Der Autozulieferer Leoni verprellt mit einem schwachen Jahresausblick erneut seine Investoren. Für 2016 rechnet der Hersteller von Bordnetzen mit sinkenden Einnahmen und Gewinnen. Der Umsatz werde auf 4,4 Milliarden Euro von zuletzt 4,5 Milliarden zurückgehen, teilten die Nürnberger am Montag mit. Der Betriebsgewinn (Ebit) dürfte weiter auf 105 Millionen Euro schrumpfen. Als Grund nannte der Zulieferer die eingetrübte Konjunktur. An der Börse brachen die Leoni-Titel um gut fünf Prozent ein und waren damit mit Abstand größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax.

Im abgelaufenen Jahr war der Betriebsgewinn bereits auf 151 Millionen Euro von zuvor 182,5 Millionen gefallen. Leoni profitierte dabei noch von einem Anteilsverkauf eines chinesischen Werks und positiven Währungseffekten. Das Unternehmen ringt mit Auftragsschwankungen und einhergehenden hohen Kosten in der Bordnetzsparte. Der Segmentchef Andreas Brand nahm im November seinen Hut.

Vorstandschef Dieter Bellé erklärte die Ertragsschwäche mit hausgemachten Fehlern. "Insbesondere in Rumänien ist die Entwicklung der Lohnkosten falsch abgeschätzt worden", sagte er in einer Telefonkonferenz. Auch Investitionen seien zu gering angesetzt gewesen, klagte der Manager.

Nach mehreren Runden in den vergangenen Jahren war in Rumänien der Mindestlohn zuletzt umgerechnet von rund 1,30 Euro auf 1,40 Euro pro Stunde erhöht worden. Als Folge versucht Leoni, Teile seiner gut 15.000 Arbeitsplätze in Regionen mit niedrigeren Lohnkosten zu verlagern. Daneben setzten die mauen Automärkte in China und Russland den Franken zu, neuerdings laufe auch das Nutzfahrzeuggeschäft in den USA und Europa mühsamer.

Leoni hatte im vergangenen Herbst bereits seine mittelfristigen Umsatz- und Renditeziele kassiert und damit an der Börse einen heftigen Kursrutsch ausgelöst. In der Folge stellte die Firma einen Sanierungsplan für ihre Bordnetzsparte auf, der im laufenden Jahr mit rund 30 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Während sich Bellé schon seit längerem von der langfristigen Umsatzmarke von zehn Milliarden verabschiedet hat, hält er in fernerer Zukunft an einer operativen Rendite von sieben Prozent fest. In den kommenden beiden Jahren werde es wegen der Folgen der Fehlkalkulation wohl aber eher noch nicht so weit sein.

Auf der Suche nach einem neuen Finanzvorstand ist Leoni unterdessen noch nicht fündig geworden. Der Aufsichtsrat beschäftige sich weiter damit, sagte Bellé.

Reuters