Torsten Jeworrek hat keine Angst vor Hurrikan "Irma". Laut dem Munich Re Vorstand könne der Rückversicherer dank Auflösung seiner starken Reserven eigentlich "jedes Ergebnis" darstellen. Inwieweit die Sturmfolgen die Gewinnprognose des Münchner Konzerns in Gefahr bringen könnten, ließ Jeworrek allerdings offen. Auf dem Jahrestreffen der Branche in Monte Carlo vergangenes Wochenende räumte der Manger ein, dass die Tropenstürme "Irma" und "Harvey" "erhebliche Ereignisse für den Versicherungsmarkt", seien.

Wie teuer die Schäden den Dax-Konzern zu stehen kommen, konnte der Vorstand noch nicht einschätzen. Die Katastrophenexperten von der US-Firma Apllied Insurance Research schätzen, dass je nach Zugbahn von "Irma" Schäden in Höhe von 20 bis 65 Milliarden Dollar auf die Versicherer zukommen. Die Barclays Bank wiederum glaubt, dass die Schadenssumme auf bis zu 130 Milliarden Dollar steigen könnte. Dass die Schadenserwartungen derart weit auseinander liegen, zeigt wie schwer es ist zum jetzigen Zeitpunkt verlässliche Schätzungen abzugeben. "Es ist viel zu früh für eine genaue Zahl", sagt Denis Kessler, Chef des französischen Rückversicherers Scor. "Das dauert Wochen oder Monate." Zum Vergleich: Der größte Versicherungsschaden der Geschichte war Hurrikan Katrina (2005), der die Versicherungsbranche 81 Milliarden Dollar gekostete.

Nun aber tobt mit Irma der stärkste je von Meteorologen gemessene Hurrikan über Florida. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) wurde Irma zwar von der zweithöchsten Kategorie 4 zunächst auf Kategorie 3 und dann auf Kategorie 2 herabgestuft, an Gefährlichkeit büßte der Sturm aber nichts ein. Grund: "Irma" ist breiter als die Halbinsel Florida, wütet damit an beiden Küsten der Halbinsel und bedroht besonders die Küste zum Golf von Mexiko mit einer Sturmflut. Laut Meteorologen drohen daher die schlimmsten Verwüstungen, wenn das Auge des Hurrikans bereits über den Staat hinweg gezogen ist.

Dennoch bezeichnete Munich Re Vorstand Jeworrek den Umgang mit Naturkatastrophen für den Rückversicherer als "Normalzustand". Dafür sei die Branche schließlich da. Eine Ausnahme waren laut dem Manager hingegen die vorherigen zehn Jahre ohne größere Hurrikanschäden. Was nach guten Jahren für die Branche klingt, waren jedoch schwere Zeiten für die Firmen. Im Markt herrscht ein großes Überangebot, dass laufend auf die Preise drückt. Nun hoffen die Rückversicherer, dass "Irma" und "Harvey" zu mehr Nachfrage und höheren Prämien führen werden. Doch laut der Ratingagentur S&P "ist kein Boden in Sicht in Hinsicht auf die Preislimits. "Wir sehen auch für 2018 einen weiteren Preisrückgang von null bis minus fünf Prozent bei den Prämien der Rückversicherer." S&P ist damit pessimistischer als viele andere Experten. So hatten Analysten jüngst die Ansicht geäußert, dass "Harvey" Versicherern und Rückversicherern helfen könnte, nach einer längeren Zeit mit niedrigen Prämien demnächst Preiserhöhungen durchzusetzen.

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Einschätzung der Redaktion



Insgesamt fasst der Markt die Aktie eher mit Samthandschuhen an. Das liegt daran, dass die Versicherung über eine solide Bilanz verfügt und als guter Dividendenzahler gefragt ist. Doch das rückläufige Ergebnis, der wage Ausblick, die noch nicht absehbaren Kosten von Tropensturm "Harvey" und "Irma" sowie die schwierige Marktlage sprechen für eher rückläufige Kurse. Auch bei vielen Analysten überwiegt kurzfristig die Skepsis. Die Mehrheit stuft den DAX-Titel aktuell als Halteposition ein.

Empfehlung: Halten.
Kursziel: 180,00 Euro
Stoppkurs: 165,00 Euro