Ermutigende Konjunkturdaten aus China haben dem deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn auf die Sprünge geholfen. Die Industrie in der Volksrepublik produzierte im November mehr als erwartet und auch im Einzelhandel lief es wieder besser. "Zuletzt hatten Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte regelmäßig enttäuscht", schrieb Christian Henke vom Brokerhaus IG in einem Kommentar. "Doch nun kamen gute Nachrichten aus Peking." Der Dax, der in der vergangen Woche knapp vier Prozent verloren hatte, legte 0,5 Prozent auf 10.388 Zähler zu. Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent.

Experten rechneten allerdings nicht mit einer größeren Erholungsbewegung an den europäischen Aktienmärkten, die zuletzt unter der Talfahrt der Ölpreise und der deutlichen Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan gelitten hatten. Viele Investoren fürchten eine schwächelnde Weltkonjunktur.

TALFAHRT BEIM ÖLPREIS HÄLT AN



Auch zu Wochenbeginn zeichnete sich bei den Ölpreisen noch keine Gegenbewegung ab. Brent markierte mit 37,27 Dollar je Fass ein frisches Sieben-Jahres-Tief, weil ein Ende der Ölschwemme aus Sicht vieler Anleger nicht in Sicht ist. Die chinesische Landeswährung blieb ebenfalls unter Abwertungsdruck. Ein Dollar kletterte auf ein Viereinhalb-Jahres-Hoch von 6,4665 Yuan. Der Yuan ist nicht frei handelbar, sondern darf einen von der Notenbank täglich vorgegebenen Kurs nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten.

Ihren Blick richteten die Anleger allerdings auch auf die USA, wo am Mittwoch die erste Zinsanhebung seit zehn Jahren anstehen könnte. "Die US-Notenbank wird sich durchaus bewusst sein, dass sie ein Risiko eingeht, die Leitzinsen in diese Marktschwäche hinein anzuheben. Sie könnte den Zinsschritt aber auch gerade deshalb demonstrativ durchführen, um ein Zeichen zu setzen, das sie sich nicht von den Spekulanten an den Märkten beeinflussen lässt", schrieb Jochen Stanzl, Analyst beim Brokerhaus CMC Markets in einer Kurzstudie. Der Euro hatte das Nachsehen und notierte etwas schwächer bei 1,0960 Dollar nach 1,0987 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft vom Freitag.

WINDTURBINENBAUER NACH KLIMAABKOMMEN GEFRAGT



Unter den Einzelwerten standen vor allem Aktien der europäischen Windturbinenbauer im Fokus. Nach dem Pariser Klimaabkommen legten Nordex im TecDax um bis zu 5,4 Prozent zu. Vestas Wind und Gamesa gewannen zeitweise um 3,1 und 2,5 Prozent. Auch die Aktien des Solartechnikkonzerns SMA Solar zogen im TecDax kräftig an und rückten um bis zu 6,1 Prozent vor. Der nach langem Ringen am Samstag verabschiedete Vertrag soll die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzen und auf lange Sicht den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen einläuten. Anleger sehen Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien als mögliche Profiteure des Klimaabkommens.

Gefragt waren auch Dialog Semiconductor, die sich um bis zu 3,8 Prozent auf 34,23 Euro verteuerten. Anleger spekulierten auf ein mögliches Scheitern der geplanten Atmel -Übernahme durch den Chip-Entwickler. Ein bisher unbekannter Bieter hatte am Wochenende angekündigt, das Angebot von Dialog zu übertrumpfen. Dialog Semiconductor hatte erst im November eine große Hürde für die Übernahme übersprungen. Knapp 62 Prozent der eigenen Aktionäre hatten die nötige Kapitalerhöhung durchgewunken, obwohl sich einflussreiche US-Aktionärsberater wie ISS und Glass Lewis sowie aktivistische Anteilseigner um den US-Hedgefonds Elliott dagegen ausgesprochen hatten. Sie hielten den Zukauf für überteuert.

Reuters