Der Produzent von elektronischen Produkten und Computerteilen Hon Hai Precision Industry Co. Ltd. (WKN: 928182, 4,54 Euro) hat nicht gerade den besten Leumund. Im Gegenteil: Durch die als unmenschlich angeprangerten Arbeitsbedingungen bei der Tochter Foxconn Electronics Inc., die in China mehr als eine Millionen Menschen beschäftigt und unter deren Namen das Unternehmen auf dem Markt auftritt, haftet dem 1974 gegründeten taiwanesischen Unternehmen ein schlechter Ruf an. Die Liste der namhaften Kunden ist mit Gesellschaften wie Intel, Motorola, Sony, Dell, Cisco Systems, Hewlett Packard und vor allem Apple aber dennoch lang.

Vielleicht hat der schlechte Ruf aber dennoch mit dazu beigetragen, warum die Aktie in den vergangenen Jahren einen schweren Stand hatte. Ausgehend von einem am 20. Juni 2007 bei 300 Taiwan-Dollar markierten Hoch ging es anschließend bis November 2008 bergab bis auf ein Tief von 54 Taiwan-Dollar. Danach kam es dann zu einer volatilen Seitwärtsbewegung, wobei sich seit dem 21. Juni 2013 so etwa wie ein neuer Aufwärtstrend herausgebildet hat. Seitdem hat der Titel um fast 34 Prozent auf aktuell 93,50 Taiwan-Dollar zugelegt und durch diesen Anstieg ist es sogar gelungen, den langfristigen Abwärtstrend zu knacken.

Untermauert wurde diese Entwicklung auch durch die jüngst vorgelegten Quartalszahlen. So ist es in den ersten drei Monaten gelungen, den Nettogewinn um 20 Prozent auf 19,54 Milliarden Taiwan-Dollar zu verbessern. Im traditionell vergleichsweise schwachen ersten Quartal ging es somit so stark aufwärts wie schon seit vier Jahren nicht mehr. Der Umsatz kam gleichzeitig um neun Prozent auf 883,4 Milliarden Taiwan-Dollar voran. Zudem konnte die Brutto-Gewinnmarge im Jahresvergleich von 5,68 Prozent auf 6,04 Prozent gesteigert werden.

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Weitere Kursentwicklung hängt von Apple-Aufträgen ab

Wohlwollend wurde an der Börse zudem die Meldung aufgenommen, wonach Foxconn für 11,6 Milliarden Taiwan-Dollar (umgerechnet rund 282,5 Millionen Euro) in einem ersten Schritt einen 15-prozentigen Anteil am taiwanesischen Mobiltelekom-Betreiber Asia Pacific Telecom erwerben will. Positiv beurteilt wird dieser Schritt deshalb, weil man sich davon einen Zugang zum boomenden 4G-Telekommarkt in China erhofft. Abgesehen versuchen die Verantwortlichen auch durch den Ausbau der Aktivitäten im Bereich Cloud und Software die eigene Ausrichtung stärker zu diversifizieren. Derzeit ist die Abhängigkeit von Apple aber noch sehr groß. Für die US-Tech-Ikone werden iPhones und iPads produziert und Schätzungen zufolge steuert Apple mehr als 40 Prozent des Umsatzes bei.

Folglich hat es dem Aktienkurs von Hon Hai Precision auch gut getan, dass sich Apple zuletzt ebenfalls wieder aufgerappelt hat. Damit der positive Rückenwind über diese Schiene anhält, kommt es nun aber auch darauf an, dass die Taiwanesen auch bei den nächsten Apple-Produkten wie der nächsten Generation des iPhones, das noch in diesem Jahr erwartet wird, mit hohen Auftragsvolumina bedacht werden. Erste Indikationen, wie die Chancen darauf stehen und wie viel vom Kuchen der heimische Mitkonkurrent Pegatron Corp. abbekommt, erhoffen sich Marktteilnehmern von der Worldwide Developers Conference (WWDC), die Apple vom 2. bis 6. Juni in San Francisco veranstaltet. Auf dieser Konferenz wurden in der Vergangenheit häufig Neuigkeiten vorgestellt.

Bereits auf positive Nachrichten eingestellt haben sich Morgan Stanley und Daiwa Securities. Dort wurden die Kursziele jüngst auf 101 Taiwan-Dollar und 105 Taiwan-Dollar wegen der Hoffnung angehoben, im zweiten Halbjahr könnten die Geschäfte nicht zuletzt dank Apple anziehen. Allerdings sind in dieser Hinsicht auch nicht alle Analysten gleich optimistisch. Vielmehr befürchtet Arthur Hsieh von der UBS, dass sich die erwarteten Verbesserungen bei den Gewinnspannen nicht einstellen könnten. Er rät bei Han Hai deshalb mit einem Kursziel von 75 Taiwan-Dollar zum Verkauf.

Entsprechend tief fallen mit 7,36, 7,11 und 7,0 Taiwan-Dollar auch seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2014 bis 2016 aus. Damit liegt der deutlich unter den Konsenserwartungen und erst recht deutlich unter den zuversichtlichen Prognosen von Morgan Stanley. Denn dort hält man beim Gewinn je Aktie in den Jahren 2014 bis 2016 Werte von 9,08, 10,07 und 10,38 Taiwan-Dollar für möglich, nach 8,16 Taiwan-Dollar im Jahr 2013.

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Moderate Bewertung

Legen wir als Kompromiss zur Beurteilung der Bewertung des Titels die durchschnittlichen Analystenschätzungen zu Grunde, dann ergibt sich derzeit für 2014 ein geschätztes KGV von 10,4. Das ist relativ moderat und auch bei der Deutschen Bank hält Analyst Andrew Chang, der als Kursziel 100 Taiwan-Dollar ausgegeben hat, eine etwas höhere Bewertung als aktuell für gerechtfertigt. Ob eine Höherbewertung erreicht werden kann, hängt aber wie bereits angedeutet von den Aufträgen ab, die Hon Hai von Apple ergattern kann. Dann dürfte es auch kein Problem sein, die 93 Milliarden Taiwan-Dollar einzusammeln, die Gerüchten zufolge nach der Hauptversammlung im Juni von ausländischen Investoren über die Ausgabe weiterer Global Deposit Receipts (GDRs) eingenommen werden sollen.

Werden positive Apple-Nachrichten unterstellt, dürfte der Aktienkurs seinen jüngsten Aufschwung weiter fortsetzen. Dafür spricht neben der soliden Bewertung auch die Charttechnik. Denn durch den überwundenen langfristigen Abwärtstrend gestaltet sich die charttechnische Ausgangslage derzeit vorteilhaft. Nicht vergessen werden sollte auch, dass die Notiz noch immer mehr als zwei Drittel unter dem ehemaligen Höchststand notiert. Von einer Blase kann somit hier keine Rede sein.