Vielleicht ist es wegen der Randlage, dass Portugal eher wenig in den Schlagzeilen ist. Und wenn doch berichtet wird, dann meist über verheerende Waldbrände, die das Land seit einigen Jahren immer wieder verwüsten. Dabei gibt es viel Positives: So hat man es etwa geschafft, in den zurückliegenden Jahren den Energiebedarf bis zu 60 Prozent über regenerative Quellen zu decken. Das ist einzigartig in Europa, zumal es sogar ohne Subventionspolitik gelingt.

Auch als Krisenland sollte man Portugal nicht mehr etikettieren. Im Gegenteil: Schneller als etwa Griechenland hat man wieder Fuß gefasst. Seit 2014 wächst die Wirtschaft wieder, 2017 hat das Land nach vorläufigen Zahlen wohl ein Plus von 2,5 Prozent geschafft. Zuletzt war Portugal ein solches Tempo vor 15 Jahren gelungen.

Die Stützen des Aufschwungs sind die Ausfuhren und der Konsum. Top-Exporte sind Autos, geliefert etwa vom VW-Werk bei Lissabon, dazu Papier, das beispielsweise von Altri und Navigator poduziert wird, dann Mode und Schuhe und schließlich - da hat man fast ein Monopol - Naturkork etwa für Weinflaschen, geliefert vom Marktführer Corticeira Amorim.

Beim Konsum fällt auf, dass das Verbrauchervertrauen so hoch ist wie im ersten Jahr nach der Euro-Einführung 1999. Dazu tragen nicht nur die Einheimischen bei, sondern auch die Touristen. Das Land feiert als Mittelmeer- und Atlantik-Reiseziel ein Rekordjahr nach dem anderen.

Vom guten Konsum profitiert besonders Jerónimo Martins, eine Gruppe, die im Lebensmittelhandel sowie in der Produktion von Konsumgütern tätig ist. In Portugal ist man führend mit dem Supermarkt Pingo Doce, in Polen mit Biedronka und in Kolumbien mit dem Discounter Ara. Die Jerónimo-Gruppe ist einer der größten Arbeitgeber Portugals, der allein bei Pingo Doce 23 000 Menschen beschäftigt. An der Börse ist Jerónimo Martins auch gefragt. Seit November machte die Aktie zwölf Prozent plus. Ebenfalls gut ist die aktuelle Dividendenrendite von 3,4 Prozent.

Eine der kleinsten Börsen Europas



Auch insgesamt ist die Börse Lissabon wieder auf dem Weg nach oben. 2017 gab es ein Plus von gut 15 Prozent - beim Euro Stoxx 50 waren es zum Vergleich nur sieben Prozent. Überflieger war das Immobilienunternehmen Mota-Engil mit gut 145 Prozent plus. Mota Engil gehört zum illustren Kreis von gerade mal 54 gelisteten Unternehmen. Lissabon ist damit eine der kleinsten Börsen in Europa. Zusammen bringen es die Werte auf ein Gewicht von nur 60 Milliarden Euro. Das übertreffen allein sieben DAX-Unternehmen - jeweils.

Der Leitindex PSI 20 besteht, anders als es der Name vermuten lässt, derzeit nur aus 18 Werten, welche die erforderliche Kapitalisierung, Streuung und Liquidität aufbringen. Dies liegt auch daran, dass die Börse seit den Krisenjahren einstige Aushängeschilder verloren hat. So ist von der einst großen Portugal Telecom lediglich eine Mini-Gesellschaft geblieben - Nachfolger Pharol verwaltet letztlich nur noch eine Beteiligung in Brasilien.

Noch extremer waren die Veränderungen bei den Banken: Vom Kurszettel verschwand 2014 die "abgewickelte" Banco Espírito Santo. Die Banco BPI wiederum ist seit Anfang 2017 fast gänzlich im Besitz der spanischen CaixaBank und bei der Banco Comercial Português ist die chinesische Fosun-Gruppe eingestiegen. Die Menge der frei handelbaren Bankaktien ist dadurch drastisch geschrumpft. Trotzdem ist die Banco Comercial mit 17 Prozent am höchsten im PSI 20 gewichtet - was wohl daran liegt, dass ansonsten der Energiebereich zu stark vertreten wäre.

Denn hier gibt es etliche spannende - und teils streitbare - Unternehmen. Der Öl- und Gaswert Galp Energia macht mit einer Kapitalisierung von fast zwölf Milliarden Euro allein 22 Prozent des Werts der ganzen Börse aus. Versorger EDP folgt mit 20 Prozent vor EDP Renováveis mit zehn Prozent.

So dominant der Sektor, so unterschiedlich die Unternehmen: Galp exploriert, fördert, produziert und raffiniert Erdöl und Erdgas und erzeugt auch Strom. Höchst umstritten - gerade in der für Portugal so wichtigen Tourismusbranche - sind geplante Offshorebohrungen, die Galp zusammen mit der italienischen Eni vor der Atlantikküste durchführen will.

EDP Renováveis setzt dagegen auf Windenergie und ist dank der Übernahme des US-Unternehmens Horizon Wind Energy weltweit das drittgrößte Unternehmen der Branche. Mehrheitsaktionär ist mit 78 Prozent EDP. Neben der dominanten Stellung auf der ganzen iberischen Halbinsel hat EDP Renováveis auch eine starke Position in Brasilien und ist außerdem in Frankreich, Belgien, Polen, Rumänien und in den USA aktiv. Ein Unternehmen mit Zukunft.





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