Betrüger hatte Leoni mit gefälschten Dokumenten und Identitäten um 40 Millionen Euro erleichtert. Mittlerweile sei klar, dass das Geld in Richtung Asien geleitet worden sei, sagte der neue Finanzchef Karl Gadesmann in einer Telefonkonferenz. Er rechne nicht damit, etwas zurückzuerhalten.

Leoni will nun Schadenersatzansprüche geltend machen und hofft auf eine Entschädigung durch die Versicherung. Es sei nicht zu erwarten, dass sich dies noch im laufenden Jahr klären lasse, sagte Gadesmann. Die internen Untersuchungen seien mittlerweile weit fortgeschritten, die Ermittlungen der Behörden dauerten aber noch an.

Die Aktionäre müssen sich darauf einstellen, dass auch sie die Folgen des Betrugsfalles zu spüren bekommen. Leoni werde wie üblich etwa 30 Prozent des Jahresgewinns ausschütten, erklärte Vorstandschef Dieter Belle. Da er aber für 2016 einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 65 Millionen Euro erwartet, sei eine Dividende von einem Euro je Aktie im Vorjahr rechnerisch nicht möglich. Es bleibe aber abzuwarten, auf welche Ausschüttung sich Konzernspitze und Aktionäre zum 100. Gründungsjubiläum im kommenden Jahr festlegen wollten. An der Börse kamen die Aussichten nicht gut an: Die Leoni-Aktie sackte im MDax um mehr als sechs Prozent ab.

In den ersten neun Monaten brach der der Betriebsgewinn des Autozulieferers um über die Hälfte auf 49,2 Millionen Euro ein. Hohe Kosten für die Sanierung des Autogeschäfts lasten weiter auf dem Betriebsgewinn. Der Umsatz ging von Januar bis Ende September um zwei Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück, weil negative Rohstoff- und Währungseffekte den kleinen Zuwachs im Geschäft mit Kabeln und Bordnetzen wieder aufzehrten. Im Gesamtjahr will Leoni Erlöse in Höhe von 4,4 Milliarden Euro erzielen. Anhaltende Spekulationen über Übernahmeinteressen speziell aus China wies Vorstandschef Belle zurück: "Es gibt dazu keine Gespräche."