Bei der Suche nach längerfristig interessanten Aktien im Deutschen Aktienindex können Anleger in einem ersten Schritt alle Papiere ausklammern, die nicht oberhalb ihres 200-Tage-Durchschnittskurses notieren. Dieser Mittelwert ist willkürlich gewählt, es könnten ebenso gut 130 oder 250 Tage sein, doch die Popularität der 200-Tage-Linie trägt zu einer geringfügig größeren Trefferquote bei einer zuverlässigen Trendbestimmung bei.

Damit fallen bereits sechs Papiere weg, unter anderem fast alle Autoaktien, nur bei Volkswagen steht dieser Trendfilter auf der Kippe und ist (noch) positiv.

Ebenso wenig erwünscht ist es, wenn eine Aktie für ihre Verhältnisse ungewöhnlich weit über der 200-Tage-Linie notiert - was "ungewöhnlich" ist, definiert sich aus vergangenen Extremen. Eine große Abweichung nach oben deutet auf eine Überhitzung im Kursverlauf hin, das Korrekturrisiko ist dann besonders hoch. Damit scheiden insbesondere Lufthansa und Commerzbank aus, aber auch Papiere die erst vor kurzem noch eine extreme Überhitzung zeigten, fallen sinnvollerweise weg. Dazu gehören Beiersdorf oder Deutsche Börse, hier ist noch nicht sicher, ob der überhitzte Marktzustand bereits durch die jüngste Korrektur endgültig beseitigt wurde.

Spannend ist in einem weiteren Filterprozess, wie gut sich die Papiere während der jüngsten Marktkonsolidierung geschlagen haben - Experten sprechen hier auch von relativer Stärke. Aktien, bei denen Anleger schnell und kräftig Gewinne mitgenommen haben, sind eher zu meiden, denn hier scheint das Vertrauen des Marktes nicht allzu hoch zu sein. Dies betrifft beispielsweise Bayer.

Nach den ersten drei Filtern sind noch 16 von 30 Titeln übrig - Zeit, die Charttechnik zu bemühen und nach Widerständen nahe oberhalb des aktuellen Kursverlaufs zu suchen. Wenn zu einem bestimmten Preis wiederholt verkauft wird, also viele Zwischenhochs dort liegen, so büßt eine Aktie dadurch an Attraktivität ein - die Gefahr ist groß, dass auch beim nächsten Anstieg an diese Verkaufszone kein Ausbruch nach oben möglich ist.

Generell sind Papiere zu meiden, die sich eher trendlos zeigen, auch wenn sonst alles stimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist Fresenius Medical Care. Auch einen sich abschwächender Trend oder gar durchbrochene Aufwärtstrendlinien haben wir für eine letzte Feinjustierung identifiziert und die entsprechenden Papiere ausgeklammert.

Übrig bleiben fünf Titel, bei denen die Nachfrage stimmt, und die einen stabilen Aufwärtstrend zeigen - dies lässt auch für die Zukunft weitere Gewinne überdurchschnittlich wahrscheinlich werden. Die Chancen, dass diese Papiere den Markt outperformen, sind sehr hoch.

Auf Seite 2: Deutsche Post





Deutsche Post



Die erste aussichtsreiche Aktie ist das Papier der Deutschen Post: Ein steigender 200-Tage-Durchschnittstrend (violett), eine Serie steigender Zwischentiefs und Zwischenhochs, die sich zu einem Aufwärtstrendkanal formen lassen (grün) und so gut wie keine Gewinnmitnahmen in der jüngsten Korrektur - so sieht ein am Markt begehrtes Papier aus. Gleichzeitig ist die Aktie noch nicht zu schnell zu weit gestiegen, und damit noch nicht überhitzt und absturzgefährdet. Potenzial ist innerhalb des aktuellen Trendkanals bis 36,20 (Tendenz steigend), erst unterhalb von 30,50 würde sich die Prognose etwas eintrüben.



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Fresenius



Schon seit langem ein Musterkandidat ist auch Fresenius, zumindest solange sich der Kurs oberhalb von 71,50 / 73 Euro hält. Platz ist nach oben mindestens bis an die Aufwärtstrendkanal-Grenze bei 86,50, die sich schrittweise weiter nach Norden bewegt.



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Henkel



Bei Henkel stimmt ebenfalls alles, ein stabiler Aufwärtstrend (grün) sichert den Kurs nach unten zusammen mit der 200-Tage-Linie (violett) ab. Beide charttechnische Einflussfaktoren dürften Käufer anlocken, nach oben ist im intakten Trendkanal derzeit Luft bis etwa an die 145er-Marke.



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Infineon



Infineon leistet sich aus quantitativ-charttechnischer Sicht ebenfalls keine Mängel sondern zeigt im Gegenteil sogar zwei Aufwärtstrends auf verschiedenen Zeitebenen (grün liniert und grün punktiert). Einzig die stärkeren Abverkäufe in den Vortagen irritieren, aber die Aktie ist für ihre weit überdurchschnittliche Schwankungsanfälligkeit bekannt - somit ist dies nicht ungewöhnlich.



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Vonovia



Abgerundet wird die Top-5-Empfehlungsliste durch Vonovia, die mit einem schönen langfristigen Aufwärtstrend glänzt. Weniger gefällig ist das um 37 Euro sichtbare Verkaufsinteresse. Kurzfristige Anleger können den nächsten Spurt der Aktie bis an diese Schwelle ausnutzen, längerfristig denkende Investoren gedulden sich vielleicht sogar bis zu einen Ausbruch über diese Hürde, bevor sie einsteigen. Das Chance-Risiko-Verhältnis lässt sich alternativ auch verbessern, indem Rücksetzer an die erste Unterstützungszone im Chart um 32,50 / 33 Euro oder sogar bis an den Aufwärtstrend knapp unter der 31er-Marke vor dem Kauf abgewartet werden.