Hudson's-Bay-Chef Richard Baker versicherte am Montag, sein Konzern plane keine Stellenstreichungen. Vielmehr will er kräftig in die 140 Waren- und Sporthäuser große Kette mit 21.500 Angestellten investieren. Standorte und Mitarbeiter erhalten eine Bestandsgarantie über drei Jahre. Karstadt-Eigner Rene Benko ging im Rennen um Kaufhof leer aus. Er bedauerte dies: Eine gemeinsame Zukunft der beiden Ketten sei nun nicht mehr möglich.

"Wir sind zufrieden und stolz, Kaufhof an Hudson's Bay übergeben zu können", sagte Metro-Chef Olaf Koch. "Hudson's Bay verfolgt eine Strategie internationalen Wachstums und Galeria Kaufhof wird hierbei eine zentrale Rolle spielen." Metro verbaschiede sich von der 1996 übernommenen Tochter mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Hudson's Bay-Chef Baker erklärte, der Konzern habe Kaufhof bereits seit 2006 im Auge gehabt. Die Kanadier hätten jede Filiale besucht und sich mit dem deutschen und europäischen Markt vertraut gemacht. Sie wollen das Online- und Filalgeschäft besser verschränken und die Position von Kaufhof als Nummer Eins in Deutschland ausbauen.

Hudson's Bay habe großen Respekt vor den Leistungen der Kaufhof-Mannschaft, versicherte Baker. Die Hauptverwaltung von Kaufhof bleibe in Köln. Zudem wollen die Kanadier mit dem bestehenden Management-Team weitermachen. Im Geschäftsjahr 2013/14 lag der Umsatz von Kaufhof bei rund 3,1 Milliarden Euro. Der angeschlagene Konkurrent Karstadt betreibt bundesweit noch gut 80 klassische Warenhäuser. Eigner Benko hatte den Rotstift angesetzt und unter anderem das Aus für Warenhäuser in Hamburg und Stuttgart verkündet. Benkos Signa Holding teilte mit, sie wolle sich nun auf Karstadt konzentrieren.

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VERKAUF FÜLLT METRO-KASSE

Der über viele Jahre geplante Verkauf von Kaufhof bringt der Metro nicht nur einen Sonderertrag von 700 Millionen Euro beim Betriebsergebnis. Der Düsseldorfer Handelskonzern kann seine Nettoverschuldung zugleich um 2,7 Milliarden Euro reduzieren. Die Transaktion soll im Herbst abgeschlossen sein. Analysten begrüßten den Verkauf - dieser sei eine gute Nachricht für die Metro-Anteilseigner, erklärte die DZ Bank. Trotzdem brachen Metro-Aktien um fast fünf Prozent ein. Einem Händler zufolge enttäuschte der Kaufpreis die Investoren, von denen viele mit mindestens drei Milliarden Euro gerechnet hatten.

Koch will mit den Einnahmen das Online-Geschäft ankurbeln und vor allem mit den Großmärkten expandieren. Hier sei ab 2016 auch wieder ein Markteintritt in neue Länder möglich, auch Übernahmeziele könnten ins Visier genommen werden. Koch machte damit auch deutlich, dass die Metro-Aktionäre nicht mit einer Sonderdividende aus dem Verkauf rechnen können. Er hatte Kaufhof zum Verkauf gestellt, weil er für das Warenhaus-Konzept unter dem Dach der Metro keine ausreichenden Expansionschancen sieht. Er will den Konzern auf die Media-Saturn-Elektromärkte und das Geschäft mit den Großmärkten konzentrieren.

Mit dem Verkauf von Kaufhof an Hudson's Bay platzt der Traum von Karstadt-Eigner Benko von einer deutsche Warenhaus AG aus den beiden Ketten. Der österreichische Investor hatte seine Fühler bereits in der Vergangenheit nach Kaufhof ausgestreckt, nun kam er erneut nicht zum Zug. Insidern zufolge hatte Benko rund 2,9 Milliarden Euro geboten und war wohl auch bereit, noch einmal nachzulegen. Koch unterstrich aber, Hudson's Bay habe anders als andere Bieter alle Bedingungen der Metro erfüllt, auch die eines "kristallklaren Finanzierungskonzepts".

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GEWERKSCHAFT WILL GARANTIEN

Die Gewerkschaft Verdi unterstrich erneut ihre Forderung nach rechtsverbindlichen Garantien für die Kaufhof-Belegschaft. Der Verkauf biete aber die Chance, dass die Beschäftigten nun eine klare Perspektive erhielten. Verdi hat sowohl bei Karstadt als auch bei Kaufhof ein wichtiges Wort mitzureden. In Arbeitnehmerkreisen bei Kaufhof hatte es zuletzt Präferenzen für Hudson's Bay gegeben. Arbeitnehmervertreter bei Karstadt hatten dagegen auf eine Zusammenlegung mit Kaufhof gesetzt - sie hatten sich dadurch bessere Perspektiven für einen fusionierten Konzern erhofft.

Für Hudons's Bay bedeutet der Sprung über den Atlantik einen großen Wachstumsschritt. Nach dem Erwerb wird der Warenhauskonzern über 464 Standorte weltweit verfügen, der Umsatz wird bei rund neun Milliarden Euro liegen. "Es ist das richtige Investment zum richtigen Zeitpunkt", bilanzierte Baker. Der Konzern unterhält in seinem Heimatmarkt unter anderem 90 Warenhäuser. Zu dem bereits 1670 gegründeten Unternehmen gehört auch die US-Kette Saks Fifth Avenue - die Marke Saks könnte nun auch nach Deutschland kommen. Hundson's Bay sicherte sich auch die Kaufhof-Immobilien in besten Innenstadt-Lagen. Über 40 davon sollen in ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem Investor übertragen werden, an dem Hudson's Bay aber eine klare Mehrheit halten will. Rund 2,4 Milliarden Euro soll diese Transaktion bringen, Hudson's Bay kommt also fast ohne neue Schulden davon.

Reuters