Der Mobilfunkanbieter Freenet will seine Aktionäre mit steigenden Dividenden bei der Stange halten. Nach einer Erhöhung der Gewinnbeteiligung für 2014 um fünf Cent auf 1,50 Euro sei davon auszugehen, dass auch dieses und nächstes Jahr mehr Geld an die Aktionäre ausgezahlt werden dürfte, sagte Christoph Vilanek, Chef des unter der Marke "Mobilcom-Debitel" bekannten Unternehmens, am Mittwoch in einem Interview mit Reuters. "Wenn der freie Cashflow entsprechend unserer Prognose steigt, dann impliziert das aufgrund der Ausschüttungspolitik eine höhere Dividende." Freenet hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich die Hälfte bis 75 Prozent des freien Cashflows an die Aktionäre zu überweisen. Für das laufende Jahr stellt Vilanek einen freien Cashflow von 280 Millionen Euro in Aussicht und für 2016 eine Summe von 285 Millionen Euro.

Im vorigen Jahr erwirtschaftete Freenet trotz eines Umsatzrückgangs von fünf Prozent auf drei Milliarden Euro mehr Gewinn. Der Überschuss stieg um vier Prozent auf 248 Millionen Euro. Vilanek führt das Gewinnplus darauf zurück, dass Freenet Preiskriegen eine Absage erteilt habe. "Wir haben uns zuletzt nicht sehr auf das Attackieren konzentriert, sondern auf Vernunft." Die Zurückhaltung haben sich in den Zahlen niedergeschlagen. So sei etwa der durchschnittliche Umsatz pro Kunde im Monat (Arpu) - ein wichtiger Branchenmaßstab - weniger stark gesunken. Anfang 2014 habe das Minus noch bei 1,20 Euro gelegen, doch im letzten Jahresquartal seien es nur 50 Cent gewesen. Neue Dumping-Angebote wie eine Flatrate für 9,99 Euro im Monat des Wettbewerbers 1&1 zeigten kaum Wirkung. "Ich kann im Markt nicht erkennen, dass 1&1 an allen Rivalen vorbeizieht und wir als Freenet jetzt irrsinnige Probleme haben", sagte der Österreicher.

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KOMPLIMENT AN O2-CHEF

Der im Herbst besiegelte Zusammenschluss der Nummer drei und vier auf dem Mobilfunkmarkt, E-Plus und Telefonica Deutschland ("o2"), sorgt aus Vilaneks Sicht nicht dafür, dass der harte Wettbewerb erlahmt. Ganz im Gegenteil, insbesondere Thorsten Dirks, der als Chef von E-Plus mit einer ausgefeilten Mehrmarken-Strategie hohe Gewinnmargen und viel Lob aus der Branche einheimste, dürfte weiter für Unruhe sorgen. "Das hat er 15 Jahre lang gemacht und er wird sich jetzt nicht bessern, nur weil er näher an den Alpen wohnt", sagte Vilanek unter Anspielung auf den neuen Job von Dirks als Chef der in München beheimateten o2. Die fusionierte Firma ist nicht nur Konkurrent, sondern vor allem einer der größten Zulieferer für Mobilfunkdienstler ohne eigenes Netz wie Freenet, Drillisch und United Internet. Die Firmen kaufen den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und o2 Telefon-Minuten und Daten-Pakete ab. Diese werden dann unter eigenem Namen weitervermarktet.

Reuters