Die Geschichte von Lotto24 ist jung und alt zugleich. Das Unternehmen wurde 2012 an die Aktionäre von Tipp24 abgespalten. Tipp24 (heute Zeal Network) war vor Einführung des verschärften Glücksspielgesetzes der führende Onlinevermittler von Produkten aus dem deutschen Lottoblock. Nachdem die Geschäftsbasis entzogen wurde, spezialisierte sich Tipp24 auf den Betrieb alternativer Lottospiele mit Sitz in Großbritannien. Die Vertriebsaktivitäten wurden eingemottet. Weil seit 2013 die Vermittlung über das Internet wieder erlaubt ist, konnte das alte Geschäft unter dem Namen Lotto24 neu aufgesetzt werden.

Praktisch als Start-up mit Börsennotiz versuchte Lotto24 an die alten Erfolge anzuknüpfen. Dabei waren die Erwartungen hoch. Die Aktie haussierte und erreichte Kurse über fünf Euro. Das musste schiefgehen, denn Lotto24 hatte zum Start nicht viel mehr als Technologie und einen Pool von Adressen. Verlustmeldungen und Kapitalerhöhungen zehrten an den Nerven der Aktionäre, der Kurs der Aktie halbierte sich, markierte bei 2,40 Euro einen Tiefstand. Von dem hat sich die Notierung erholt. Als nächstes Ziel könnte das alte Hoch bei fünf Euro angepeilt werden, meinen zumindest die Analysten von Berenberg.

Das Geschäftsmodell von Lotto24 ist einfach. Über die Internetplattform werden Spieleinsätze wie an der Lottostelle des Zeitungsladens eingesammelt und an den Spielbetreiber überwiesen. Für seine Dienstleistung erhält Lotto24 eine Vermittlungsprovision von rund neun Prozent. Damit muss das Unternehmen seine Kosten decken. In den ersten Jahren musste das Unternehmen seine Mittel vor allem in die Gewinnung von Neukunden stecken. Das lief zunächst etwas zäh, hat sich aber beschleunigt. Mittlerweile ist Lotto24 mit mehr als 730 000 Kunden mit Abstand Marktführer. Das Unternehmen hat streng genommen die kritische Größe erreicht und könnte ohne Marketingmaßnahmen schon schwarze Zahlen schreiben. Doch Vollbremsung steht nicht auf dem Geschäftsplan. Zu Recht. Immer noch ist der Online-Anteil bei Lottoprodukten geringer als in anderen Ländern. Das Unternehmen will deshalb so schnell wie möglich weitere Kunden gewinnen, Marketingkosten werden den Gewinn belasten. Deshalb wird das Unternehmen aller Voraussicht nach erst 2017 schwarze Zahlen schreiben.

Allerdings sorgen die Kapitalerhöhungen dafür, dass mit den vorhandenen Mitteln die Gewinnschwelle erreicht werden kann. Weil die zusätzlichen Kosten eines neuen Kunden null betragen, entsteht ein gewaltiger Gewinnhebel. So gesehen wäre die Aktie eigentlich ein Wert nach dem Gusto von André Kostolany: Unters Kopfkissen damit und am besten bis 2017 nicht mehr nachschauen. Weil das Unternehmen rote Zahlen schreibt, ist die Aktie spekulativ.