Auf den ersten Blick könnten die Voraussetzungen für einen aussichtsreichen Nebenwert wirklich besser sein. Obwohl KSB bereits seit 1895 an der Börse notiert ist, werden die Papiere des Unternehmens aus Frankenthal kaum beachtet. Die Titel sind in keinem großen Index vertreten, sowohl Stämme als auch Vorzüge finden sich nur im General Standard. Wegen der geringeren Transparenzanforderungen sehen einige Investoren von einem Engagement ab und beschäftigen sich nicht mit dem Unternehmen. Dazu kommt der geringe Streubesitz. Rund 80 Prozent der Stammaktien befinden sich im Besitz der Klein Pumpen GmbH, deren Geschäftsanteile wiederum mehrheitlich der KSB Stiftung gehören. Diese Faktoren führen in der Summe zu einem Bewertungsabschlag, der aber nicht gerechtfertigt ist. Hier lauern Chancen für Anleger, die sich auch abseits der stark beachteten Aktien engagieren wollen.

Seit der Gründung 1871 ist das Unternehmen stetig gewachsen und inzwischen mit einem von Warburg Research geschätzten Marktanteil von rund fünf Prozent an der weltweiten Pumpenindustrie bereits ein Schwergewichte in der Branche. KSB ist Weltmarktführer bei Pumpen für die Energie- und Verfahrenstechnik, die Produkte kommen zudem in der Gebäudetechnik, Abwasserbehandlung, Wassertransport, Energieumwandlung und dem Feststofftransport zum Einsatz. Rund zwei Drittel des Konzernumsatzes entfallen auf ein- und mehrstufige Pumpen sowie Antriebe und Automatisierungsgeräte, während Armaturen zuletzt 17 Prozent zu den Erlösen beisteuerten.

Als einer der weltweit führenden Hersteller von Pumpen und Armaturen für Kraftwerke ist Qualität das entscheidende Kriterium. KSB als Premiumanbieter bei sicherheitsrelevanten Systemen verfügt über Preissetzungsspielräume und kann sich auf sein beachtliches Know-how verlassen. Hier bestehen Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber, schließlich kommen die Produkte in hochsensiblen Bereichen wie der Atomstromproduktion zum Einsatz. Zwar dürfte es wohl 2022 zum Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland kommen. Im Gegenzug werden besonders in Asien viele Kraftwerke gebaut, um den Energiehunger zu bedienen.

Dank der frühzeitigen internationalen Expansion kann KSB von der Entwicklung verstärkt profitieren. Inzwischen erfolgt die Fertigung in 19 Ländern, Produktionswerke, Vertriebsniederlassungen und Vertretungen und Servicestätten sind in mehr als 100 Ländern zu finden.

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Auftragseingang weist den Weg

Dennoch lief es für die Aktie gerade im zweiten Halbjahr 2014 nicht rund. Erst seit Jahresbeginn dreht der Trend wieder nach oben. Gerade im Vergleich zu den US-Branchenkollegen profitiert KSB von der Euro-Abwertung und der damit verbesserten Wettbewerbssituation. Anleger sollten daher auch die 2014er-Zahlen nicht überbewerten. Der Umsatz sank um 2,9 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro, wobei rund 80 Prozent des Rückgangs auf eine ungünstige Währungsentwicklung zurückzuführen waren. Der Gewinn vor Steuern gab um 39 Prozent auf 72,6 Mio. Euro nach. Bei KSB sollten Anleger aber vor allem in die Zukunft schauen.

Und die sieht mit einem Auftragseingang von 2,3 Mrd. Euro, der um rund sechs Prozent über dem Umsatz und 3,6 Prozent über dem Vorjahreswert liegt, richtig gut aus. Zudem leitete das Management aufgrund der Entwicklung im vergangenen Jahr eine dauerhafte Kurskorrektur ein, sowohl in struktureller als auch strategischer Hinsicht. Ein wesentliches Ziel der tiefgreifenden Maßnahmen zielt auf eine Verbesserung der Kostenstruktur. Um die Arbeiten in den weltweiten Fertigungsstätten besser zu verzahnen und effizienter zu gestalten, erhält jedes Werk ein spezifisches Funktionsprofil. Der Fokus richtet sich dabei auf die Schwellenländer. KSB profitiert hier nicht nur von niedrigeren Fertigungskosten, sondern produziert zugleich näher am Auftraggeber.

Gleichzeitig wird die Komplexität des Produktangebots reduziert. Baureihen, für die inzwischen technisch bessere Angebote vorhanden sind, werden ausgesondert mit dem Ergebnis, dass die Strukturkosten sinken. Bereits 2014 wurden 77 Baureihen eliminiert, 95 weitere sind für das laufende Jahr geplant. Gute Produkte alleine sind heute aber nur ein Faktor, um Kunden zu überzeugen und zu binden. Ebenfalls entscheidend ist ein starker Service, der bei KSB bereits zu den weltbesten gehört. Mit einem neuen Vertriebssystem will KSB die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anlagenbauern, Großhändlern und Endkunden künftig noch zielgerichteter erfüllen. Drei getrennte Vertriebskanäle für das Projekt-Geschäft, das Breitengeschäft sowie das Betreibergeschäft dürften dazu führen, dass Wünsche nach Dienstleistungen, Ersatzteilen und Neuprodukten noch schnell als bislang befriedigt werden.

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Kraftwerke geben Power

Natürlich sind die Restrukturierungen auch mit Sonderaufwendungen verbunden, die sich 2015 wohl auf rund 15 Mio. Euro belaufen werden. Angesichts der konjunkturellen Aussichten und der bereits eingeleiteten Maßnahmen sieht das Management gute Möglichkeiten, die Volumen- und Ergebniszahlen in allen drei Segmenten Pumpen, Armaturen und Service zu verbessern. Künftig dürfte der Auftragseingang besonders durch Aufträge für Atomkraftwerke in China angetrieben werden. Aufgrund des hohen Energiebedarfs könnten dort in den kommenden Jahren rund 60 neue Kraftwerke gebaut werden. KSB steht mit einer hochmodernen Hauptkühlmittelpumpe in den Startlöchern, die in Shanghai getestet wird.

Warburg-Analyst Eggert Kuls schätzt den Wert eines Auftrags für Kernkraftwerkspumpen auf 80 bis 100 Mio. Euro. Gegenüber 2014 soll Auftragseingang und Umsatz deutlich steigen, beim Ergebnis will man sich einem dreistelligen Ergebnis nähern. Da der Löwenanteil der Einsparungen von 30 bis 40 Mio. Euro erst im Laufe des nächsten Jahres wirksam wird, ist erst ab 2016 mit einer erheblichen Verbesserung der Profitabilität zu rechnen. So lag die Ebit-Marge im vergangenen Jahr noch bei gut vier Prozent, für 2015 rechnet Warburg Research mit 4,6 Prozent. Bei einem avisierten Umsatz von 2,4 Mrd. Euro dürften im kommenden Jahr dann 159 Mio. Euro hängen bleiben, was einer Marge von 6,5 Prozent entspricht. Umgerechnet auf eine Stammaktie rechnet Börse Online für 2016 mit einem Ergebnis von 47,28 Euro. Bezogen auf den Aktienkurs ergib sich ein günstiges KGV von 9,6, hier besteht somit noch viel Luft nach oben. Als Depotbeimischung sind die günstigeren aber weniger liquideren Stammaktien sehr interessant mit guten Perspektiven im mittel- bis langfristigen Zeithorizont. Das Kursziel siedelt Börse Online bei 650 Euro an.




Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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