Aktien aus Südafrika finden in Deutschland eher wenig Beachtung. Und das, obwohl die Börse in Johannesburg mit einer erstaunlichen Langfristbilanz aufwartet. Zu entnehmen ist dies dem "Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook". Demnach schafft Südafrika unter den größeren Weltbörsen mit durchschnittlich plus 7,2 Prozent pro Jahr von 1900 bis 2016 die beste Bilanz. Für Deutschland schlägt da nur ein Wertzuwachs von jährlich 3,3 Prozent zu Buche.

Ungetrübt ist die Freude hiesiger Anleger, die südafrikanische Papiere im Portfolio haben, aber nicht. Leider geht durch Wechselkurseffekte viel der Aktienkursgewinne verloren. So hat der südafrikanische Rand gegenüber dem Euro in den vergangenen 30 Jahren fast 86 Prozent an Wert verloren. Allein seit Ende 2010 sind es 44 Prozent.

Die Währung wiegt also schwer bei der Entscheidung, ob man in Südafrika investieren will. Aus unserer Sicht ist ein Ende der langfristigen Rand-Schwäche unwahrscheinlich. Aber die Abwertung könnte auf längere Sicht etwas geringer ausfallen. Zumindest spricht das schrumpfende Leistungsbilanzdefizit dafür. 2017 wird es mit voraussichtlich 2,5 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt geringer ausfallen als in den beiden Vorjahren.

Konjunktur bessert sich



Eine Stütze für den Rand wäre es auch, wenn sich nach dem Ende der Amtszeit von Präsident Jacob Zuma im Jahr 2019 eine bessere politische Führung abzeichnet. Denn momentan lastet ein Übermaß an Machtmissbrauch, Korruption und Kleptokratie auf der Währung. Wichtige Hinweise, ob Besserung in Sicht ist, sind vom Parteitag des African National Congress (ANC) im Dezember zu erwarten. Die Regierungspartei will dann wichtige Personalentscheidungen treffen.

Sollte deswegen Hoffnung aufkeimen, könnte Südafrika vor einem ganz guten Jahr 2018 stehen. Volkswirtschaftlich stehen die Chancen auf etwas mehr konjunkturelle Dynamik als zuletzt jedenfalls nicht schlecht. Dabei helfen auch die jüngst angesprungenen Rohstoffpreise. Bergbau und Industrie sind für ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. Einem denkbaren Wirtschaftswachstum von zwei Prozent steht aber eine Arbeitslosenquote von fast 28 Prozent gegenüber. Soll heißen: Das Land steht unabhängig von einem Prozentpunkt mehr oder weniger Wachstum vor großen Herausforderungen.

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Die Kursraketen



Börsianer sind dennoch optimistisch gestimmt. Nach einem rund dreijährigen Seitwärtstrend ist es dem FTSE/JSE-Top-40-Index seit August gelungen, neue Rekorde aufzustellen. Der langfristige Aufwärtstrend ist damit wieder intakt. Charttechnisch ist das ein klares prozyklisches Kaufsignal. Eine interessante Ausgangslage, zumal den Unternehmen auch 2018 Gewinnsteigerungen zuzutrauen sind. Allerdings gilt es, die Währungskomponente zu berücksichtigen. Wir tun das, indem wir drei Aktien präferieren, deren Kurse seit Ende 2010 schneller gestiegen sind, als der Rand an Wert verloren hat.

Locker hat das Naspers geschafft. Der Kurs des Medien- und Internetkonzerns strebt schon seit Langem kontinuierlich nach oben. Ein Trend, der sich fortsetzen könnte, auch wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) optisch happig ausfällt. Doch das relativiert sich durch die Tatsache, dass der Wert der Beteiligung von Naspers am chinesischen Internetunternehmen Tencent mit rund 142 Milliarden Dollar den eigenen Börsenwert von rund 107 Milliarden Dollar deutlich übersteigt.



Mit einem Kursanstieg von rund 250 Prozent auf Eurobasis seit Ende 2010 haben sich die Aktien von Mondi ebenfalls sehr gut entwickelt. Der mit einem Doppelsitz in London und Johannesburg ausgestattete Papier- und Verpackungsmittelhersteller wartete zwar unlängst mit einer Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr auf, doch das dürfte nur eine temporäre Schwäche sein.

Dank der führenden Stellung in ihrem Sektor sollte die Gesellschaft bei einer gut laufenden Weltwirtschaft in der Lage sein, in den nächsten Jahren jeweils leichte Gewinnsteigerungen abzuliefern. Zumal der Konzern auch als Profiteur der weiterhin zunehmenden E-Commerce-Auslieferungen zu sehen ist. Aus Liquiditätsgründen setzen wir bei Mondi auf die in London gelisteten Papiere.

Verdreifacht hat sich in Euro gerechnet seit Ende 2010 die Notiz von Cashbuild. Und das, obwohl die Rahmenbedingungen für den Baustoffeinzelhändler zuletzt nicht einfach waren. Trotzdem sind Umsatz und Gewinn in den vergangenen Jahren klar gestiegen. Bessert sich die Konjunktur auf dem Kontinent, dann ist das marktführende Unternehmen mit seinen 243 Geschäften in Südafrika, Namibia, Lesotho, Botswana, Swaziland, Malawi und Sambia gut positioniert. Zum Wachstum dürften weitere Filialöffnungen beitragen. Was ebenfalls gefällt: Die Gesellschaft erstellt Nachhaltigkeitsberichte und zeigt sich gewillt, die Gleichberechtigung zu fördern.



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Südafrika auf einen Blick