Der jüngsten Achterbahnfahrt an den internationalen Börsen konnte sich auch die Schweiz nicht entziehen. Schrammte der Leitindex Anfang August nur um ein paar Pünktchen an seinem Allzeithoch bei 9548 Punkten vorbei, durchbrach der SMI schon zwölf Handelstage später die Marke von 8200 Zählern. Dennoch zeigte er relative Stärke gegenüber anderen Indizes wie dem DAX.

Unterstützung erhielt er durch die Schwäche des Franken. Innerhalb von nur drei Wochen zog der Euro um knapp fünf Prozent gegenüber der eidgenössischen Devise an und markierte seit Aufhebung des Mindestkurses im Januar ein neues Hoch bei 1,096 Franken. Dies kommt insbesondere exportorientierten Konzernen entgegen - wie Richemont oder Swatch, bei denen ein Großteil der Kosten in der Schweiz anfällt.

Eine besonders positive Überraschung brachten jüngst die Konjunkturzahlen für das zweite Quartal. Im Vorfeld hatten Ökonomen ein düsteres Bild gemalt und die Schweizer Wirtschaft in die Rezession abdriften sehen. Dies stellte sich als Fehlalarm heraus. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni überraschend um 0,2 Prozent zu. Gegenüber dem Vorjahr errechnet sich sogar ein Plus um 1,2 Prozent. Insbesondere der Export sowie höhere Ausgaben der Privathaushalte brachten die Wirtschaft wieder auf Kurs.

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Aktienmarkt sendet positive Signale



In die richtige Richtung, also nach oben, könnten sich auch die Schweizer Aktien entwickeln. Der jüngste Kursrutsch hat das Bewertungsniveau spürbar gesenkt. Lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim SMI Anfang August noch bei 18, ist die Kennzahl auf 16,5 zusammengeschmolzen. Ein Schnäppchen ist der Markt zwar deswegen noch nicht, der Zehnjahresdurchschnitt liegt bei etwa 14. Doch verbessern sich durch einen schwächeren Franken und eine positive Wirtschaftsentwicklung auch die Gewinnaussichten. Um satte fünf Prozent gingen die Konsensschätzungen im August fürs Gesamtjahr nach oben. Für die beiden nächsten Jahre fielen die Aufwärtsrevisionen noch deutlicher aus.

Eine breite Erholung am Schweizer Aktienmarkt ist ohne die Schwergewichte Nestlé und Roche, die zusammen mit Novartis, einer unserer Dauerfavoriten, über zwei Drittel der Kursentwicklung des Index entscheiden, nicht möglich. Für ein Investment in den weltweit größten Lebensmittelkonzern sprechen viele Gründe: Preismacht, solides Wachstum, breite Aufstellung sowie die Chance auf eine Beschleunigung der positiven Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte sind nur einige Argumente.

Ebenso positiv sieht es bei Roche aus. Der führende Krebsspezialist punktet derzeit mit neuen Medikamenten wie dem Brustkrebsmittel Perjeta, dem das Potenzial zum Blockbuster nachgesagt wird. Besonders eifrig ist der Konzern auch in der Entwicklung immuntherapeutischer Krebsmedikamente. Bis zum Jahresende sollen elf Projekte die dritte und letzte Phase der klinischen Entwicklung erreichen. Hinzu kommt, dass Roche der schwächelnde Franken entgegenkommt. Denn viele Kosten fallen in der Heimat an, die Umsätze allerdings im Ausland.

Zwar profitieren auch die eingangs erwähnten Unternehmen Swatch und Richemont von einer Abwertung, allerdings gibt es hier das China-Risiko, ein wichtiger Absatzmarkt für die Luxusgüterhersteller. Somit behalten wir für das Duo vorerst die Einschätzung "Beobachten" aufrecht.

Ein weiterer Toptipp aus dem SMI ist Actelion. Der Biotechkonzern konnte in den vergangenen Quartalen nahezu ununterbrochen die Erwartungen übertreffen. Auch dieses Jahr läuft es wieder besonders gut: Bereits nach den ersten drei Monaten hob das Management das Gewinnziel an und legte zum Halbjahresabschluss dank einer hohen Nachfrage nach dem neuen Lungenmedikament Opsumit noch eine Schippe drauf. Die jüngste Kurskorrektur bietet eine gute Einstiegschance.



Auch in der zweiten Börsenreihe finden sich attraktive Titel wie der Schokohersteller Lindt & Spüngli (siehe BÖRSE ONLINE 34/2015) oder Galenica. Der Gesundheitskonzern meldete überraschend gute Halbjahreszahlen und hob gleichzeitig auch noch die Prognosen für das Gesamtjahr an. Das positive Momentum spricht noch für deutlich höhere Kurse.



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