40 Millionen Euro Schadenaufwand pro Minute, dass gibt es in Deutschland wirklich selten. Die fünf Kilometer breite und 27 Kilometer lange Hagelzelle vom 28. Juli vergangenen Jahres, auch bekannt als Sturmtief "Andreas", setzte der Versicherungsbranche kräftig zu. Dennoch können die Rückversicherer mit der Bilanz für 2013 zufrieden sein. Aktien aus der Branche erweisen sich gerade in turbulenteren Marktphasen als verlässliche Säulen im Depot. Bereits seit Jahren ist Investorenlegende Warren Buffett bei der Münchener Rück dabei. Aber auch der weltweit drittgrößte Rückversicherer, die Hannover Rück, punktet mit vielen Argumenten und erreichte in dieser Woche sogar ein Rekordhoch.

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Prognose bestätigt

Trotz weltweit niedriger Zinsen und einiger Naturkatastrophen erzielte der MDAX-Konzern im vergangenen Jahr so viel Gewinn wie noch nie. Der Überschuss kletterte um 5,4 Prozent auf 895 Mio. Euro und übertraf sowohl die eigenen Erwartungen als auch die Schätzungen der Analysten. Allerdings gilt es hier genauer hinzuschauen, denn die positive Entwicklung wurde vor allem durch einen Steuereffekt über 90 Mio. Euro angetrieben. In der wichtigen Schaden-Rückversicherung überzeugten die Niedersachen aber auf ganzer Linie. Überschwemmungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern kosteten rund 93 Mio. Euro, Hagelschlag Andreas schlug mit 99 Mio. Euro zu Buche. Insgesamt hatte die Hannover Rück aber 625 Mio. Euro zurückgestellt, der tatsächliche Wert lag nur bei 578 Mio. Euro. Mit positiven Effekt auf die wichtige Schaden-Kosten-Quote, die mit 94,9 Prozent unter dem Vorjahreswert von 95,8 Prozent und deutlich unter der kritischen Marke von 100 Prozent blieb. Das Ergebnis verbesserte sich um knapp 18 Prozent auf 808 Mio. Euro.

Schlechter lief es hingegen in der zweiten Säule, der Personen-Rückversicherung. Für Berufsunfähigkeits-Policen in Australien mussten zusätzlich 100 Mio. Euro reserviert werden. Mit dem aufgestockten Bestand sieht sich der Konzern nun aber in der Lage, eine weitere Verschlechterung der Portfolioqualität ohne weitere Nachreservierungen bewältigen zu können. Unter dem Strich sank das Ergebnis um 26 Prozent auf 164 Mio. Euro.

Wegen des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes fiel das Kapitalanalageergebnis um knapp 15 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Auch die Anlagerendite blieb unter Druck und sank auf 3,4 Prozent, für das laufende Jahr werden nur noch 3,2 Prozent erwartet. Dennoch bestätigte das Management seine bisherige Prognose und stellt für 2014 ein Konzernergebnis von 850 Mio. Euro in Aussicht.

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Dividende scheint abgesichert

Zwischenfazit: Mit den anhaltend niedrigen Zinsen, dem Preisdruck in der Branche und der recht enttäuschenden Entwicklung in der Personen-Rückversicherung ist die Hannover Rück weiterhin einem herausfordernden Umfeld ausgesetzt. Diese Perspektiven sind im Kurs bereits längst eingepreist und schrecken Investoren offenbar nicht ab. Zuletzt zählte die Aktie auf Basis der Relativen Stärke zu den besten Werten auf dem heimischen Kurszettel und steht auf Rekordhoch. Nach oben ist der Weg nun frei, denn bereits bestätigte Widerstände kann es nicht mehr geben, was weitere, trendfolgende Käufer anlocken dürfte.

Neben dem Kursverlauf sind zudem die fundamentalen Daten der Aktie überzeugend. So enthält der jüngste Dividendenvorschlag von drei Euro je Anteilsschein anders als im vergangenen Jahr keine Bonuskomponente. Weil es diese Aufspaltung nicht mehr gibt, dürfen Anleger künftig mit einer höheren Basisdividende rechnen. Der Betrag wird nach der Hauptversammlung am 7. Mai ausgekehrt und liefert eine Verzinsung von derzeit 4,6 Prozent. Im Fall einer normalen oder leicht unterdurchschnittlichen Geschäftsentwicklung sieht die Hannover Rück das Niveau von drei Euro als Untergrenze der künftigen Ausschüttung an. Bleiben aber wie in den vergangenen beiden Jahren größere Belastungen aufgrund von Naturkatastrophen aus und gibt es auch keine neuen Sonderbelastungen im Leben-Rückversicherungsgeschäft, könnte der Gewinn auch höher ausfallen. Die Experten von SRC Research halten für 2014 durchaus 900 Mio. Euro für möglich.

Auf Basis der von Börse Online erwarteten Dividende für das laufende Jahr von 2,80 Euro liefert der Wert eine 2014er-Rendite von 4,3 Prozent. Trotz dieser konservativen Prognose liegt die Aktie auf Platz vier im Ranking der MDAX-Dividendenhits. Positive Überraschungen nicht ausgeschlossen. Analysten vom Bankhaus Lampe rechnen mit drei Euro je Aktie. Aber auch in anderen Disziplinen liegt der Wert weit oben im Tableau.

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Top-Werte in vielen Disziplinen

Nach einem Ergebnis je Aktie von 7,42 Euro in 2013 rechnen wir für das laufende Jahr mit einem leichten Rückgang auf rund sieben Euro und für das kommende Jahr mit 7,11 Euro. Bezogen auf den Aktienkurs liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 9,1. Ebenfalls Platz vier unter den 2015er-KGV-Hits im MDAX. Aber auch Value-Investoren sollten sich die Papiere genauer ansehen. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,3 (Platz neun im MDAX) werden die Papiere nur knapp über dem ausgewiesenen Eigenkapital, bereinigt um Anteile Dritter, gehandelt. Ein starkes Verhältnis mit Werten um eins sagt aber noch nicht viel über die Substanzstärke aus. Hier gilt es mit der Eigenkapitalrendite eine weitere Kennziffer zu berücksichtigen, um der Profitabilität des Unternehmens Rechnung zu tragen. Auch hier kann Hannover Rück mit einer Rendite von 12,7 Prozent überzeugen und liegt mit dem Wert sogar um rund einen Prozentpunkt über dem Branchenprimus Münchener Rück.

Zuletzt durchleuchtete die britische Investmentbank HSBC die Bilanz der Hannover Rück und rechnet nach einem schwierigen Jahr in der Lebens- und Krankenversicherungssparte mit einer Rückkehr zur Normalität. Zudem verfüge der Konzern über ausreichende Reserven im Schaden- und Unfallgeschäft. Die Einstufung liegt bei "Overweight", dass ausgegebene Kursziel von 73,80 Euro gut 13 Prozent über dem aktuellen Niveau.