Der Kabelhersteller und Autozulieferer Leoni ist für seine Gewinnwarnung an der Börse heftig abgestraft worden. Die Aktien verloren am Dienstag im frühen Handel um bis zu 31 Prozent an Wert. Die Franken hatten am Vorabend ihre Prognosen für das laufende und das kommende Jahr gekippt. "Die Gewinnwarnung kommt überraschend, nachdem das Unternehmen vor rund drei Wochen noch den Ausblick für 2015 als auch 2016 bestätigt hat", urteilte DZ-Bank-Experte Michael Punzet.

Leoni begründete die Prognosekürzung mit Schwierigkeiten im Geschäft mit Bordnetzen. So müsse das Unternehmen einerseits neue Projekte im laufenden Jahr wegen der akuten Nachfrage der Autobauer schneller hochfahren als geplant, wovon insbesondere die Werke in Rumänien und Serbien betroffen seien. Andererseits erfasst nun auch die Automarktschwäche in China den Zulieferer. Rentable Projekte dort seien früher weggefallen als erwartet, erklärte ein Firmensprecher. Er räumte auch strukturelle Defizite ein: "Wir haben leider noch nicht die Effizienz, wie wir sie haben müssen."

Daher seien 2015 beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) die angepeilten 200 Millionen Euro nicht zu erreichen, teilte Leoni mit. Der Umsatz werde aber wie erwartet bei 4,3 Milliarden Euro liegen. Im kommenden Jahr würden die Erlöse auf nur rund 4,6 anstatt der geplanten 4,8 Milliarden Euro steigen. Die anvisierte operative Marge von sieben Prozent werde deutlich unterschritten. Erst Mitte September hatte Leoni seine Ziele für 2016 wegen des Verkaufs der Hälfte an seinem chinesischen Bordnetz-Werk gesenkt.

Leoni kündigte an, auf die immer komplexer werdende Steuerung globaler Projekte zu reagieren. Es werde derzeit ein Maßnahmenbündel geschnürt, um die Rendite im Bordnetzgeschäft zu stützen. Details dazu wollen die Nürnberger am 10. November mit der Vorlage ihres Quartalsberichts nennen.

Mit der Gewinnwarnung löste Leoni den heftigsten Kursrutsch in der Unternehmensgeschichte aus. Dabei wechseln innerhalb der ersten beiden Handelsstunden rund neun Mal so viele Leoni-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Mit 36,85 Euro waren sie so billig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Die Anleger - durch den Volkswagen -Abgasskandal und schwache China-Absatzzahlen sensibilisiert - verkauften auch Titel anderer Autozulieferer. Continental, Schaeffler ElringKlinger, Hella und Grammer gaben bis zu 3,8 Prozent nach.

Reuters