Zusammengenommen könnten so rund zehn Prozent des Firmenumsatzes von zuletzt rund 90 Milliarden Franken den Besitzer wechseln.

Mit diesen Maßnahmen will der neue Nestle-Chef den Konzern mit Marken wie Maggi oder Nespresso bis zum Ende des Jahrzehnts zu alter Wachstumsstärke zurückführen.

Der Umsatz soll bis 2020 wieder im mittleren einstelligen Bereich wachsen. Zudem peilt Schneider bis dahin eine bereinigte Ergebnismarge von 17,5 bis 18,5 Prozent an. Von beiden Zielmarken ist der Konzern noch ein gutes Stück entfernt. "Wir haben uns viel vorgenommen - vor allem mit der Kombination, das organische Wachstum und die Marge zu steigern. Das ist wie wenn man einen Lauf absolviert und gleichzeitig auf Diät ist", sagte Schneider. "Einige werden sich fragen, warum wir nicht mehr anstreben. Aber beides gemeinsam ist nicht einfach."

An der Börse kam die Strategie, die Schneider erstmals im Detail präsentierte, gut an: Die Nestle-Aktie legte 1,5 Prozent zu.

Analysten äußerten sich positiv: "Diese Ziele dürften Skeptiker darin bestärken, dass der Veränderungsprozess bei Nestle in vollem Gange ist", erklärten die Experten der UBS. Doch den rebellischen Investor Third Point dürfte Schneider mit seinem Auftritt nicht restlos glücklich gemacht haben: Die von Daniel Loeb geführte Investmentfirma war zu Beginn des Sommers bei Nestle eingestiegen und hatte mit Forderungen nach höheren Gewinnen und einem Verkauf des gut 23-prozentigen Anteils am französischen Kosmetikkonzern L´Oreal für Schlagzeilen gesorgt. Dem erteilte Schneider jedoch eine Absage: Die Beteiligung sei für das Unternehmen ein "fabelhaftes Investment" gewesen - das ändere sich auch nach dem Tod von L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt derzeit nicht. Third Point wollte sich am Dienstag nicht zu der Strategievorstellung äußern.

REZEPT FÜR MEHR WACHSTUM



Doch auch ohne Zwischenrufe aus dem Eigentümerkreis ist der Druck auf den neuen Chef groß: Zuletzt war Nestle so langsam gewachsen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Weltweit machen Konsumenten zunehmend einen Bogen um Fertigprodukte und setzen auf frische Nahrungsmittel. So machen kleine lokale Anbieter großen Multis zunehmend Konkurrenz - trotz ihrer Marktmacht.

Schneider will in dem sich ändernden Umfeld die Wachstumsbereiche ausbauen. Bei Wasser, Tier- und Säuglingsnahrung und Kaffee sei Nestle entweder Marktführer oder die Nummer zwei. Zusammengenommen machen die Bereiche gut die Hälfte des Konzernumsatzes und 60 Prozent des bereinigten Ergebnisses aus. Das vielversprechende Gesundheitsgeschäft solle als "zusätzliche Wachstumsplattform" dienen, erklärte der Konzern. Insidern zufolge hat Nestle ein Auge auf das zur Disposition stehende Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten des Darmstädter Merck-Konzerns geworfen.

Wachstumsbremsen wie das defizitäre Geschäft mit Hautprodukten (Nestle Skin Health) will Schneider zunächst sanieren und dann langsam ausbauen. Damit hat die Firma bereits begonnen und bei der Tochter Galderma den Abbau von einigen hundert Arbeitsplätzen angekündigt.

rtr