Freie Fahrt voraus, heißt es bei der Container-Reederei Hapag-Lloyd. Die politische Krise um Katar wird die kürzlich mit der arabischen Linienreederei UASC fusionierten Hamburger offenbar nicht beeinträchtigen. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass der aktuelle Konflikt am Golf Auswirkungen auf den Zusammenschluss haben wird", erfuhr BÖRSE ONLINE aus unternehmensnahen Kreisen.

Seit der Fusion mit United Arab Shipping Company (UASC) zählen die Emirate Katar und Saudi-Arabien zu den Kerneignern von Deutschlands größter Reederei, beide Länder haben je einen Vertreter im Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd. Katar hält über die staatliche Qatar Holding LLC 14 Prozent, das Königreich Saudi-Arabien über seinen Public Investment Fund zehn Prozent. Die Mehrheit von 52 Prozent liegt in den Händen der Stadt Hamburg, des Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne und der Eigner der 2014 übernommenen Container-Sparte der chilenischen CSAV.

Im aktuellen Konflikt wirft Saudi-Arabien dem Emirat Katar Terrorfinanzierung vor, hat die diplomatischen Beziehungen abgebrochen und das Land isoliert. Katar weist die Anschuldigungen zurück. Es laufen Bemühungen, den Konflikt zu entschärfen; er behindert bereits den Handel und den Schiffsverkehr in der Region.

Die weltgrößte Container-Reederei Mærsk leitet die für Katar bestimmte Ladung nach Oman um, das sich nicht an der Blockade beteiligt. Dort werden die Container auf kleinere Zubringerdienste umgeladen, die Katar anfahren. Hapag-Lloyd äußerte sich auf Anfrage nicht zu Änderungen der Schiffsrouten und Umschlaghäfen. Vorstandschef Rolf Habben Jansen betonte unterdessen, es gebe bisher keine Hinweise darauf, dass der Konflikt am Golf Auswirkungen auf die Fusion der beiden Reedereien habe: "Der Zusammenschluss mit UASC läuft nach Plan", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Blockade hat keine operativen Folgen



Auch das Geschäft mit den Nachbarländern von Katar laufe normal weiter. "Die Blockade von Katar führt bisher zu keinen wesentlichen Störungen im Geschäft. Operativ ist alles unter Kontrolle", sagte Habben Jansen.

Durch den im Mai unter Dach und Fach gebrachten Zusammenschluss steigt Hapag-Lloyd mit 230 Schiffen und einer gemeinsamen Transportkapazität von 1,6 Millionen Standardcontainern (TEU) zur Nummer 5 unter den weltweiten Container-Reedereien auf. Bis Anfang Oktober soll die Fusion abgeschlossen sein, um möglichst bald von den Kostenvorteilen profitieren zu können. Schließlich soll der Konzern mit weltweit knapp 13 000 Beschäftigten möglichst bald wieder "stabile" Gewinne ausweisen. Wann Aktionäre auf die Zahlung einer Dividende hoffen können, ist aber noch offen. Auf der Hauptversammlung machten sie zunächst den Weg frei für eine Kapitalerhöhung um 400 Millionen Dollar; damit sollen Schulden abgebaut werden.

Zuversicht am Horizont



Seit Jahren leidet die Branche unter Überkapazitäten und sinkenden Frachtraten, nun gibt es Hoffnung: Im ersten Quartal stieg der Container-Verkehr wegen des anziehenden Wachstums der Schwellenländer an, die Pleite der weltweit siebtgrößten Container-Reederei Hanjin im vergangenen Jahr verringerte zudem den Druck auf die Frachtraten. Noch reicht die Erholung nicht aus, um die gestiegenen Treibstoffkosten wettzumachen. Hapag-Lloyd schipperte deshalb zu Jahresanfang tiefer in die roten Zahlen. Doch der Konzernchef blickt zuversichtlich ins laufende Jahr. Für August kündigte Habben Jansen neue Geschäftsziele für den fusionierten Konzern an. Wir heben Ziel- und Stoppkurs an.