Bei vielen Anlegern sind Pharma-Aktien traditionell beliebt. Das hat nicht zuletzt auch mit den soliden Wachstumsaussichten des Sektors zu tun. Im Jahr 2014 dürfte der globale Pharmamarkt laut Landesbank Baden-Württemberg erstmals die Umsatzmarke von 1.000 Milliarden Dollar knacken.

Zu beachten ist allerdings ein sich verlangsamendes globales Wachstum des Pharmamarktes. In den kommenden Jahren werden aber immer noch jährliche Steigerungen von drei bis sechs Prozent erwartet. Bis 2017 könnte dadurch dann die Umsatzmarke von 1.200 Milliarden Dollar erreichen.

Eine interessante Wachstumsnische besetzen dabei die Anbieter von Spezialpharmazeutika. Das ist mit ein Grund, warum viele Titel aus diesem Segment zuletzt gut gelaufen sind. Insgesamt hat sich die Marktkapitalisierung dieser Branchenvertreter in den vergangenen fünf Jahren von 66 Milliarden auf 236 Milliarden Dollar erhöht.

Das Chancen-Risiko-Profil ist dadurch zwar nicht mehr ganz so günstig wie noch in den Vorjahren, die Deutsche Bank hat aber eben erst eine positive Einschätzung zu dem Segment abgegeben. Die Bewertungen seien aber noch immer vertretbar. In den meisten Fällen bewegen sich laut Deutsche Bank-Analyst Gregg Gilbert die Bewertungen absolut und auch im relativen Vergleich mit dem Gesamtmarkt in etwa im Bereich der historischen Bandbreiten.

In Fahrt bleiben dürfte dabei auch das Übernahmekarussell und deswegen sei es auch nicht ratsam, in dem Sektor auf fallende Kurse zu wetten. Im beobachteten Universum seien alleine in diesem Jahr schon Übernahmen in einem Volumen von 87 Milliarden Dollar getätigt worden. Schon jetzt sei damit ein neuer Rekord erreicht worden.

Wir stellen nachfolgend die fünf Aktien vor, die basierend auf den Empfehlungen der Deutschen Bank im Bereich Spezial-Pharma das größte Kurspotenzial aufweisen. Die Lücke zwischen aktuellen Kursen und Kurszielen bewegt sich dabei zwischen 22 und 30 Prozent.

Spezial-Pharma-Aktie Nummer eins: Perrigo Co. (WKN: A1XAEY, Euro, 114,52 Euro, 153,84 Dollar)

Als echter Reichmacher hat sich in den vergangenen Jahren die Aktie von Perrigo Co. entpuppt. Seit April 2000 hat der Kurs, der damals im Tief bei 5,16 Dollar notierte, um mehr als 2.880 Prozent zugelegt. Wer das als Aktionär mitgemacht hat, der hat bestimmt nichts zu meckern. Geht es nach den Analysten der Deutschen Bank, dann ist damit aber noch immer nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Dem Titel wird ein Kursziel von 189 Dollar zugetraut, was einem Potenzial von fast 23 Prozent entspricht.

Obwohl das heute in Irland firmierende Unternehmen bereits 1887 in den USA gegründet wurde, zählt es hierzulande nicht zu den allseits bekannten Namen. Dabei steckt hinter Perrigo immerhin der weltgrößte Hersteller von OTC-Arzneimitteln, der auch Nahrungsergänzungsmittel und Säuglingsnahrung produziert. Auf dem Weg zum heutigen Konzern kam es 2005 zur Fusion zwischen der israelischen Agis und der L. Perrigo Company. Im Juli 2013 hat Perrigo zudem das irische Biotechunternehmen Elan zu einem Preis von 8,6 Milliarden US Dollar gekauft. Wie so oft in diesen Tagen wird hinter diesem Schritt auch ein Versuch zur Steueroptimierung vermutet.

Operativ lief es zuletzt allerdings nicht ganz rund. Der letzte Quartalsbericht wies einen Ergebnisrückgang von 57 Prozent aus und auch für das Gesamtjahr mussten die Prognosen gesenkt werden. Wegen dieser negativen Überraschung wird es auch spannend sein zu beobachten, was die neuen Quartalszahlen am 14. August bringen werden. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie von 1,55 Dollar nach 1,57 Dollar im Vorjahreszeitraum. Für das laufende Geschäftsjahr wird zudem ein Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 5,61 auf 6,20 Dollar prognostiziert und für das kommende Geschäftsjahr von 7,53 Dollar. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 20,4, dem ein für die kommenden fünf Jahre von Analysten erwartetes Gewinnwachstum von 12,44 Prozent gegenübersteht.

Das ist nicht mehr ganz billig und ist sicherlich mit ein Grund, warum der Aktienkurs nun per Saldo schon seit November 2013 nur noch auf der Stelle tritt. Zuletzt hat sich die Notiz aber langsam wieder in Richtung Rekordhoch in Bewegung gesetzt. Dazu beigetragen haben Gerüchte, Perrigo könnte zu einem Übernahmeziel werden. Ob da etwa dran ist, lässt sich zwar nicht abschließend beurteilen, im Markt wurde aber bereits spekuliert, eine mögliche Offerte könnte rund 25 Prozent über dem aktuellen Kurs liegen.

Spezial-Pharma-Aktie Nummer zwei: Jazz Pharmaceuticals Plc. (WKN: A1JS1K, 101,81 Euro, 136,81 Dollar)

Auch um Jazz Pharmaceuticals Plc. rankten sich zuletzt Übernahmegerüchte. Das hat nicht zuletzt mit dem Firmensitz in Irland zu tun. Denn ein potenzieller Käufer könnte dann in diesem Land die Steuern bezahlen und mit einem Satz von 12,5 Prozent fällt die Besteuerung von Unternehmen dort sehr vorteilhaft aus. Wie die jüngsten Fusionsaktivitäten in den Sektor bereits gezeigt haben, ist das für viele Branchenvertreter anscheinend ein sehr verlockendes Argument.

Was die Ausrichtung angeht, hat sich Jazz Pharmaceuticals auf biopharmazeutische Medikamente fokussiert, die sich schwerpunktmäßig auf die Verbesserung des Lebens von Patienten konzentrieren. Dabei werden Produkte für bisher nicht behandelbare Erkrankungen entwickelt und vermarktet. Das Unternehmen verfügt über ein breit gefächertes Portfolio an Produkten und Produktkandidaten in den Bereichen Schlaf, Hämatologie/Onkologie, Schmerzen und Psychiatrie. Allerdings müssen es die Produktkandidaten natürlich erst bis zur Zulassung schaffen.

Die Ergebnisse sind zuletzt zwar weiter gestiegen, aber mit einem Anstieg von 1,37 Dollar auf 1,61 Dollar je Aktie wurden die Analystenerwartungen zuletzt verfehlt. Für das abgelaufene Quartal liegt die Messlatte bei der Ergebnispräsentation am 05. August bei 1,92 Dollar beim Gewinn je Aktie nach 1,43 Dollar im Vorjahreszeitraum. Auch für das Gesamtjahr wird mit einem deutlichen Gewinnanstieg von 6,31 Dollar auf 8,07 Dollar gerechnet. Für 2015 werden dann sogar 10,12 Dollar vorhergesagt. Auf dieser Basis beläuft sich das KGV auf 13,5. Dem steht eine Analystenprognose eines auf Sicht von fünf Jahren im Schnitt um gut 20 Prozent steigenden Gewinns gegenüber. Die Deutsche Bank hat als Kursziel 176 Dollar festgezurrt, woraus sich theoretisch bei Zielerreichung ein Potenzial von 28,7 Prozent ergibt.

Spezial-Pharma-Aktie Nummer drei: Actavis Inc. (WKN: A1W5NE, 160,021 Euro, 214,94 Dollar)

Sogar ein noch etwas höheres Kurspotenzial als der Jazz-Aktie billigt die Deutsche Bank dem US-Spezial-Pharma-Unternehmen Actavis Inc. zu. Hier wird ein Kursanstieg bis auf 282 Dollar für möglich gehalten, was theoretisch einem Kurspotenzial von 31,1 Prozent entspricht. Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich die Notiz seit Ende 2008 bereits in etwa verzehnfacht hat. Mit diesem Anstieg honorieren die Anleger die gut bestückte Generika-Pipeline des Unternehmens sowie die wachsende Markenlizensierung in vielen therapeutischen Bereichen.

Das Unternehmen, das 2010 noch mit dem Versuch gescheitert war, die deutsche Ratiopharm zu kaufen, kann als Paradebeispiel dafür herangezogen werden, was in dem Sektor seit Jahren passiert. Die US-Gesellschaft hat ihren Sitz aus steuerlichen Gründen ebenfalls nach Irland verlegt und an der Akquisitionsfront ist man aggressiv aktiv. In diesem Jahr wurde für rund 25 Milliarden Dollar bereits der Konkurrent Forest Laboratories geschluckt und erst im Vorjahr hatte man den irischen Wettbewerber Warner Chilcott gekauft. Zuvor war die ursprünglich schweizerische Firma vom US-Konzern Watson Pharmaceuticals übernommen worden und um die heutige Actavis gab es zuletzt ebenfalls bereits Übernahmegerüchte.

Bei der Ergebnisvorlage für das erste Quartal wurde aus einem Vorjahresverlust von 102,8 Millionen Dollar ein Nettogewinn von 96,5 Millionen Dollar gemacht. Der Umsatz kam gleichzeitig von 1,90 Milliarden Dollar auf 2,66 Milliarden Dollar voran. Beide Werte lagen über den Prognosen. Bei der Bekanntgabe der Zahlen für das abgelaufene Quartal am 05. August werden jetzt 3,36 Dollar nach 2,01 Dollar je Aktie erwartet. Auch darüber hinaus wird die Gesellschaft auf einem strammen Wachstumskurs gesehen. In den kommenden fünf Jahren soll Analystenprognosen zufolge der Gewinn je Aktie um fast 20 Prozent p.a. zulegen und für 2014 wird mit Ergebnissprung von13,64 Dollar auf 9,50 Dollar gerechnet. 2015 sollen dann sogar 16,63 Dollar herausspringen, woraus sich ein KGV von 12,9 ergibt.

Spezial-Pharma-Aktie Nummer vier: Mallinckrodt Plc. (WKN: A1W0TN, 54,285 Euro, 72,74 Dollar)

Dem Branchentrend folgend war in diesem Jahr auch Mallinckrodt Plc. an der Übernahmefront in größerem Stile aktiv. Das irische Pharma-Unternehmen hat fast 5,6 Milliarden Dollar für den US-Medikamente-Hersteller Questcor geboten und versucht momentan noch, den Deal in trockene Tücher zu bekommen. Abgeschlossen werden soll das Geschäft im laufenden dritten Quartal. Abgesehen hat man es mit der Offerte vor allem auf das gefragte Questcor-Medikament Acthar gegen Multiple Sklerose, Arthritis und Keratitis. Außerdem würde der Spezialist für Generika im Schmerzmittel-Bereich durch den Schritt stärker in den Spezial-Pharmazeutika diversifizieren. Allerdings sind nicht alle Marktteilnehmer von der Idee angetan. Der Hedge Fonds-Anbieter Greenlight Capital Inc. wettet vielmehr bei Mallinckrodt auf fallende Kurse, weil man bei Questcor schon längere Zeit Probleme wittert.

Seit der Abspaltung von Covidien plc. Mitte 2013 hat sich die Notiz von Mallinckrodt aber ganz passabel entwickelt. In den vergangenen Wochen und Monaten ist der Kurs dann aber etwas ins Stocken geraten. Die Tatsache, dass die zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen mit einem Gewinn je Aktie von 0,95 Dollar die Analystenprognosen klar geschlagen haben, hat daran nichts ändern können. Nun darf man gespannt darauf sein, wie am 07. August die Zahlen für das abgelaufene Quartal ausgefallen sind. Analysten rechnen im Schnitt mit einer Gewinnverbesserung von 0,49 auf 0,84 Dollar je Aktie.

Bei der Deutschen Bank scheint man in dieser Hinsicht zuversichtlich zu sein. Denn man traut dem Titel einen Anstieg bis auf 96 Dollar zu. Gemessen am aktuellen Kurs wäre das ein Aufwärtspotenzial von fast 32 Prozent. Die Experten von Oppenheimer halten sogar 104 Dollar für angemessen. Auf Basis des für das Geschäftsjahr 2014/15 erwarteten Gewinns von 6,25 Dollar beträgt das KGV 11,6. Das liest sich moderat, falls nichts schief geht und die Konsensprognose stimmt, wonach der Gewinn in den nächsten fünf Jahren im Schnitt um fast 25 Prozent steigen soll.

Spezial-Pharma-Aktie Nummer fünf: Mylan Inc. (WKN: 868270, 37,615 Euro, 50,53 Dollar)

Wie wichtig steuerliche Überlegungen bei der Ausgestaltung von Geschäften in der Branche sind, zeigt sich auch am Beispiel von Mylan Inc. Das US-Unternehmen, das im Vorjahr 88 Prozent seiner Umsätze mit Generika-Medikamenten erzielte, hat sich jüngst mit dem Konkurrenten Abbott über den Kauf von dessen Generikasparte für 5,3 Milliarden Dollar geeinigt. S&P Capital IQ meint dazu, damit werde nicht nur die Strategie über Zukäufe zu wachsen fortgesetzt, sondern durch den Deal könne auch die Besteuerung gesenkt werden. Durch eine Firmierung in den Niederlanden sinke die Steuerrate zunächst auf 20-21 Prozent und anschließend sogar noch etwas tiefer.

Die Aktie kommt an der Börse gut an, hat sie seit 2008 doch enorm zugelegt. Die Anleger finden Gefallen an einem Portfolio von über 1.300 Generika und zahlreichen Markenarzneimitteln. Zudem wird eine Reihe von antiretroviralen Therapien angeboten, auf die sich etwa 40 Prozent aller HIV/AIDS-Patienten in Entwicklungsländern verlassen. Betrieben wird außerdem eine der größten derzeit aktiven Fertigungsanlagen für pharmazeutische Inhaltsstoffe. Im ersten Quartal ist es dem Unternehmen gelungen, den Umsatz um 5,2 Prozent auf 1,72 Milliarden Dollar zu verbessern. Der Gewinn je Aktie vor Sonderposten kletterte gleichzeitig um sechs Prozent auf 0,66 Dollar. Beim Gewinn wurden die Erwartungen damit übertroffen und beim Umsatz verfehlt.

Bei der nächsten Ergebnisvorlage am 07. August liegt die Messlatte beim Ergebnis je Aktie bei 0,70 Dollar nach 0,68 Dollar. Für das Gesamtjahr wird mit 3,37 Dollar nach 2,89 Dollar gerechnet und im kommenden Jahr sollen es dann 3,96 Dollar werden. Daraus errechnet sich für 2015 ein KGV von 12,8, wobei Analysten für die kommenden fünf Jahre von Gewinnsteigerungen von 12,5 Prozent p.a. ausgehen. Die Deutsche Bank hält bei Mylan Kurse von 67 Dollar für angemessen. Das bedeutet ein Kurspotenzial von 32,6 Prozent.