Die ersten beiden Hurrikane "Harvey" und "Irma" hätte Hannover Rück noch weggesteckt, nachdem sich die Schäden aus Naturkatastrophen im ersten Halbjahr in engen Grenzen hielten, erklärte der drittgrößte Rückversicherer der Welt.

Für "Maria", den dritten Wirbelsturm in Nordamerika binnen weniger Wochen, und das schwere Beben in Mexiko, reichten die 825 Millionen Euro, die er in diesem Jahr für Großschäden reserviert hat, aber wohl nicht mehr aus. Bis Ende Juni hatte Hannover Rück erst 123 Millionen Euro aus ihrem Großschadenbudget verbraucht.

Der 2017 angestrebte Nettogewinn von mehr als einer Milliarde Euro werde deshalb "möglicherweise nicht erreicht", erklärte Hannover Rück. Noch vor wenigen Wochen hatten Analysten erwartet, dass der Rückversicherer das Ziel leicht übertreffen könne, nachdem im vergangenen Jahr schon 1,17 Milliarden zu Buche gestanden hatten. Auch die 850 Millionen Euro, die sich Talanx vorgenommen hatte, galten als wenig ambitioniert. Nun erklärte der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern, ob das Ziel noch erreichbar sei, werde sich erst im vierten Quartal zeigen. Allein von Juli bis September rechnet Talanx mit mehr als 600 Millionen Euro an Großschäden. Der Gewinn des Konzerns hängt maßgeblich von der Rückversicherungs-Tochter ab.

An der Börse wurden die Nachrichten gelassen aufgenommen. Die Aktien von Talanx und Hannover Rück lagen am Vormittag sogar im Plus. Die Gewinnwarnungen seien keine Überraschung gewesen, urteilte DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel. Talanx und Hannover Rück könnten einen Teil davon wohl durch Auflösung von Reserven für ältere Schadenfälle wettmachen. Zudem erklärten beide, eine Dividende auf Vorjahreshöhe sei auch dann nicht in Gefahr, wenn die Gewinnziele verfehlt würden.

EXPERTEN: "IRMA" KOSTET VERSICHERER BIS ZU 55 MRD DOLLAR



Weltmarktführer Münchener Rück hatte bereits nach "Harvey" und "Irma" seine Gewinnprognose von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro in Frage gestellt. Im dritten Quartal sei sogar ein Verlust zu erwarten. Um die finanziellen Auswirkungen der jüngsten beiden Naturkatastrophen abzuschätzen, sei es noch zu früh, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Swiss Re, die Nummer zwei der Branche, äußerte sich ähnlich. Sie hat infolge der Stürme bisher keine Abstriche an ihren Gewinnerwartungen gemacht. Die Münchener Rück ist in der Karibik - die von "Maria" am stärksten betroffen ist - stärker engagiert als in Florida, wie Vorstand Torsten Jeworrek kürzlich gesagt hatte. Allerdings sind auf den karibischen Inseln weit weniger Vermögenswerte versichert als in den USA.

Die britische Beratungsfirma RMS schätzt die versicherten Schäden allein für "Irma" auf 35 bis 55 Milliarden Dollar. "Harvey" kostet die Versicherer nach ihren Risikomodellen 25 bis 35 Milliarden Dollar. Und die Hurrikan-Saison in Nordamerika ist noch nicht zu Ende. Rückversicherer springen ein, wenn Schäden ihre Kunden, die Versicherer, zu überfordern drohen.