"Früher war es möglich, mit hohen Zinseinnahmen andere Dienstleistungen quer zu subventionieren - das geht im aktuellen Niedrigzinsumfeld nicht mehr", erläuterte Dirk Müller-Tronnier, Leiter der Abteilung Banking bei EY. Banken müssten nach neuen Einnahmequellen Ausschau halten.

Dabei gehört das Privatkundengeschäft nach dem Firmenkundengeschäft, der Vermögensverwaltung und dem Wertpapierhandel zu den aussichtsreichsten Quellen. In diesem Bereich werden im kommenden Jahr vor allem die Nachfrage nach Immobilienkrediten steigen, glauben die befragten Banker. Und deren Konditionen sollen sich - zusammen mit denen für Unternehmenskredite - tendenziell verschärfen. Der harte Kampf in Deutschland um Kunden werde aber signifikante Preissteigerungen verhindern.

Zudem reiche das nicht aus, um die von den niedrigen Zinsen verursachte schwache Ertragslage auszugleichen. "Hilft das, eine Bank zu finanzieren? Ich glaube eher nicht", sagte Müller-Tronnier. "Die Banken müssen sich alle Gedanken darüber machen, wie sie ihren Betrieb finanzieren."

Sparen ist dabei das Mittel der Wahl. Laut EY-Umfrage planen 43 Prozent der Geldhäuser, Stellen zu streichen. Nur zehn Prozent wollen neue Arbeitsplätze schaffen. Das mache durchaus Sinn, sagte Bankenexperte Müller-Tronnier. Da sowohl Kundenkontakte als auch Verwaltungstätigkeiten zunehmend digital stattfänden böten sich erhebliche Einsparpotenziale.

Die meisten Banker rechnen darüber hinaus langfristig mit einer Fusionswelle - vor allem unter Volksbanken und Sparkassen. Die oft kleinen regionalen Institute leiden unter den Anforderungen der Regulatorik - im Verbund lassen sich die Auflagen nicht nur einfacher sondern auch kostengünstiger erfüllen.

Insgesamt sind die Banker optimistisch. Sie hoffen, von der brummenden Konjunktur zu profitieren und mehr Kredite an IT-Firmen, das Baugewerbe und Gesundheitsunternehmen vergeben zu können. "Das Risikomanagement preist die niedrigen Zinsen mittlerweile ein", so Müller-Tronnier.