Das - formal weiter bestehende - Ansinnen der Munich Re, ein genehmigtes Kapital von fast 50 Prozent des Grundkapitals zu schaffen, war im Vorfeld auf Ablehnung bei Vermögensverwaltern gestoßen. Damit geriet die notwendige Mehrheit von 75 Prozent der Aktionärsstimmen in Gefahr.

"Wir hoffen, damit die Bedenken von Investoren auszuräumen", sagte eine Sprecherin der Münchener Rück. Die Deutsche Asset Management (DeAM), mit ihren DWS-Fonds neben der Deka und Allianz Global Investors einer der Kritiker, will dem Kapitalrahmen nun doch zustimmen. "Es scheint sich eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung abzuzeichnen", erklärte Hendrik Schmidt, Corporate-Governance-Experte von DeAM. Auch die Allianz lenkt Finanzkreisen zufolge ein. Doch ob der Kompromiss noch rechtzeitig kam, ist fraglich. Denn viele Großanleger haben ihren Stimmrechtsvertretern bereits vorab Weisungen gegeben, wie sie abstimmen sollen.

Ähnlicher Ärger mit Investoren droht in den nächsten Wochen auch anderen Großkonzernen. Deutsche Fondsgesellschaften legen offenbar eine härtere Gangart ein, was die üblichen großzügigen Vorratsbeschlüsse für Kapitalerhöhungen betrifft, die sich börsennotierte Unternehmen in der Regel einräumen lassen. Die Fonds wollen damit verhindern, dass Konzerne Übernahmen in die Wege leiten können, ohne dass die Aktionäre ein Mitspracherecht haben. Bei Bayer/Monsanto und Linde/Praxair hatte das für Unmut gesorgt.

Der Streit drohte den Stabwechsel zu überschatten, den die Münchener Rück auf der Hauptversammlung inszenieren will. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wird nach 13 Jahren an der Spitze des Rückversicherers von dem vorher für die Lebens-Rückversicherung zuständigen Joachim Wenning abgelöst. Bei Übernahmen hatte sich die Münchener Rück in den vergangenen Jahren unter Verweis auf die hohen Preise zurückgehalten und stattdessen jedes Jahr eigene Aktien im Milliardenvolumen zurückgekauft. Auch mit einer Kapitalerhöhung um 33 Prozent könnte sie gemessen am aktuellen Aktienkurs noch bis zu zehn Milliarden Euro bei den Aktionären einsammeln.

Die vierte große Fondsgesellschaft Union Investment hatte schon zu dem ursprünglichen Vorschlägen Zustimmung signalisiert. Sie sei zwar auch gegen überdimensionierte Kapitalrahmen, sagte ein Sprecher. Bei der Münchener Rück mache man aber eine Ausnahme, weil diese sehr gut mit Kapital ausgestattet sei. Auch der einflussreiche US-Aktionärsberater ISS, nach dessen Rat sich viele Fonds und Großanleger aus den USA und aus Großbritannien richten, hatte empfohlen, den Kapitalrahmen zu genehmigen.

ABLEHNUNG DES VERGÜTUNGSSYSTEMS DROHT



ISS stört sich vielmehr am Vergütungssystem für den Vorstand der Münchener Rück. Es sei zu wenig transparent und gebe unter anderem dem Aufsichtsrat zu viel Spielraum bei der Festlegung der Boni. Bei anderen deutschen Konzernen sei das aber noch viel schlimmer, heißt es in dem ISS-Bericht. Folgen die Aktionäre der ISS-Empfehlung, drohen die Vergütungsregeln durchzufallen. Das Votum ist zwar rechtlich nicht bindend, die Münchener Rück kann sich aber kaum erlauben, ein Nein der Anteilseigner ganz zu missachten. Anders als bei den Kapitalmaßnahmen reicht hier schon eine Zustimmung von 50 Prozent der Aktionäre.

rtr