Der schwäbische Anlagenbauer Voith steigt im großen Stil beim Augsburger Roboterhersteller Kuka ein. Das traditionsreiche Familienunternehmen aus Heidenheim wolle sich damit für die zunehmende Automatisierung der Industrie rüsten, begründete Vorstandschef Hubert Lienhard den überraschenden Schritt des Herstellers von Papiermaschinen, Kraftwerksturbinen und Turboladern am Mittwoch. "Wir haben erkannt, dass wir in der Mechanik stark sind. Aber ohne das Liefer- und Leistungsspektrum von Kuka ist eine 'Industrie 4.0' nicht möglich."

Voith erwirbt zunächst 24,1 Prozent, den Großteil davon vom Kuka-Großaktionär Grenzebach, der damit nach sechs Jahren komplett aussteigt. Die Aufstockung auf eine Sperrminorität von 25,1 Prozent sei bereits gesichert. Dazu müsse aber noch das Kartellamt zustimmen, sagte ein Sprecher.

Das Anteilspaket von Voith ist an der Börse 550 Millionen Euro wert. Grenzebach hatte zuletzt 19,8 Prozent gehalten, den Rest habe Voith über die Börse zugekauft. Die Kuka-Aktie gab leicht nach. Lienhard machte klar, dass Voith seine Beteiligung nicht weiter aufstocken wolle. "Wir fühlen uns mit 25,1 Prozent gut positioniert und meinen, das genügt unseren Interessen." Mit einer Sperrminorität kann ein Aktionär wichtige Maßnahmen wie Kapitalerhöhungen böockieren. Voith sehe sich als langfristiger Ankeraktionär. "Wir denken da an Jahrzehnte", betonte der Voith-Chef. Mit dem zweiten Kuka-Großaktionär, dem hessischen Unternehmer Friedhelm Loh (zehn Prozent), habe man noch nicht gesprochen.

Lienhard sprach dem Kuka-Vorstand um den Grenzebach-Vertrauten Till Reuter das Vertrauen aus. "Kuka hat eine tolle Performance hingelegt, die Strategie scheint ja zu stimmen. Wir wünschen uns, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht." Reuter begrüßte den Einstieg des Konzerns, der mit 5,5 Milliarden Euro Umsatz dreimal so groß ist wie Kuka und 43.000 Mitarbeiter beschäftigt. "Dieser neue Ankeraktionär gibt uns eine stabile Basis für weiteres Wachstum." Der Einstieg sei weder für Voith noch für Kuka der Anfang eines größeren Umbaus.

Grenzebach war Ende 2008 bei Kuka eingestiegen und hatte dort für Wirbel gesorgt. Das Familienunternehmen aus Hamlar bei Donauwörth hatte auf einen Strategieschwenk gepocht und die Führungsspitze ausgetauscht. Doch auch unter Reuter schaffte das Unternehmen nicht die geforderte stärkere Unabhängigkeit von der Autoindustrie. Zuletzt hatte Kuka angekündigt, das Schweizer Logistikunternehmen Swisslog komplett zu übernehmen, bei der Grenzebach Großaktionär ist. Die Übernahmeofferte läuft noch bis Freitag.

Reuters