Insidertransaktionen sind gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen für Anleger ein guter Signalgeber, ob auch das Management an die weitere Geschäftsentwicklung glaubt. Oft haben die Insider ein gutes Gespür für eine Über- oder Unterbewertung. Bei GFT Technologies funktioniert dieser Ansatz allerdings nicht, die letzten Transaktionen wurden vor vier Jahren durchgeführt. Dennoch liefert die Aktionärsstruktur des TecDAX-Neulings einige interessante Angaben. Mit gut 28 Prozent ist Unternehmenschef Ulrich Dietz der größte Einzelaktionär. Ein starkes Signal, zumal auch seine Frau Maria Dietz mit 9,7 Prozent ebenfalls einen größeren Anteil hält. Auch einige institutionelle Investoren haben größere Beteiligungen, darunter JPMorgan, Fidelity und LBBW Asset Management.

Die Anteilseigner werden gerade mit der Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren sehr zufrieden sein. Im Sommer 2013 kostete die Aktie noch fünf Euro, zuletzt scheiterte ein erster Sprung über die Schwelle bei 20 Euro. Rund 500 Mio. Euro an Börsenwert bringt der IT-Dienstleister und IT-Berater inzwischen auf die Börsenwaage und erscheint nun auch verstärkt auf dem Radar von größeren Strategen. Zwar kam es im Anschluss an die Ende März erfolgte Aufnahme in den TecDAX zuletzt zu einer Konsolidierung. Größere Verluste waren aber nicht zu beobachten, was sehr positiv zu sehen ist. Trotz der hohen Buchgewinne wollen die investierten Anleger nicht verkaufen und schätzen die weiteren Aussichten offenbar sehr positiv ein.

Mit den Zahlen zum ersten Quartal lieferten die Schwaben auch gute Gründe für weiter steigende Kurse. In den ersten drei Monaten setzte sich die positive Entwicklung des Geschäftsjahres 2014 fort. Im Vergleich zum Vorjahr legte der Umsatz um 42 Prozent auf 110,3 Mio. Euro zu. Besonders das starke organische Wachstum in dem auf den Finanzsektor spezialisierten Geschäftsbereich GFT sowie der Zukauf der britischen Rule Financial im Juni 2014 wirkten als Katalysator. In die Karten spielt den Stuttgartern auch die breite internationale Präsenz. Der im Ausland erwirtschaftete Anteil am Konzernumsatz lag zuletzt bei 82 Prozent, außerhalb Europa entwickelten sich besonders die Geschäfte in Großbritannien und den USA sehr erfreulich. Gestärkt durch die Tochtergesellschaft Rule Financial konnte GFT den Umsatz in beiden Ländern mehr als verdoppeln. Inzwischen steuert der Bereich GFT rund 80 Prozent zum Konzernumsatz bei. Der Rest entfällt auf das Segment emagine als Rekrutierungspartner für Personal im IT- und Engineering-Bereich.

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Profiteur des Regulierungs-Wahnsinns



Als wesentlicher Umsatztreiber und somit ein Kernelement der Investmentstory GFT sind die zunehmenden regulatorischen Anforderungen im Bankensektor, vor allem bei den Investmentbanken zu sehen. So zeigt bereits das organische Wachstum von 23 Prozent im Segment GFT eine hohe Nachfrage der wichtigsten Kunden. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, ganz im Gegenteil. Für Banken werden die Herausforderungen zunehmend größer, die neuen und höheren Anforderungen wie Basel III, EMIR, MiFID oder die Volcker-Regel zu erfüllen. Während die Finanzhäuser unter den Vorschriften-Tsunami leiden, profitiert GFT als langjähriger und verlässlicher IT-Spezialist im Bereich Dienstleistungen für Banken und Versicherungen. Nicht nur das über Jahre angesammelte Projekt-Know-How sondern auch die umfassenden Kenntnisse der Geschäftsprozesse und Software-Schnittstellen sowie die inzwischen starke Kundenbindung stellen hohe Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber dar. Die Kundenliste kann sich sehen lassen. Im Logistikbereich ist die Deutsche Post dabei, unter den Versicherungen finden sich Namen wie Allianz, Signal Iduna und Zurich. Unter den Banken sind nahezu alle bekannten Adressen zu finden wie etwa Banco Populare Bank of America Merrill Lynch, Blackrock, DWS und die BNP Paribas. Ein perfektes Umfeld, in dem der TecDAX-Neuling kontinuierlich wachsen kann.

Nach Einschätzung von Warburg Research liegen die Banken in Bezug auf ihre risikobezogenen Projekte derzeit noch zurück und unterschätzen auch die Kosten und Implementierungsdauer, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Damit zeichnen sich bereits jetzt mögliche Engpässe bei spezialisierten IT-Experten sowie Dienstleistern ab, die über die notwendigen Branchenkenntnissen verfügen.

Ein gutes Beispiel liefert hier die Deutsche Bank. Mit einem Umsatzanteil von 30 Prozent sind die Frankfurter GFTs wichtigster Kunden. Bis 2020 sollen im Geschäftsbereich Private & Business Clients rund 400 bis 500 Mio. Euro in digitale Technologien investiert werden. Um neue Umsatzmöglichkeiten zu erschließen, dürften über alle vier Geschäftsbereiche hinweg in den kommenden drei bis fünf Jahren Investitionen von zusätzlich bis zu eine Mrd. Euro in die Digitalisierung erfolgen. Die IT sowie effiziente Geschäftsprozesse sind zwei der wenigen Möglichkeiten, um in der wettbewerbsintensiven Branche überhaupt einen Vorteil zu verschaffen. Ehrgeizige Start-Up-Unternehmen, die mit alternativen Zahlungsmöglichkeiten das traditionelle Bankgeschäft angreifen, zwingen die etablierten Finanzhäuser zu erhöhten IT-Ausgaben für Software und Beratung. Zugleich müssen die bereits installierten Systeme ständig aktualisiert und verbessert werden, was zu einem hohen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen bei Dienstleistern wie GFT führt.

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Margen steigen stärker als der Umsatz



GFT verbessert aber nicht nur die Effizienz seiner Kunden, sondern auch die eigenen Abläufe. Dies zeigt sich ebenfalls deutlich in den jüngsten Zahlen. Während der Umsatz um 42 Prozent zulegte, kletterte das Vorsteuerergebnis mit 47 Prozent auf 7,1 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbesserte sich die Ebit-Marge von 6,2 auf 6,4 Prozent. Auch hinsichtlich der Profitabilität bleibt GFT somit auf Wachstumskurs.

Während die Wirtschaft in Europa insgesamt gesehen bei den harten Daten noch nicht überzeugen kann, dürfte der IT-Markt auch weiterhin zu den Gewinnern zählen. Im März erhöhte der deutsche Digitalverbands BITKOM die Wachstumsprognose für 2015 von zuvor 2,4 Prozent auf 3,2 Prozent. Besonders der Softwarebereich dürfte eine starke Nachfrage erfahren, weil immer mehr Branchen erkennen, dass sie ihr Geschäft digitalisieren müssen. Nach Einschätzung des weltweiten Anbieters von IT-Services und Beratungsleistungen, Tata Consultancy, dürften de IT-Investitionen der Finanzindustrie in diesem Jahr höher ausfallen als 2014.

Bei GFT rechnet man für das Geschäftsjahr 2015 mit einem Konzernumsatz von 425 Mio. Euro nach 365 Mio. Euro in 2014. Für das Vorsteuerergebnis wird nach 27 Mio. Euro ein Niveau von 31 Mio. Euro avisiert. Auf Basis eines 2016er-KGVs von knapp 18 besteht für den IT-Dienstleister noch genügend Kurspotenzial. Bereits vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 13. August könnte der Kurs in neue Regionen vorstoßen, die dann durch fundamental starke Zahlen wahrscheinlich untermauert werden. Warburg Research siedelt das Kursziel bei 20,50 Euro an, Börse Online sieht sogar Luft bis 22 Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de