Die Wähler sprachen sich damit klar für den Kurs von Syriza-Chef Alexis Tsipras aus. Er will das von Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds mit 240 Milliarden Euro vor der Pleite gerettete Land zwar in der Euro-Zone halten. Bereits vereinbarte Reform-Auflagen lehnt er aber ab und fordert einen Schuldenschnitt.

An den Finanzmärkten gibt es deshalb seit Wochen die Sorge vor neuen Turbulenzen. Der Euro gab im australisch-asiatischen Handel nach Bekanntgabe erster Prognosen prompt um einen halben Cent nach und fiel unter die Marke von 1,12 Dollar. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte ein einer ersten Reaktion in der ARD, Griechenland sei nach wie vor auf Hilfen seiner Partner angewiesen. "Und das heißt natürlich auch, dass es ein solches Programm nur geben kann, wenn die Verabredungen auch eingehalten werden."

Die Finanzminister der Eurozone werden bereits am Montag in Brüssel darüber beraten, welche Folgen das Wahlergebnis für die Eurozone und die Europäische Union (EU) hat. Beschlüsse werden aber noch nicht erwartet.

Syriza kommt den Hochrechnungen zufolge auf 36,5 Prozent der Stimmen. Nach dem griechischen Wahlsystem erhält sie damit als stärkste Partei zusätzlich 50 Sitze im Parlament. Damit soll eine stabile Mehrheit gesichert werden. Entscheidend für die Sitzverteilung ist auch, wie viele Parteien insgesamt die Drei-Prozent-Hürde überspringen und ins Parlament kommen. Kommt Syriza nicht auf mindestens 151 Mandate, müsste sie sich einen Koalitionspartner suchen oder eine Minderheitsregierung bilden.

Die Partei Neue Demokratie des bisherigen Regierungschefs Antonis Samaras kommt nach den Hochrechnungen auf 27,7 Prozent. Der Vorsprung von Syriza wäre damit noch größer als letzte Umfragen vor der Wahl erwarten ließen. Drittstärkste Partei wurde die rechtsextreme Goldene Morgenröte, gefolgt von der zentristischen Partei To Potami (Der Fluss) und der kommunistischen KKE. Insgesamt dürften sieben Parteien den Einzug ins Parlament geschafft haben. Die vom früheren Ministerpräsidenten George Papandreou gegründete Bewegung der demokratischen Sozialisten scheiterte an der Drei-Prozent-Hürde.

KLARES VOTUM GEGEN SPARPOLITIK

Die griechischen Wähler haben mit ihrem Votum offenkundig die von den Geldgebern EU, EZB und IWF verordnete bittere Medizin abgelehnt, die das Land aus den Schulden führen sollte, aber auch rund ein Viertel der Bevölkerung in Armut brachte. Syriza-Sprecher Panos Skourletis sagte: "Das ist ein historischer Sieg." Das Wahlergebnis sende eine klare Botschaft gegen die Sparpolitik und für Würde und Demokratie. Tsipras selbst äußerte sich bis zum späten Abend zunächst nicht.