Megatrends und Boombranchen, zwei Wörter, die an der Börse für viel Aufsehen sorgen. Denn die Aktien von Unternehmen mit einer starken Marktstellung in diesen Segmenten vertreten sind erweisen sich nicht selten als Kursraketen. Mehr Chance bedeutet meistens aber auch mehr Risiko. Im Idealfall sollte der vermeintliche Megatrend möglichst risikoarm sein, aber dennoch starke Perspektiven bieten. Es gibt nur wenige Aktien, die diesen strengen Anforderungen gerecht werden.

KWS Saat zählt zweifellos zu den wenigen Ausnahmen. Während der breite Gesamtmarkt zuletzt wegen der Krim-Krise und den Wachstumssorgen in China unter Druck stand, zeigt sich die Aktie des Saatgutherstellers relativ unbeeindruckt. Denn die Investmentstory basiert auf einem Megatrend, der auch noch in den kommenden Jahrzehnten an Aktualität nichts einbüßen wird. Steigender Wohlstand und das globale Bevölkerungswachstum führen dazu, dass in den nächsten 40 Jahren mindestens 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden müssen. Das Problem: Weltweit gehen die Anbauflächen aufgrund alternativer Nutzung und wegen des Klimawandels immer weiter zurück mit der Folge, dass die Pro-Kopf-Agrarfläche sinkt. Landwirte müssen mehr Erträge auf einer schrumpfenden Fläche erzielen. Möglich ist dies nur über Düngung und spezielles Saatgut, das mehr Ertrag pro Anbaufläche liefert und zugleich resistenter ist gegenüber Wetterkapriolen und Krankheiten. KWS züchtet bereits seit über 150 Jahren landwirtschaftliche Nutzpflanzen und ist nach Monsanto, DuPont/Pioneer sowie Syngenta das viertgrößte Saatgutunternehmen weltweit. Dabei stellt das Maissegment im Produktportfolio mit einem Umsatzanteil von 60 Prozent die umsatzstärkste Säule dar. KWS erreicht in Nordamerika einen Marktanateil von sieben Prozent, in Europa sind es rund 19 Prozent. Bei den Zuckerrüben ist das Unternehmen sogar globaler Marktführer.

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Effizienz ist das Stichwort

Wichtig für die weitere Entwicklung der Aktie sind aber die gleich mehrere Wachstumskatalysatoren. Aktuell investiert der Konzern kräftig in Forschung und Entwicklung. Die höheren Ausgaben belasten zwar das Ergebnis, stellen aber zugleich den entscheidenden Treiber für künftige Erfolge dar. Nach Angaben von Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe stecken direkte Konkurrenten wie Syngenta und Monsanto rund neun bis zehn Prozent in die eigene Forschung, bei KWS Saat waren es zuletzt 13 Prozent des Jahresumsatzes. Im Fokus steht die Entwicklung von neuen Saatgutsorten, die höhere Erträge und zielgerichtete Eigenschaften wie Krankheitsresistenzen aufweisen und zugleich härteren Klimabedingungen standhalten.

Auch wenn gerade in Europa noch große Vorbehalte gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel bestehen, ist der weltweite Trend inzwischen nicht mehr aufzuhalten. Auf den Anbauflächen in Übersee werden bereits entsprechende Erzeugnisse angebaut. Kreuzkontaminationen beim Anbau und Vermischungen bei Lagerung und Transport lassen sich kaum noch vermeiden. Um auch auf dem europäischen Markt die Entwicklung voranzutreiben, trumpft KWS mit der Hybridisierung von neuen Produkten auf. Anders als bei gentechnisch verändertem Saatgut wird auf natürlichem Wege Inzucht unter den Pflanzen betrieben. Als Ergebnis bieten die Pflanzen eine deutliche höhere Winterhärte und Effizienzsteigerungen von bis zu 40 Prozent. Bisher liegt der Fokus noch auf Mais, Zuckerrüben und Roggen. Erhebliche Effizienzsteigerungen versprechen eine erfolgreiche Hybridisierung von Weizen, Kartoffel und Gerste.

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Zukunftsmärkte bietet viel Potential

Verstärkte Forschung stellt aber nur einen Wachstumstreiber dar. Weit oben auf der Agenda steht die weitere Internationalisierung. Besonders Brasilien spielt eine zunehmend größere Rolle bei der Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln. KWS Saat ist bereits seit knapp zwei Jahren mit Züchtungsgesellschaften und über ein Joint Venture im südamerikanischen Land aktiv. Im Geschäftsjahr 2012/13 lag der Umsatz noch bei 37 Mio. Euro, für das laufende Jahr werden rund 60 Mio. Euro erwartet. Ab dem kommenden Jahr will man zudem mit einem speziell auf den brasilianischen Markt angepassten Sortenportfolio glänzen.

Neben Nordamerika spielt für KWS Saat die Musik künftig in China. Der Markt ist mehr als doppelt so groß wie Brasilien. Allerdings vereinen die chinesischen Züchtungsunternehmen derzeit noch einen Marktanteil von gut 80 Prozent auf sich. Nicht mehr lange, denn die Regierung arbeitet bereits an einer Konsolidierung der Branche. KWS ist bereits mit einigen Produkten vertreten, weitere Zulassungsprozesse sind in der Pipeline. Mit dem chinesischen Partner Kenfeng kommen die Niedersachsen bereits auf einen Marktanteil von drei Prozent. Bisher dominierten in China viele kleine Landwirtschaftsbetriebe. Aber auch hier geht die Tendenz wie weltweit zu immer größeren, professionellen Farmen, die im Fokus von KWS stehen.

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Neue Rekorde in Sicht

Die Ende Februar gemeldeten Zahlen für die ersten sechs Monate trafen die Markterwartungen. Auch mittelfristig dürften die Bilanzen noch keine Begeisterungen bei den Analysten entfachen, denn die höheren Investitionen und der Ausbau der Vertriebspartnerschaften belasten das Ergebnis. Zudem sollten Anleger vor allem die hohe Saisonalität beachten. Während die jüngst veröffentlichten Halbjahreszahlen nur eine geringe Aussagekraft aufweisen, fließen in die für den 27. Mai angesetzten Q3-Zahlen die Erträge aus den im Frühjahr erfolgten Aussaaten ein. Positive Überraschungen nicht ausgeschlossen. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr überraschten die Niedersachsen zum Halbjahr mit einer höheren Prognose.

Bereits jetzt wurde aber die Prognose für das Gesamtjahr 2013/14 bestätigt. Nachdem die Niedersachsen im vergangenen Jahr erstmals die Umsatzmarke von einer Mrd. Euro überschritten, liegt die Messlatte nun bei einem Erlösanstieg von fünf Prozent auf rund 1,2 Mrd. Euro. Das Ebit soll sich um rund acht Prozent auf 140 Mio. Euro verringern. Die Marge dürfte demnach von 13,1 Prozent auf rund 11,7 Prozent fallen. Nach einer Verdreifachung bei Umsatz und Ergebnis in den vergangenen zehn Jahren rechnet das Bankhaus Lampe bis 2023 mit einer Verdopplung.

Im Anschluss an die rasante Rally von 150 auf gut 300 Euro zwischen Anfang 2012 bis 2013 konsolidiert die Aktie seitdem seitwärts. Als gute Unterstützung hat sich dabei der Bereich um 240 / 250 Euro erwiesen. Aktuell werden Preise von 264 Euro aufgerufen. Für Neueinsteige eröffnet sich somit ein starkes Chance-Risiko-Verhältnis. Während die Positionen auf der Unterseite sehr eng abgesichert werden kann, bietet die Aktie aus rein technischer Sicht mindestens Luft bis 300 Euro. Mittel- bis langfristig sind neue Rekorde sehr wahrscheinlich. In einer neuen Studie erhöhte das Bankhaus Lampe das Kursziel von 265 auf 333 Euro.