Die Halbleiter-Branche erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit bei den Anlegern. Deutlich wird das unter anderem am NYSE Arca Semiconductor Index. Denn der hat seit November 2008 schon um rund 272 Prozent zugelegt. Das bringt einen intakten charttechnischen Aufwärtstrend mit sich und wenn Branchenexperten mit ihren Prognosen Recht behalten, dann bekommt dieser Aufschwung weiter Futter. Die Beratungsgesellschaft Gartner sagt jedenfalls bis 2016 einen Anstieg der weltweiten Erlöse mit Halbleitern von 315,5 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf gut 356 Milliarden Dollar voraus. Die Analysten von RBC Capital prognostizieren zudem bis 2018 mit einem jährlichen Durchschnittsplus beim freien Cash Flow von elf Prozent.

Die Hausse des Sektors hat inzwischen sogar ein Schwergewicht wie Intel Corp. (WKN: 855681, 21,70 Euro, 27,96 Dollar) erfasst, das lange Zeit nur noch lethargisch vor sich hindümpelte. Wer nur in ganz langfristigen Dimensionen denkt, der wird von der Performance des 1968 gegründeten weltgrößten Halbleiterherstellers auch jetzt noch enttäuscht sein. Bewegt sich die Notiz doch lediglich auf einem bereits Ende 1998 gültigen Niveau und von dem im Jahr 2000 bei 74,87 Dollar aufgestellten Rekordhoch ist der Kurs noch meilenweit entfernt.

Trotzdem tut sich auch bei der Intel-Aktie einiges. Seit November 2012 hat der Titel inzwischen rund 45 Prozent zugelegt, wobei seit Mitte Februar sogar der Philadelphia Semiconductor Sector Index abgehängt wird. Neben der relativen Stärke, die darin zum Ausdruck kommt, ist charttechnisch gesehen wichtig, dass der Titel mittlerweile an einem langfristigen Abwärtstrend rüttelt, dessen Anfänge vom November 2002 stammen. Gelingt der Sprung über diesen Widerstand, dann wäre ein weiterer charttechnischer Befreiungsschlag. Am vergangenen Donnerstag machte die Aktie einen ordentlichen Satz nach oben, nachdem Intel die Umsatzprognose für das zweite Quartal und das Gesamtjahr erhöht hatte.

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Viele Hoffnungen, aber auch viele Unsicherheiten

Neben der Tatsache, dass eine breit angelegte Hausse wie die im Halbleiter-Sektor früher oder später alle mitfahrenden Boote hebt, wird die Intel-Aktie, wie bereits erwähnt, auch von einigen ermutigenden hausinternen Entwicklungen beflügelt. Frischer Schwung ist auch deshalb wichtig, weil die lange Zeit enttäuschende Kursbilanz auch damit zu erklären ist, dass das durch seine Stärken bei Prozessoren für Heim- und Firmenrechner zum weltgrößten Halbleiterkonzern ausgestiegene Unternehmen den Trend hin zu den mobilen Anwendungen wie Smartphhones und Tablets verschlafen hat. Unter dem Strich sank der Gewinn bei dem im kalifornischen Santa Clara ansässigen Unternehmen auch deswegen in den ersten drei Monaten zwar von 2,05 Milliarden auf 1,95 Milliarden Dollar, aber die Analystenerwartungen wurden damit leicht geschlagen. Positiv war zudem die Vorgabe des Vorstands, die Bruttomarge in diesem Jahr um einen Prozentpunkt auf 61 Prozent verbessern zu wollen.

Ansonsten wurden im ersten Quartal 2014 immerhin fünf Millionen Tablets mit einem Intel-Prozessor ausgeliefert und im Gesamtjahr sollen es mit 40 Millionen viermal so viel werden wie 2013. Ob diese Rechnung aufgeht, bleibt allerdings noch abzuwarten. Die Marktforscher von Digitimes Research befürchten jedenfalls, dass im laufenden Jahr nur 32 Millionen Chips abgesetzt werden können. Auch sonst beruht bei Intel derzeit noch vieles auf Hoffnungen, wobei es optimistisch betrachtet aber schon einmal positiv ist zu sehen, an wie vielen viel versprechenden Hebeln derzeit geschraubt wird. Als interessante Alternativen für die Zukunft zu nennen sind unter anderem die bis 2016 geplante Einführung kabelloser PCs (kabelloses Display sowie kabellose Docking- und Ladefunktionen) oder die mit chinesischen Chip-Hersteller Rockchip eingegangene strategische Partnerschaft, deren Ziel es ist, stärker in den Markt für preiswerte Tablets vorzudringen.

Viel Phantasie beinhaltet aber vor allem eine neue Plattform für Informationen und Unterhaltung, mit der man den Einsatz von Digitaltechnik im Auto vorantreiben will. Unter dem Namen Kendrick Peak werden dabei Hardware und Software verbunden, wobei Automobilhersteller das System an eigene Bedürfnisse anpassen können. Kern des Systems ist ein im Kofferraum platzierter Computer, über den unterschiedliche Inhalte wie Navi-Informationen für den Fahrer, einen Internet-Zugang für den Beifahrer und Videos für weitere Insassen auf verschiedenen Bildschirmen dargestellt werden können. Börsianer erhoffen sich von dem Projekt auch deshalb einiges, weil laut Marktforschungsinstituten wie IHS Automotive der Markt für Infotainment-Systeme im Auto mit nahezu 130 Millionen verkauften Systemen bis 2020 so groß sein wird wie der PC-Markt im Jahr 1999.

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Chartausbruch könnte weiteres Kurspotenzial erschließen

Bei allen Chancen, welche die bei Intel verfolgten Zukunftsprojekte bieten, sollten aber auch die Risiken nicht vergessen werden, die der im Dow Jones Industrial Average enthaltene Titel ausgesetzt ist. Der Halbleitermarkt ist bekanntlich hart umkämpft, die Konkurrenz versucht Intel in den Bereichen, in denen das Unternehmen stark ist, weiter auf die Pelle zu rücken und wer bei den neuen Technologien letztlich die Nase vorne haben wird, bleibt abzuwarten. Wunderdinge sollte man sich deshalb von der Aktie nicht erwarten, zumal Analysten dem Unternehmen in den kommenden fünf Jahren derzeit ein eher durchschnittliches Wachstum beim Gewinn je Aktie von 7,5 Prozent p.a. zutrauen.

Sofern der Kurs den erwähnten Abwärtstrend überwinden kann, erscheint aber eine solide Performance wahrscheinlich, wobei die Börse Online-Redaktion zuletzt als Kursziel 24,00 Euro angepeilt hat. Die Bewertung ist auf Basis des für 2014 und 2015 erwarteten Gewinns je Aktie von 1,89 Dollar und 2,04 Dollar mit KGVs ausgestattet, die mit knapp 14,8 und 13,7 angesichts der Rahmendaten, in dem sich das Unternehmen bewegt, zwar nicht mehr außergewöhnlich günstig ist, gemessen am Gesamtmarkt aber noch etwas Luft nach oben lässt. Passabel ist auch die Dividendenrendite von rund 3,2 Prozent, wobei auch immer wieder Geld in kursstützende Aktienrückkäufe gesteckt wird.