Alle drei Monate werden die Anleger durch die Bekanntgabe von neuen Quartalszahlen auf Trab gehalten. Es geht nicht nur darum, bei der Flut an Unternehmensergebnissen den Durchblick zu behalten, sondern auch noch jene Gesellschaften herauszufiltern, deren Zahlen das meiste Kurspotenzial bergen.

Noch besser ist natürlich schon vorab jene Aktien zu identifizieren, bei denen die Ergebnisse voraussichtlich von den Erwartungen abweichen werden. Denn da ist dann mit deutlichen Kursausschlägen zu rechnen. Während bei den Titeln, die schlechter abschneiden als erwartet, Kursverluste drohen, winken bei den Werten, bei denen die Ergebnisse besser ausfallen als prognostiziert, Kursgewinne.

Die Analysten von Hauck & Aufhäuser haben der in dieser Woche auch in Deutschland anlaufenden Berichtssaison das eigene Aktienuniversum nach Titeln durchforstet, die Überraschungspotenzial bergen. Wir haben daraus jene fünf Titel herausgefiltert, bei denen mit positiven Nachrichten gerechnet wird und denen gleichzeitig das größte Kurspotenzial zugebilligt wird.

Auf den nachfolgenden Seiten erfahre Sie, um welche fünf deutsche Nebenwerte ist sich dabei handelt, was jeweils von den Quartalszahlen zu erwarten ist und wie die Kursaussichten sind. Die Kursziele von Hauck & Aufhäuser bewegen sich dabei zwischen 15 Prozent und 35 Prozent über den aktuellen Notierungen.



Hauck & Aufhäuser, Aktie mit Überraschungspotential, Nummer eins: Nabaltec AG (WKN: A0KPPR, 17,385 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 20. Juli)



Sehr gut hat sich seit Mitte Oktober mit einem Anstieg von 9,02 Euro auf die aktuell gültigen 17,385 Euro die Aktie von Nabeltec entwickelt. Mitte 2013 wäre im Tief sogar noch ein Einstieg zu 6,25 Euro möglich gewesen. Derzeit bewegt sich der Aktienkurs auf einem Mehrjahreshoch und angesichts eines völlig intakten Aufwärtstrends scheint als nächstes ein Angriff auf das Ende Januar 2007 aufgestellte Rekordhoch von 19,83 Euro dran zu sein.

Mit 20 Euro bewegt sich auch das Kursziel von Hauck & Aufhäuser in diesem Bereich. Das lässt dem Aktienkurs der Gesellschaft aus chemischen Industrie, die hochspezialisierte Produkte in den Unternehmensbereichen "Funktionale Füllstoffe" und "Technische Keramik" im industriellen Maßstab produziert, noch rund 15 Prozent Luft nach oben. Das positive Geschäftsumfeld lässt weitere Avancen zu. So wird bei einer EBIT-Marge auf dem Niveau des Vorjahres (2014: 8,9 Prozent) für das aktuelle Geschäftsjahr ein Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.

Die Analysten von Hauck & Aufhäuser gehen aber davon aus, dass nicht nur die Prognose für das laufende Geschäftsjahr übertroffen werden kann, sondern man ist auch für die Folgejahre positiv gestimmt. Sie rechnen für 2015 mit einem Umsatz von 156 Millionen Euro nach 143,3 Millionen Euro im Vorjahr und mit 167 sowie 177 Millionen Euro in den beiden kommenden Jahren. Beim Gewinn je Aktie kalkulieren sie für 2015 mit 1,04 Euro nach 0,69 Euro und für 2016 und 2017 mit 1,28 bzw. 1,65 Euro. Für 2017 würde sich damit das KGV bei moderaten 10,5 bewegen. Hinzu kommt laut Hauck & Aufhäuser eine stetig steigende Dividende. Den Vorhersagen zufolge soll die Ausschüttung von zuletzt 0,12 auf 0,21 Euro und anschließend auf 0,32 und 0,47 Euro steigen.

Nabeltec überzeugt aber nicht nur mit den nackten Zahlen. So wurde das Unternehmen, das unter anderem halogenfreie, flammhemmende Füllstoffe und umweltfreundliche Additive für die Kunststoffindustrie anbietet, jüngst schon zum achten Mal für vorbildliches Innovationsmanagement ausgezeichnet. Für den Titel spricht auch, dass man sich mit den angebotenen Produkten in einer Nische mit relativ hohen Markteintrittsbarrieren bewegt. Außerdem dürfte Nabaltec ein schwacher Euro zum Vorteil gereichen.



Hauck & Aufhäuser, Aktie mit Überraschungspotential, Nummer zwei: Leoni AG (WKN: 540888, 60,93 Euro)



Nicht so gut wie für Nabaltec ist es in den vergangenen Monaten für die Aktie von Leoni gelaufen. Seit Februar tritt die Notiz praktisch auf der Stelle. Das hat auch mit den zuletzt eher enttäuschenden Quartalszahlen zu tun, die der Automobilzulieferer zuletzt vorgelegt hat. Auch im ersten Quartal musste der MDax-Vertreter einen Gewinneinbruch hinnehmen. Daran gemessen hat sich der Aktienkurs sogar noch ganz gut gehalten.

Erklären lässt sich das damit, dass die Marktteilnehmer offenbar bereit sind, über die kurzfristigen Gewinnrisiken hinaus auf die Wachstumschancen im nächsten Jahr zu blicken. Sie stützen sich dabei vermutlich auf das Versprechen des Vorstands, wonach sich die Ergebnissituation im Verlauf des Jahres wegen abnehmender Vorlaufkosten deutlich verbessern soll. So werden für 2015 einen Konzernumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro und ein Anstieg des operativen Gewinns auf 200 von 183 Millionen Euro erwartet. 2016 soll dann ein kräftiger Wachstumsschub auf fünf Milliarden Euro Umsatz folgen, wobei die Marge sieben Prozent betragen soll.

Auch bei Hauck & Aufhäuser geben sich die Analysten zuversichtlich, was nicht zuletzt mit der Annahme zu tun hat, wonach die Investitionen in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen dürften. Außerdem setzt man darauf, dass sich die getätigten Investitionen in positiven Skaleneffekten und Effizienzgewinnen niederschlagen werden. Das Kursziel wird auf 72 Euro veranschlagt, woraus sich ein Potenzial von rund 18 Prozent ergibt. Nach den jüngsten Enttäuschungen dürften sich auch die Konsensgewinnschätzungen der Analysten als zu niedrig erweisen.

Bei Hauck & Aufhäuser geht man davon aus, dass der Kabel- und Bordnetzhersteller von 2014 bis 2017 den Umsatz von 4,103 Mrd. auf 5,151 Milliarden Euro steigern kann. Beim Gewinn je Aktie wird gleichzeitig mit einer Verbesserung von 3,51 Euro auf 7,13 gerechnet. Damit würde sich für 2017 das KGV im einstelligen Bereich bewegen, was bei Erreichen der Prognosen sicherlich als moderat zu bezeichnen wäre.



Hauck & Aufhäuser, Aktie mit Überraschungspotential, Nummer eins: MTU Aero Engines AG (WKN: A0D9PT, 89,54 Euro)



Nach einem starken Jahresauftakt ist der Aktienkurs von MTU Aero Engines zuletzt etwas ins Trudeln geraten. Bis Mitte April wurden sogar neue Kursrekorde aufgestellt, bevor es anschließend im Zuge eines schwachen Gesamtmarktes zu einer Korrekturbewegung kam. Diese scheint der Titel inzwischen aber abgeschüttelt zu haben. Neben einem ebenfalls erholten Gesamtmarkt tragen dazu sicherlich auch Meldungen bei wie jene von der diesjährigen Luftfahrtmesse in Paris. Denn da ergatterte der Triebwerksspezialist immerhin Aufträge im Wert von über 800 Millionen Euro. Die Spitzenposition der MTU-Aufträge hielten dabei die Getriebefan-Triebwerke für die Airbus A320neo-Familie und die größte Einzelorder platzierte die Fluggesellschaft Turkish Airlines. Das ohnehin bereits gut gefüllte Orderbuch erhielt so noch weiteren Zuwachs.

Der in den vergangenen Handelstagen zum Dollar wieder nachgebende Euro ist ebenfalls sehr positiv für den MDax-Vertreter. Schon im ersten Quartal hat dieser Einflussfaktor dabei geholfen, Umsatz und Gewinn zu beflügeln. Konkret steigerte das in München ansässige Unternehmen den Umsatz in den ersten drei Monaten um gut ein Fünftel auf 1,1 Milliarden Euro und nach Steuern legte der Gewinn mit 21,8 Prozent auf 68,2 Millionen Euro zu. Die damals abgegebene Jahresprognose, die einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro beinhaltete sowie einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 420 Millionen Euro wird von Hauck & Aufhäuser als konservativ bezeichnet. Intern rechnet man jedenfalls beim Umsatz mit 4,7 Milliarden Euro und beim Gewinn vor Steuern und Zinsen mit 448 Millionen Euro.

Korrekturbedarf nach oben birgt unter anderem die Währungsschiene. Das Netto-Dollar-Exposure wird auf 1,05 bis 1,10 Milliarden beziffert. Davon sind 2015 noch 82 Prozent abgesichert und 52 Prozent im kommenden Jahr. Die derzeit noch gültige Jahresprognose basiert auf der Annahme eines durchschnittlichen Euro-Dollar-Kurses von 1,20 Dollar. Nimmt man aber den bisherigen Jahresdurchschnitt von 1,11 Dollar, dann ergibt sich ein rund 20 Millionen Euro höheres EBIT. Vor diesem Hintergrund dürften die Quartalszahlen positiv überraschen. Beim Ergebnis je Aktie wird 2015 mit 5,67 Euro nach 4,57 Euro gerechnet und für 2016 sowie 2017 mit 6,07 und 6,40 Euro. Als Kursziel werden 107 Euro genannt, was 19,5 Prozent über den aktuellen Notierungen liegt.



Hauck & Aufhäuser, Aktie mit Überraschungspotential, Nummer vier: First Sensor AG (WKN: 720190, 11,50 Euro)



Von dem Kurspotenzial, das der First Sensor AG zugebilligt wird, hat der Sensorik-Hersteller durch einen Kursanstieg von 10,40 Euro seit dem 09. Juli bereits einen Teil abgebaut. Doch bei einem Kursziel von 15,50 Euro beträgt das verbliebene Potenzial auch jetzt theoretisch noch immer fast 35 Prozent.

Als weltweit führender Anbieter auf dem Gebiet der Sensorik bietet das Unternehmen standardisierte und maßgeschneiderte Sensorlösungen für Anwendungen in den Wachstumsmärkten Industrial, Medical und Mobility an. In den Vorjahren war mit dem Titel nicht wirklich Geld zu verdienen, doch Hauck & Aufhäuser sieht in dem seit 1999 im Prime Standard in Frankfurt gelisteten Titel einen Profiteur der starken Nachfrage aus dem Autosektor und dem Schlagwort Industrie 4.0.

Im ersten Quartal ist es bereits gelungen, den Umsatz um fast 15 Prozent zu verbessern und das operative Ergebnis um rund 12 Prozent auf 3,9 Millionen Euro. Der Auftragseingang kam gleichzeitig um 4,5 Millionen Euro auf nahezu 35 Millionen Euro voran. Zudem wurde die Prognose für das Gesamtjahr 2015 bestätigt. Beim Umsatz wird mit 128-132 Millionen Euro gerechnet und beim EBITDA mit 14-16 Millionen Euro.

Hauck & Aufhäuser hält das etwas für zu tief gegriffen. Der zuständige Analyst rechnet beim Umsatz mit einem zwei Prozent über der Vorhersage liegenden Wert und beim EBITDA sogar mit einem Übertrumpfen der bisherigen Prognose um 13 Prozent. Beim Gewinn je Aktie wird für 2015 mit 0,48 Euro nach 0,02 Euro im Vorjahr kalkuliert und in den beiden kommenden Jahren könnten es dann sogar 0,76 und 0,97 Euro werden. Das KGV würde sich damit für 2017 bei knapp zwölf bewegen. Vom neuen Vorstandsduo verspricht man sich dabei eine bessere Managementleistung, als das in der Vergangenheit bei diesem Unternehmen der Fall gewesen ist.



Hauck & Aufhäuser, Aktie mit Überraschungspotential, Nummer fünf: Francotyp-Postalia Holding AG (WKN: FPH900, 4,36 Euro)



Anders als bei First Sensor ist der Abstand zum Hauck & Aufhäuser-Kursziel zuletzt bei der Francotyp-Postalia Holding wieder etwas größer geworden- Damit ist klar, dass die Notiz in den vergangenen Handelstagen wieder etwas nachgegeben hat. Der jüngste Seitwärtstrend scheint somit zementiert und im Grunde genommen hat sich die charttechnische Lage sogar verschlechtert, weil es nicht gelungen ist, nach oben hin auszubrechen.

Dabei hat die Hauptversammlung jüngst einer Verdoppelung der Dividende von 0,08 auf 0,16 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2014 zugestimmt und der Vorstand hat die Strategie bis 2020 vorgestellt. Demnach will der Frankiermaschinenhersteller und Lösungsanbieter für die Digitale Poststelle in den nächsten fünf Jahren die Transformation des Unternehmens zu einem integrierten Lösungsanbieter für die Digitale Poststelle schaffen. Bis 2020 soll der Umsatz auf 225 bis 250 Millionen Euro bei einer EBITDA-Marge von rund 15 Prozent steigen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2014 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 170,3 Millionen Euro bei einer EBITDA-Marge von 13,6 Prozent.

Bei Hauck & Aufhäuser war man bereits mit dem im ersten Quartal erreichten Zahlenwerk sehr zufrieden. Der Umsatz stieg da um elf Prozent im Jahresvergleich und das EBITDA um 21 Prozent. Dank Rückenwind durch den starken Dollar (das Unternehmen kalkuliert derzeit noch mit Kursen von 1,25 Euro/Dollar, wobei bei einem Kurs von 1,10 Euro/Dollar das EBITDA um mindestens zwei Millionen Euro höher ausfallen dürfte) und einer soliden Nachfrage im traditionellen Frankiergeschäft wird mit einem Übertreffen der unternehmenseigenen Prognose für das Geschäftsjahr 2015 gerechnet. Die Vorhersagen von Hauck & Aufhäuser liegen jedenfalls beim Umsatz um drei Prozent und beim EBITDA um vier Prozent über den Annahmen von Francotyp-Postalia.

Beim Gewinn je Aktie werden für das laufende und das kommende Jahr mit 0,36 Euro gerechnet und für 2017 mit 0,39 Euro. Für 2017 ergibt sich dadurch ein moderates KGV von 11,2. Bei der Dividende je Aktie wird in den kommenden drei Jahren eine weitere Anhebung auf 0,20, 0,25 und 0,30 Euro vorhergesagt, so dass der Titel auch als Dividendenbringer interessant erscheint. Als Kursziel nennt Hauck & Aufhäuser 5,90 Euro, das liegt 35,3 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag.