Coty, Hersteller von Düften diverser Mode- und Lifestylemarken wie Calvin Klein, Adidas und Marc Jacobs, habe die anderen Interessenten für die Sparten Haarpflege, Duftstoffe und Kosmetik überboten, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Die Unternehmen wollen das nicht kommentieren.

Auch Henkel, wie Coty - und früher auch Wella - von einer weitverzweigten Unternehmerfamilie kontrolliert, war Insidern zufolge interessiert - allerdings nur an der Haarpflegesparte Wella, deren Wert Experten auf fünf bis sieben Milliarden Dollar taxieren. Die Düsseldorfer haben für Wella ein verbindliches Angebot abgegeben, wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Es wäre die größte Übernahme in der rund 140-jährigen Firmengeschichte gewesen und hätte die bisher kleinste Konzernsparte Körperpflege mit ihren Marken Schwarzkopf, Syoss und Fa erheblich gestärkt. Henkel lehnte einen Kommentar ab.

Henkel-Investoren waren enttäuscht von dem möglichen Aus im Bieterrennen. Die Aktien des Konsumgüterherstellers waren zeitweise größter Verlierer im Dax - sie fielen in der Spitze um 3,7 Prozent auf 100,55 Euro und markierten damit den tiefsten Stand seit fast sechs Wochen. Die Enttäuschung, dass Henkel offensichtlich nicht zum Zuge komme, sei groß, sagte ein Händler. Die Aktionäre von Coty jubelten dagegen an der Wall Street: Zu Handelsbeginn lag das Papier 17 Prozent im Plus.

Die drei Geschäftsbereiche, die Coty nun übernehmen will, haben einen Gesamtwert von bis zu zwölf Milliarden Dollar. Insidern zufolge dürfte es bis zum Abschluss einer Transaktion noch mindestens zwei Wochen dauern. Den Informationen zufolge soll die Transaktion nach einem besonders steuergünstigen Verfahren abgewickelt werden, dem sogenannten "Reverse Morris Trust". Dabei würde P&G die Töchter zunächst abspalten und dann mit Coty verschmelzen, so dass den Aktionären von P&G und Coty die neue Firma gemeinsam gehören würde. Der so entstehende Konzern, an dem die Luxemburger JAB-Holding der Familie Reimann knapp unter 50 Prozent halten werde, würde zum Weltmarktführer für Parfüm noch vor L'Oreal aufsteigen.

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HENKEL WOLLTE WELLA SCHON EINMAL ÜBERNEHMEN

Henkel-Chef Kasper Rorsted hatte erst vor wenigen Tagen Spekulationen um eine Wella-Übernahme gedämpft. Der "Welt am Sonntag" hatte er gesagt, dass Großakquisitionen für die Düsseldorfer nicht dringend erforderlich seien. Konkret zu Wella wollte er sich allerdings nicht äußern. "Im vergangenen Jahr haben wir 1,8 Milliarden Euro für Akquisitionen ausgegeben, und auch 2015 haben wir bereits Vereinbarungen für Zukäufe in einer Größenordnung von über 300 Millionen Euro geschlossen", sagte Rorsted. "Wir brauchen also nicht unbedingt große, milliardenschwere Zukäufe, um unsere Finanzziele zu erreichen."

Nach Wella hatte der Hersteller von Waschmitteln wie Pritt und Persil schon einmal seine Fühler ausgestreckt. Die Düsseldorfer wollten ihren Rivalen vor zehn Jahren übernehmen, doch Procter & Gamble schnappte ihnen Wella für über sechs Milliarden Euro vor der Nase weg. Den letzten großen Milliarden-Kauf hatte Henkel 2008 in der Klebstoffsparte gestemmt. Bisher stammt die Hälfte des Umsatzes aus dem Verkauf von Klebstoffen, knapp 30 Prozent werden mit Waschmitteln erzielt.

Coty wurde 1904 von dem französischen Parfümeur Francois Coty gegründet und gehört heute der deutschen Unternehmerfamilie Reimann - einer der reichsten Familien in Deutschland. Sie hat vergangenes Jahr über ihren niederländischen Konzern D.E Master Blenders (Senseo) für fünf Milliarden Dollar das Kaffeegeschäft des US-Konzerns Mondelez (Jacobs, Tassimo) übernommen. Die Reimanns haben ihr Vermögen mit dem Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser und dessen Verkauf an die britische Reckitt Benckiser gemacht. An dem Hersteller von Calgon-Entkalker, Kukident-Zahnprothesenreiniger und Durex-Kondomen hält die Familie noch einen Minderheitsanteil.

Reuters