und Anleger Kontakte vor einem Börsengang knüpfen können.

Reuters