Die Lufthansa hat mit ihren Geschäftszahlen bei Anlegern gepunktet. Die Aktien der Fluggesellschaft stiegen um bis zu 5,8 Prozent und waren mit 15,25 Euro so teuer wie zuletzt vor einem Jahr. "Ich reibe mir die Augen, schließlich lagen die Zahlen nur im Rahmen der Erwartungen", sagte ein Börsianer. "Aber offenbar werden die Entlastungen durch die Tarifeinigung mit den Piloten von gestern sowie der Ausblick positiv gewertet."

Insgesamt ging der Umsatz der Fluggesellschaft im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent auf rund 31,7 Milliarden Euro zurück. Das viel beachtete adjustierte Ebit verbuchte mit 1,7 Milliarden Euro einen Rückgang um 3,6 Prozent. Dank eines Sondereffekts bei den Betriebsrenten der Flugbegleiter blieben unter dem Strich mit 1,8 Milliarden Euro Gewinn fast fünf Prozent mehr übrig als im Vorjahr, wie der Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr berichtete. Auch die Tarif-Einigung mit den Piloten entlastete die Bilanz 2016 um einen hohen dreistelligen Millionen-Betrag. Mit der stabil bei 50 Cent gehaltenen Dividende je Aktie bleibt der Konzern leicht unter den Erwartungen der Börse

Doch das Tagesgeschäft bleibt schwierig. Fallende Ticketpreise und steigende Spritkosten zehren am operativen Gewinn. Die Lufthansa stellt für 2017 einen operativen Gewinn leicht unter dem Vorjahreswert von 1,75 Milliarden Euro in Aussicht. Die Einigung im Streit mit den Piloten dürfte den Überschuss 2017 ebenfalls einmalig nach oben treiben.

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Einschätzung der Redaktion



Charttechnisch sieht die Lufthansa trotz ihres bereits deutlichen Kursgewinns in den vergangenen Monaten gut aus. Im Tageshandel hat die Aktie bereits den harten Widerstand um die 15 Euro Marke genommen. Vom Kursbild her könnte das Papier nun schnell Richtung 19 Euro klettern. Der schwache Ausblick dürfte allerdings eine gewisse Bremswirkung entfalten.

Dem sinkenden Ebit stehen allerdings auch einige positive Nachrichten gegenüber. Sowohl die Verschuldung als auch die Pensionsverpflichtungen sind gesunken, dass dürften die Konsensschätzungen für 2017 steigern, ist etwa RBC Capital Analyst Damian Brewer überzeugt. Dank der Einigung mit den Piloten sei das Glas nicht halb leer, sondern halb voll, so der Aktienexperte. Auch die Societe Generale ist mit Blick auf die Lufthansa nicht mehr ganz so negativ.

Zu großen Pessimismus sieht die Bank hingegen bei den Investoren. Die Franzosen "rechnen mit erneut sinkenden Kosten in den Geschäftseinheiten, besseren Renditen und Vorteilen aus einem konsolidierten Netzwerk." Zudem sehen die Franzosen Übernahmefantasie bei der Lufthansa. "Wir möchten darauf hinweisen, dass die Lufthansa die einzige strategische Fluggesellschaft in Europa ist, die keinen Ankeraktionär hat" so die Banker.

Trotz der besseren Aussichten, guten Nachrichten und beeindruckenden Kursrally, die strukturellen Probleme im Luftfahrtmarkt bleiben. Die Branche leidet unter Überkapazitäten und damit unter Preisdruck, denn Billigflieger wie Ryanair mit ihrem harten Konkurrenzkampf noch verschärfen. Die eigene Low-Cost-Airline der Hanseaten muss erst noch aus diversen Teilen wie Eurowings und etwas Brussels Airlines geschmiedet werden, während Fliegen immer mehr zu einem Massenprodukt wird.

Weitere kurzzeitige Kurssteigerungen schließt das angesichts des aktuellen Momentums der Aktie nicht aus. Wegen der langfristig unverändert großen Herausforderungen sollten aber nur risikobereitere Anleger einsteigen.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 19,00 Euro
Stoppkurs: 13,00 Euro