Das liegt an seinem Bewertungsansatz. Gabelli ermittelt den sogenannten Private Market Value. Das ist der Betrag, den ein informierter Käufer für die gesamte Firma zahlen würde. Notiert die Aktie deutlich unter dem potenziellen Übernahmepreis, ist das für Gabelli ein Kaufsignal. Denn dann steigt die Chance, dass eine Beteiligungsfirma oder ein Wettbewerber ein Kaufangebot für das Unternehmen unterbreiten könnte.

Der Medienkonzern Viacom hat den Private Market Value offensichtlich noch nicht erreicht. Hier ist Gabelli mit seinen Fonds schon seit Jahren maßgeblich engagiert. Selbst als der Wert vor zwei Jahren bei 89 Dollar notierte, verkaufte er keine Aktie. Nun, da der Titel 44 Prozent weniger kostet, könnte noch mehr zu holen sein. Es besteht die Chance, dass der Tag, an dem der Private Market Value getestet wird, nicht sehr weit entfernt ist.

A-Aktien geben den Ton an



Viacom ist hierzulande vor allem für den Jugendkanal MTV und den Kindersender Nickelodeon bekannt. Zur Gruppe gehören weitere Fernsehkanäle sowie das Filmstudio Paramount. Das Unternehmen setzte 2015 rund 13 Milliarden Dollar um, unterm Strich blieben rund 1,9 Milliarden Dollar hängen. Die Gesellschaft hat zwei börsennotierte Aktiengattungen, die sich im Hinblick auf die Stimmrechte unterscheiden. Das ist bei US-Medienaktien oft der Fall. Bei Viacom sind nur die A-Aktien, die lediglich 12,5 Prozent des Kapitals ausmachen, mit Stimmrechten ausgestattet. 80 Prozent der A-Aktien kontrolliert der Firmengründer und Medienmogul Sumner Redstone, zehn Prozent halten Gabellis Fonds.

Der Gesundheitszustand des 93-jährigen Redstone hat sich zuletzt verschlechtert, viele Ämter hat er bereits abgegeben. Seine Tochter Shari will nun bei Viacom in seine Fußstapfen treten. Sie will etwa den Verwaltungsrat um Viacom-Chef Philippe Dauman neu besetzen. Der will aber seinen Einfluss behalten und wehrt sich. Dieser Machtkampf sorgt dafür, dass der Aktienkurs immer wieder unter Druck gerät.

Gabelli beobachtet das Geschehen von seiner Warteposition aus relativ gelassen. Der Wert aller A-Aktien beträgt derzeit nicht einmal 2,5 Milliarden Dollar. Für die Kontrolle eines der größten Medienhäuser der Welt ist das wirklich wenig. Wer bei Viacom das Sagen haben will, wird bereit sein, deutlich mehr zu zahlen. Anleger, die sich in Gabellis Windschatten begeben wollen, setzen auf die teureren A-Aktien. Sie werden in Deutschland zwar gehandelt, die Umsätze sind aber sehr dünn. Wer in den USA handeln kann, sollte diesen Weg vorziehen.