Ufo habe drei Jahre am Verhandlungstisch nach einer Lösung gesucht, doch letztlich ergebnislos. "Die Gespräche sind endgültig gescheitert und können auch nicht wieder aufgenommen werden." Stattdessen werde Ufo als nächstes die Mitglieder befragen, ob sie bereit seien, unbefristet zu streiken. Die Lufthansa-Tocher Eurowings rief die Gewerkschaft auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir stehen jederzeit für Gespräche bereit", sagte ein Airline-Sprecher.

Bei dem Lufthansa-Günstigableger arbeiten auf Vollzeitstellen umgerechnet etwa 2500 Stewards und Stewardessen, die sich auf 90 Flugzeuge verteilen. Davon können zunächst 23 in Hamburg und Düsseldorf stationierte Maschinen bestreikt werden. Die restliche Flotte ist auf die Eurowings-Langstreckenfluglinie und Germanwings verteilt. Letzere fliegt mit 60 Jets. Ufo werde versuchen, den Streik auf diese Airlines auszuweiten, sagte Baublies. Der Gewerkschaftsführer richtet sich offenbar auf einen langen Streik ein: "Zu Weihnachten wird es nicht zu Arbeitsniederlegungen kommen", kündigte er an. Bei dem Konflikt zwischen Ufo und Eurowings geht es im Kern um die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Flugbegleiter.

EUROWINGS MIT HOLPRIGEM START



Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist die Streikwelle ein herber Rückschlag. Eurowings ist eines seiner strategischen Vorzeigeprojekte, mit dem er den Vormarsch der Billigflug-Marktführer Ryanair und Easyjet stoppen will. Eigentlich sollte Eurowings der ganz große Wurf werden: Vor gut zwei Jahren stellte der damals erst seit wenigen Monaten amtierende Konzernchef im idyllisch auf einem Hügel über dem südhessischen Seeheim gelegenen Schulungszentrum des Dax-Konzerns seine neue Strategie vor.

Eurowings soll als Plattform unter den zahlreichen Airlines in Europa die Marktbereinigung anstoßen. Denn die wird nach Einschätzung des Lufthansa-Chefs früher oder später die Branche umpflügen, da es zu viele sanierungsbedürftige Rivalen gibt. Gespräche gab es unter anderem mit der skandinavischen SAS und dem Ferienflieger Condor. Doch keiner der Konkurrenten biss an. Stattdessen präsentierte Spohr vor zwei Wochen die Vollübernahme von Brussels Airlines und die Anmietung von 40 Flugzeugen von Air Berlin. Analysten zufolge geht es der Lufthansa bei den Geschäften vorrangig um Marktanteile und nicht so sehr um Gewinn. Durch die Verstärkung aus Brüssel und Berlin wächst die Eurowingsflotte von 90 auf etwa 160 Flugzeuge.

GEWINNPROGNOSE ERHÖHT



Der Lufthansa-Konzern bekommt das leidige Streikthema nicht los. Erst im Sommer wurde ein harter Tarifkampf mit Ufo bei Lufthansa selbst beigelegt. Zuvor hatten die Flugbegleiter die Kranich-Airline eine Woche lang mit einem Streik ins Chaos gestürzt. Auch das Tariftauziehen mit den mächtigen Piloten im Konzern ist noch lange nicht beendet. Die Verhandlungen über das Gehalt der 5400 Flugzeugführer haben gerade erst wieder begonnen.

Dabei läuft es für Spohr ansonsten gut: Am Mittwochabend schraubte er überraschend die Gewinnprognose nach oben. Der Konzern rechnet in diesem Jahr nun mit einem Betriebsgewinn auf dem Vorjahresniveau von 1,8 Milliarden Euro, weil Firmenkunden nach dem Ende der Urlaubssaison im September mehr Flüge buchten als erwartet. Erst vor drei Monaten hatte der Konzern mit 120.000 Mitarbeitern die Prognose gesenkt. Mit Verweis auf eine Buchungsdelle bei Passagieren auf der umsatzstarken Langstrecke hatte die Lufthansa nur einen Gewinn unter dem Vorjahresrekordwert in Aussicht gestellt. Die Lufthansa-Aktien schnellten zehn Prozent nach oben.

rtr