Die starke Fokussierung von Europas größtem Halbleiterkonzern Infineon auf Chips für Autos und Industriekunden dürfte sich in den nächsten Jahren bezahlt machen. Die beiden Wirtschaftssektoren sind hierzulande und in Europa besonders stark. Zudem profitiert Infineon als Zulieferer in den verschiedenen Nischen des Chipmarkts für die Autobranche und die verschiedenen Industrien auch von der weltweiten Präsenz dieser Kunden. Halbleiter für Autos und Industrieunternehmen bringen in dem knapp 350 Milliarden Dollar schweren globalen Chipmarkt zusammen 18 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Analysten des Marktforschers IDC trauen den beiden Segmenten bis 2019 jährliche Zuwachsraten von jeweils neun und fünf Prozent zu. Das ist eineinhalb bis drei Mal so viel wie das Plus von drei Prozent für den Gesamtmarkt.

Was macht die beiden Bereiche zum Lichtblick in der Chipbranche? Die schnell fortschreitende Digitalisierung. Chips verbinden Maschinen und Anlagen mit IT-Netzen in Unternehmen. Computer steuern die Fertigung und können Daten über den Zustand bei laufender Produktion analysieren. Mögliche Ausfälle werden dadurch früher erkannt.

Währenddessen wird die Digitalisierung auch im Auto immer deutlicher: Vom Armaturenbrett über die Motorsteuerung bis hin zu Navigations- und Multimediasystemen werden immer mehr Chips verbaut. Darüber hinaus ist der Gesamtwert der Chips, die in Elektro- und Hybridautos verbaut sind, mit über 700 Dollar je Auto heute schon mehr als doppelt so hoch wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Als Weltmarktführer für Leistungshalbleiter, die Ströme und Spannungen regeln, profitiert Infineon vom Trend zu alternativen Fahrzeugantrieben überdurchschnittlich stark: Von etwa 21 Prozent des Gesamtwerts in Autos mit Verbrennungsmotor erhöhte sich der Anteile dieser Chips in Elektrofahrzeugen auf über 50 und in Hybridautos sogar über 70 Prozent des Gesamtwerts der Halbleiter pro Fahrzeug.

Allerdings: Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind für die Mehrheit der Autofahrer hierzulande zu teuer, und eine flächendeckende Infrastruktur mit Ladestationen ist bisher nicht absehbar. Das verzögert diese Entwicklung bisher erheblich. Für Infineon ändert das jedoch wenig.

Der DAX-Konzern fährt rund 90 Prozent seines Geschäft mit Auto- und Industriekunden ein und ist damit im gegenwärtigem Umfeld sehr gut aufgestellt, sogar besser als der deutlich größere Konkurrent Texas Instruments. Zwar profitieren auch die Amerikaner von ihrer starken Präsenz in vielen Nischen der Chipmärkte für Industrie- und Autokunden, allerdings werden die Texaner in ihrem Wachstum von den seit längerem schwächelnden Umsätzen mit Chips für Konsumelektronik gebremst. Der Bereich bringt 30 Prozent des Umsatzes von Texas Instruments.

Fazit

: Wir bestätigen unsere Kaufempfehlung. Mit einer starken Ausrichtung auf Chips in den zahlreichen Spezialmärkten für Unternehmen außerhalb der Konsumelektronik sind langfristig höhere und stabile Margen möglich. Aus Sicht der Redaktion ist die Aktie damit ein Basisinvestment im Chipsektor. Schwächephasen in der Kursentwicklung sind gute Einstiegschanchen.

Ziel: 14,50 Euro.

Stopp: 10,50 Euro.