Noch steckt der Dax zwar weiter in der im April 2015 aufgenommenen Korrekturbewegung fest. Doch zuletzt demonstrierten die Kurse eindeutig wieder etwas mehr Stärke. Ob es zu einem nachhaltigen Ausbruch nach oben beim Dax kommen wird, bleibt aber abzuwarten. Bis es soweit ist, sind Anleger noch mehr als sonst darauf angewiesen, mit dem richtigen Stock-Picking ihr Glück zu machen.

Begleitet von einigen interessanten Unternehmen, die sich als potenzielle Kaufkandidaten eignen, waren die Analysten der Berenberg Bank, die sich einem Stock-Picking-Ansatz verpflichtet fühlen, gerade auf einer Investoren-Tour in den USA unterwegs. Zum zweiten Mal hat die seit fünf Jahren mit einem Sales-Team in den USA aktive deutsche Privatbank dort eine branchenübergreifende Konferenz abgehalten.

Über drei Tage verteilt präsentierten sich in dem kleinen Ort Tarrytown im US-Bundesstaat New York rund 80 Vorstandschefs und Finanzvorstände, um die Teilnehmer über die jüngsten Geschäftsentwicklungen sowie die weiteren Aussichten zu informieren. Teil der Konferenz waren zudem auch mehr als 750 Meetings zwischen Investoren und den teilnehmenden Unternehmen.

Aus dem umfassenden Pool an europäischen Gesellschaften, die bei der Veranstaltung präsent waren, hat sich BÖRSE ONLINE eine Handvoll an Aktien aus Deutschland herausgepickt, die mit einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank versehen sind und über ein noch ansehnliches Kurspotenzial verfügen. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie die Namen dieser Unternehmen sowie weitere Details.



Deutsche Aktien-Favoriten der Berenberg Bank, Nummer eins: Brenntag AG (WKN: A1DAHH, 48,44 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 30. Mai 2016)



Nach einer zunächst starken Performance seit dem Börsengang im Jahr 2010 bewegt sich der Aktienkurs von Brenntag aktuell nur leicht über einem bereits Mitte 2014 erreichten Niveau. Charttechnisch gibt es somit kurzfristig betrachtet vielleicht spannendere Titel als den Weltmarktführer in der Chemiedistribution, der mit einem weltweiten Netzwerk von mehr als 530 Standorten in 74 Ländern aktiv ist.

Der zuletzt vorherrschende Seitwärtstrend lässt sich damit erklären, dass zuletzt nicht immer alle Ergebnisausweise überzeugten. Das war auch jüngst bei der Vorlage der Erstquartalszahlen wieder der Fall. Von Januar bis März stiegen die Erlöse wechselkursbereinigt nur um 1,3 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro und auf unbereinigter Basis ergab sich sogar ein noch geringeres Plus von 0,2 Prozent. Während das operative EBITDA mit plus 0,7 Prozent auf 192 Millionen Euro ebenfalls praktisch stagnierte, sank das Ergebnis nach Steuern nicht zuletzt aufgrund eines Einmaleffektes um knapp 28 Prozent auf 66 Millionen Euro. Für einige Analysten war das zu wenig und sie senkten teilweise ihre Kursziele.

Die Berenberg Bank bekräftigte zwar ihre Kaufempfehlung, aber auch der zuständige Analyst Simon Mezzanotte zeigte sich enttäuscht. Die Probleme im Öl- und Gasgeschäft bezeichnete er zwar als bekannt, doch die Margen in Nordamerika hätten sich dennoch stärker als von ihm erwartet belastet gezeigt. Kritisch beurteilte er auch die Margenentwicklung im wichtigen Europageschäft. Gleicht hofft er aber auch auf eine langsame konjunkturelle Besserung in den europäischen Ländern, in denen Brenntag aktiv ist.

Der Konzern erwirtschaftet relativ stabile Cash Flows, welche Investitionen und Dividenden gut abdecken und zudem Spielräume für die verfolgte Akquisitionsstrategie eröffnen und so immer wieder kleinere Zukäufe ermöglichen, ohne dadurch das Investmentgrade-Rating zu gefährden. In Sachen M&A-Optionen sieht die Berenberg Bank die Gesellschaft gerüstet, um in den beiden kommenden Jahren bis zu 800 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um damit Akquisitionen zu stemmen. Falls sich etwas Passendes anbieten sollte, könnten aber vielleicht sogar 1,6 Milliarden Dollar locker gemacht werden.

Auf der Konferenz habe sich der Finanzvorstand Georg Müller zuversichtlich gezeigt, wie es heißt, und auch auf ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell verwiesen. Dieses besteht aus einem sehr breiten Produktportfolio, einer ebenfalls breit gefächerten Lieferantenbasis sowie eine diversifizierte Kundenstruktur. Die Berenberg Bank veranschlagt das Kursziel bei dem Titel, der seit dem 27. Januar zu den so genannten Alpha-Aktien gezählt wird, auf 60 Euro. Das bewegt sich um fast 24 Prozent über den aktuellen Notierungen. Der Gewinn je Aktie wird 2017 bei 3,12 Euro gesehen. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 15,5.



Deutsche Aktien-Favoriten der Berenberg Bank, Nummer zwei: Patrizia Immobilien AG (WKN: PAT1AG, 25,035 Euro)



Auch der Immobilienkonzern Patrizia Immobilien hat nach einer jahrelang starken Wertentwicklung zuletzt einen Gang zurückgeschaltet, doch jetzt schickt sich die Notierung an, wieder nachhaltig in den Vorwärtsgang zu schalten.

Die Gesellschaft ist seit über 30 Jahren in 15 Ländern Europas als Investment-Manager auf dem Immobilienmarkt tätig. Das Spektrum umfasst dabei den Ankauf, das Management, die Wertsteigerung und den Verkauf von Wohn- und Gewerbeimmobilien über eigene lizensierte Investmentplattformen. Man sieht sich selbst als eines der führenden Immobilien-Investmenthäuser in Europa, das gleichermaßen für große institutionelle Investoren wie auch für Privatanleger national und international agiert.

Laut der Berenberg Bank hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren den Fokus mehr auf die Veraltung von Kundenprojekten verlegt. Ende 2015 habe sich das so verwaltete Vermögen auf 16,6 Milliarden Euro belaufen nach 2,7 Milliarden Euro in 2010. Davon seien 8,8 Milliarden Euro für Drittparteien verwaltet worden und bei 6,7 Milliarden Euro habe es sich um Co-Investments gehandelt. Obwohl man stärker europaweit aktiv sei als früher, befänden sich aber noch immer 67 Prozent der Assets in Deutschland.

Auf die im Mai für das erste Quartal vorgelegten Ergebnisse reagierte der Aktienkurs positiv. Auch ohne den Ergebnisbeitrag aus dem Verkauf des sogenannten Harald-Portfolios hat sich das operative Ergebnis in diesem Zeitraum mit 14,2 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Gleichzeitig bekräftigte der Vorstand die Jahresziele. Angestrebt wird weiterhin ein Wachstum bei den Assets under Management netto um zwei Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von mindestens 250 Millionen Euro.

Berenberg hat die Einstufung nach Zahlen auf Kaufen belassen. Die Ergebnisse zum Jahresauftakt seien stark ausgefallen, schrieb Analyst Kai Klose in einer Studie. Die Augsburger befänden sich auf einem guten Weg. Bei der Konferenz in Tarrytown hätten die Verantwortlichen den Eindruck erweckt, als ob in Sachen Assets under Management das gute Momentum anhalte. Die in dieser Hinsicht für 2016 gesteckten Ziele sollten erreichbar sein. Auch könne von einer weiteren Expansion in Europa ausgegangen werden. Insgesamt habe man durch die Präsentation einen guten Eindruck gewonnen. Als Kursziel werden weiterhin 28,00 Euro genannt. Das lässt theoretisch ein Aufwärtspotenzial von knapp zwölf Prozent. Mit einer Dividendenzahlung wird allerdings bis auf weiteres nicht gerechnet.



Deutsche Aktien-Favoriten der Berenberg Bank, Nummer drei: Zooplus AG (WKN: 511170, 131,00 Euro)



Durchgeschnauft hatte eine Zeit lang auch die Aktie der Zooplus AG. Doch wie es scheint, war das nur eine Konsolidierung im grundsätzlich weiterhin bestehenden Aufwärtstrend. Zumindest erweckt diesen Eindruck das jüngste Kursverhalten, denn da zogen die Notierungen wieder etwas an und der Kurs scheint jetzt wieder Richtung Rekordhoch bei 148,80 Euro steuern zu wollen.

Wieder etwas auf die Sprünge geholfen haben dem Internethändler für Heimtierprodukte die Zahlen für das erste Quartal. Denn der Vorsteuergewinn kam da von 1,6 Millionen auf 2,9 Millionen Euro voran. Der Umsatz erhöhte sich von 26 Prozent auf 207,8 Millionen Euro. Außerdem wurde von der im SDAX notierten Gesellschaft bekräftigt, im Gesamtjahr 14 bis 18 Millionen Euro verdienen zu wollen und Erlöse von mindestens 875 Millionen Euro zu erzielen.

Angeboten werden von der Gesellschaft in 24 Ländern über 8.000 Markenprodukte an Haustierbedarf, Tierfutter und Tierzubehör wie Hundefutter, Katzenfutter, Hundebett und Aquarium. Die Fokussierung auf das Online-Geschäft ist auch das größte Asset, mit dem man wuchern kann. Laut Berenberg Bank ist Zooplus in Europa die Nummer drei unter den Händlern von Heimtierprodukten und von 2012 bis 2015 habe man eine jährliche Wachstumsrate beim Umsatz von 31 Prozent verbucht.

Die deutsche Fressnapf und die britische Pets at Home seien Offline zwar umsatzmäßig stärker als Zooplus, aber im Onlinebereich sei diese beiden Unternehmen nur schwach vertreten und auch das Umsatzwachstum sei da relativ gering. Hervorgehoben wird ansonsten vor allem der Preisvorteil, über den Zooplus verfüge. Bei einem europäischen Gesamtmarktvolumen von 25 Milliarden Euro habe die Gesellschaft erst einen Marktanteil von 3,4 Prozent inne, wenn man Offline- und Online-Geschäft zusammennehme.

Bei einem für 2017 erwarteten Gewinnwachstum von 2,76 Euro bewegt sich das geschätzte KGV zwar bei optisch hohen 47,5. Der zuständige Berenberg-Analyst Gunnar Cohrs hält ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,7 für 2017 angesichts eines von 2015 bis 2018 erwarteten Gewinnwachstums von 55 Prozent p.a. aber für günstig, zumal die Vergleichsgruppe hier auf einen Wert von 1,3 komme. Die guten Aussichten seien somit noch nicht im Aktienkurs eingepreist. Die Kaufeinstufung für Zooplus bekräftige er nach der Investorenveranstaltung und auch das Kursziel beließ er bei 160,00 Euro. Geht die Vorgabe auf, müsste der Titel um gut 22 Prozent zulegen.



Deutsche Aktien-Favoriten der Berenberg Bank, Nummer vier: Merck KGaA (WKN: 659990, 90,01 Euro)



Der Aktienkurs der Merck KGaA sieht im Grunde genommen ähnlich aus wie bei den bisher besprochenen Mitfavoriten. Erst ging es jahrelang aufwärts, bevor es dann zu einer deutlicheren Korrekturbewegung kam, doch aus dieser scheint der Titel jetzt wieder nach oben hin ausbrechen zu wollen.

Wie das zu erwarten ist, wird diese Entwicklung begleitet von guten Unternehmensnachrichten. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck ist überzeugend in das neue Jahr gestartet und erhielt dabei auch Unterstützung von einer im Vorjahr getätigten 17 Milliarden teuren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich. Davon beflügelt kletterten die Umsatzerlöse in den ersten drei Monaten um 20,5 Prozent auf 3,67 Milliarden Euro. Auch organisch wuchs der Umsatz um knapp 5 Prozent.

Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis kam um 27 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro voran, beim Konzernergebnis blieben mit 591 Millionen Euro hängen, nach 282 Millionen Euro im Vorjahr. Auch der Ausblick für den Gewinn je Aktie habe am oberen Ende der Erwartungen gelegen.

Der DAX-Vertreter sieht sich selbst als ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials. Mit 50.000 Mitarbeitern arbeite man an biopharmazeutischen Therapien zur Behandlung von Krebs oder Multipler Sklerose über wegweisende Systeme für die wissenschaftliche Forschung und Produktion bis hin zu Flüssigkristallen für Smartphones oder LCD-Fernseher. Gegründet wurde die Gesellschaft übrigens bereits 1668, damit ist man eigenen Angaben zufolge das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Die Gründerfamilie ist bis heute Mehrheitseigentümerin.

Die zuständige Analystin Louise Pearson bezeichnete die von Finanzvorstand Marcus Kuhnert gehaltene Präsentation als optimistisch gestimmt und speziell der Bereich Gesundheit berge einige Katalysatoren für die nähere Zukunft. Sie sah sich in ihrer Kaufempfehlung bekräftigt und sprach im Anschluss an die Veranstaltung von einem Chance-Risiko-Verhältnis aus Anlegersicht. Der Gewinn je Aktie soll von 2,56 Euro im Vorjahr bis 2018 auf 4,69 Euro steigen. Als Kursziel werden weiterhin 99,00 Euro genannt. Theoretisch geht damit ein Kurspotenzial von zehn Prozent einher.



Deutsche Aktien-Favoriten der Berenberg Bank, Nummer fünf: Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA (FMC, WKN: 578580, 78,34 Euro)



Noch mitten in einer Seitwärtsbewegung, die nun schon seit mehr als zwei Jahren anhält, befindet sich die Aktie von Fresenius Medical Care. In der Vergangenheit war es aber zumindest seit dem Jahr 2002 letztlich stets so, dass diese Verschnaufpausen doch wieder von weiter steigenden Notierungen abgelöst wurden. Damit es auch dieses Mal wieder so kommt, sind ansprechende Geschäftszahlen vonnöten, denn diese hat man auch in der Vergangenheit immer wieder vorgelegt.

Die Gesellschaft profitiert dabei von ihrer Marktstellung, sieht man sich doch selbst als der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Patienten mit chronischem Nierenversagen. Weltweit gibt es davon rund 2,8 Millionen Patienten, die sich regelmäßig einer Dialysebehandlung unterziehen müssen. FMC bietet Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Dialyse an. In einem weltweiten Netz aus mehr als 3.400 Dialysekliniken werden knapp 300.000 Patienten betreut. Zugleich bezeichnet man sich mit 40 Produktionsstätten auf allen Kontinenten als weltweit führender Anbieter von Dialyseprodukten wie Dialysegeräten, Dialysatoren und damit verbundenem Einweg-Zubehör.

Die Strategie ist auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Grundsätzlich wurde dieser Vorsatz auch im ersten Quartal 2016 eingelöst. Für die ersten drei Monate meldete der DAX-Vertreter ein Erlösplus von sechs Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar und einen Anstieg beim operativen Ergebnis von sieben Prozent auf 540 Millionen Dollar. Unter dem Strich blieben mit 228 Millionen Dollar neun Prozent mehr als im Vorjahr hängen. Auch die Jahresprognosen wurden bekräftigt. Diese beinhalten einen währungsbereinigter Umsatzanstieg von sieben bis zehn und das auf die FMC-Anteilseigner entfallende Konzernergebnis soll sich um 15 bis 20 Prozent verbessern.

Diese Vorgabe bekräftigte der Vorstandschef Rice Powell auch wieder bei seiner Präsentation auf der Berenberg Bank-Konferenz und er sprach auch erneut davon, dass mit Blick auf die Ziele für 2016 alles nach Plan laufe. Die Berenberg wiederholte nach der Investorenveranstaltung ihre Kaufempfehlung für den Titel. Auch das Kursziel wurde bei 91 Euro belassen. Allerdings war diese Vorgabe Anfang Mai in Reaktion auf die erwähnten Quartalszahlen, die als etwa verhalten eingestuft wurden, um einen Euro gesenkt worden.

Für den zuständigen Analysten Tom Jones zählt das Unternehmen aber dennoch weiterhin zu den Favoriten im Dialyse-Sektor. Das genannte Kursziel birgt ein Aufwärtspotenzial von gut 16 Prozent. Beim Gewinn je Aktie wird von 2015 bis 2018 mit einer kontinuierlichen Steigerung von 3,37 Euro über 4,07 und 4,57 Euro bis auf 5,19 Euro gerechnet. Gelinge es wie geplant, 2016 das Ergebnis um 15-20 Prozent zu verbessern, rechtfertige das durchaus KGVs im niedrigen 20er-Bereich, so Jones.