Mit der "Ameise" fing 1953 alles an. So nannte Friedrich Jungheinrich seinen kleinen wendigen Hubwagen, der schwere Lasten mit Leichtigkeit transportieren kann. Die "Ameise" blieb nicht lange alleine. Heute bietet das Hamburger Unternehmen alles rund ums Heben, Transportieren, Stapeln an. Jungheinrich ist ein sogenannter Full-Liner im Bereich Material-Handling. Die Produktpalette umfasst Neufahrzeuge wie Hubwagen, Schlepper, Hochregalstapler, aber auch die Serviceleistungen wie Wartung oder Leasing rund um den Maschinenpark. Software für die Lagerhaltung und Logistik bis hin zur Materialflusstechnik runden das Geschäftsmodell ab. Und die gebrauchten Geräte werden als "Jungstars" vermarktet.

Seit 2006 baut Jungheinrich im Gebrauchtgeräte-Zentrum in Dresden eigene Flurförderzeuge professionell aus. Die Stapler und Maschinen sind die Rückläufer aus Leasingverträgen und stellen so das Fundament für das Gebrauchtgeschäft. Im Juli wurde der 25.000ste Gebrauchtstapler ausgeliefert. Die Nachfrage nach den Gebrauchten ist so hoch, dass Jungheinrich die Kapazität von derzeit 4.500 bis 2018 auf 8000 aufgearbeitete Fahrzeuge pro Jahr ausbauen will. Eine Investition, die sich bezahlt macht. Schon heute steuert das Gebrauchtwarengeschäft zusammen mit der Fahrzeugvermietung rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Auf Seite 2: Warum Jungheinrich nicht zu tief stapelt





Jungheinrich stapelt nicht zu tief. Die Firma ist in Europa die Nummer zwei, in der Welt die Nummer drei nach Toyota und Kion. Und das Geschäft brummt. Zu Beginn des Jahres gewann Jungheinrich in einem starken Markt klar Marktanteile hinzu. Der Auftragseingang der Hamburger stieg in den ersten sechs Monaten um 10,6 Prozent, während der Weltmarkt um 9,6 Prozent zulegte. In China betrug das Wachstum sogar 35 Prozent.

Bereits im Mai hatte das Management die eigne Prognose angehoben. Für 2014 streben die Hamburger einen Umsatz in einer Bandbreite von 2,4 Milliarden Euro und 2,5 Milliarden Euro an. Der Gewinn vor Steuern soll zwischen 155 Millionen und 165 Millionen Euro liegen.

Mittelfristig will Jungheinrich die Drei-Milliarden-Euro Umsatzschwelle erreichen. Die Weichen dazu sind gelegt. Das Unternehmen hat viel Geld in die Hand genommen. 35 Millionen Euro wurden in ein neues Logistikzentrum in Norddeutschland investiert. Für 40 Millionen Euro ein neues Werk in Süddeutschland errichtet. In Asien stärkte das Unternehmen seinen Vertrieb und treibt so Internationalisierung voran. Rund 18 Millionen Euro hat das neue Werk mit einer Kapazität für den Bau von 10.000 Maschinen in China gekostet. Dort werden die Stapler gebaut, die gezielt für den asiatischen Markt produziert werden. Premium wie für die Europäer, nur eben günstiger als die europäischen Versionen.

Auf Seite 3: Warum sich der familiäre Charakter auszahlt





Jungheinrich ging 1990 an die Börse, aber im Charakter ist es ein Familienunternehmen geblieben. 100 Prozent der Stammaktien werden von den zwei Töchtern des Gründers Friedrich Jungheinrich, Hildegard Wolf und Ursula Lange. Die stimmberechtigten Papiere und sind im Gegensatz zu den Vorzugsaktien nicht an der Börse gelistet.

Die Vorteile von stabilen Ankeraktionären zeigen sich vor allem in schlechten Zeiten. Das Krisenjahr der Stapler-Branche war 2009. Der Umsatz fiel auf 1,7 Milliarden Euro, der Aktienkurs ermäßigte sich auf 6,58 Euro. Dass Jungheinrich nicht zum Spielball der Kapitalmärkte wurde verhinderte die Aktionärsstruktur. Wie eng die Familie hinter dem Unternehmen steht, zeigt auch der Verzicht auf die Dividende. Das Geld sollte im Unternehmen bleiben. Für Vorzugsaktionäre verging dagegen kein Jahr seit dem Börsengang ohne Ausschüttung. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Dividende verdoppelt. Für 2013 wurden 86 Cent bezahlt.

Auf Seite 4: Warum das Russland-Risiko überschaubar ist



Dunkle Wolken zogen auf, als sich die geopolitischen Spannungen in der Ukraine zuspitzten und Sanktionen das Russland-Geschäft bedrohten. In der Folge korrigierte die Aktie. Doch das Management hält dagegen und rechnet mit einem stabilen Niveau im Vergleich zum Vorjahr. Das Russland-Geschäft beläuft sich auf rund 100 Millionen Euro. Die Hälfte davon wird mit Service-Leistungen erzielt. Die erweisen sich erfahrungsgemäß als besonders stabil. Denn sogar im Krisenjahr 2009 sanken die Umsätze in diesem Bereich lediglich um 4,4 Prozent. Auch für Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe ist der Russland-Risiko überschaubar. Was die Korrektur allerdings Investoren bietet, ist ein günstigerer Einstieg.

Auf Seite 5: Warum sich Jungheinrich für Dividendenjäger und Value-Investoren lohnen kann



In der Gruppe der Maschinenbauer ist die Jungheinrich-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn günstig bewertet. Schönell nennt klare Wachstumstreiber. Jungheinrich erweiterte seine Produktpalette. Neue Fahrzeuge bringen neue Kunden. Das gilt vor allem in Asien. Dort werden spezielle für die Wachstumsregion entwickelte Maschinen gebaut. Ein zweitstelliges Wachstum traut der Analyst dem noch kleinen Bereich Systemgeschäft zu. Jungheinrich bietet die kompletten Dienstleistungskette von Planung, Projektierung, Implementierung und Inbetriebnahme von Logistikzentren bis hin zur Wartung und Service, alles aus einer Hand an. Der Treiber für dieses Geschäft sind die weltweit steigenden Warenströme und auch der E-Commerce. Sein viertes Argument ist das wachsende Neugeschäft, das praktisch von alleine für die Zuwächse im lukrativen Service-und Wartungsgeschäft sorgt. Vom Kursziel das der Analyst bei 58 Euro sieht, ist die Aktie rund 30 Prozent entfernt. Die Aktie könnte sowohl für Dividendenjäger, aber auch für Value-Investoren das Familiendepot bereichern.