"Wir fahren gerade in Mexiko ein großes Projekt für einen deutschen Premium-Hersteller hoch", erläuterte Vorstandschef Klaus Probst und verwies auf hohe Ausgaben für die Schulung von rund 2000 neuen Mitarbeitern vor Ort oder für ungeplante Luftfracht. Die Leoni-Aktien waren mit einem Abschlag von knapp drei Prozent einer der größten Verlierer im MDAX.

Bislang hatte Leoni in Mexiko nur für die amerikanische Nutzfahrzeugbranche produziert, in Kürze kommen Kabelsätze für Autos hinzu. Von dem mittelamerikanischen Land aus lassen sich Komponenten schnell und kostengünstig in die Pkw-Werke in den benachbarten USA liefern. Zudem ist Mexiko dank niedriger Löhne und zahlreicher Freihandelsabkommen der neue Lieblingsstandort der Auto-Hersteller: Audi und BMW bauen dort neue Werke, Daimler stockt gemeinsam mit seinem Partner Renault-Nissan die Kapazität auf. Alle diese Pkw-Bauer sind Kunden von Leoni. Welchen Hersteller der Zulieferer ab Herbst mit Produkten aus Mexiko beliefert, wollte Probst nicht sagen.

Auch im dritten Quartal fielen noch hohe Kosten in Mittelamerika an, sagte der Vorstandsvorsitzende. Nach dem Hochlauf in Mexiko stehe zudem ein großes Projekt in China an, wo derzeit zwei Standorte aufgebaut werden. Erst gegen Jahresende sollen die Vorlaufkosten zurückgehen. Für das Gesamtjahr 2014 bekräftigte Probst die Prognose, wonach der Betriebsgewinn über 200 Millionen Euro betragen soll. Von Januar bis Ende Juni kletterte er auf 97,9 Millionen Euro, der Umsatz legte auf gut zwei Milliarden Euro zu. Die Nachfrage aus der Autobranche, mit der Leoni rund 75 Prozent seiner Erlöse erzielt, sei weiterhin ungebremst. Erstmals seit Jahren erhole sich zudem Europa wieder, was für den Zulieferer bessere Geschäfte mit vielen anderen Industriezweigen bedeutet.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion

Die Leoni-Aktie hat im Zuge der allgemeinen Kurskorrektur an den Börsen massiv an Wert verloren. Die aktuellen Quartalszahlen haben den Druck verstärkt. Die Mehrheit der Analysten ist weiterhin zuversichtlich für die Aktie. Die Kursziele gehen allerdings weit auseinander. Sie reichen von 42 bis 78 Euro. Charttechnisch ist die Leoni-Aktie angeschlagen und droht, aus dem seit Sommer 2012 laufenden Aufwärtstrend nach unten herauszufallen.Zudem können die beiden Kursspitzen aus Januar und Juni/Juli durchaus als ein Doppeltop interpretiert werden, das gemeinhin eine deutliche Kurskorrektur ankündigt.Erst bei einer Erholung über 50 Euro würde sich das Bild entspannen. Anleger sollten bei Leoni daher zunächst abwarten. Halten.

Sven Parplies