Kursturbulenzen zehren an den Nerven der Anleger. Der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 rauschte in den vergangenen zwölf Monaten um rund 15 Prozent in den Keller. Wer solche Schwankungen weitgehend vermeiden will, setzt auf nichtzyklische Konsumgüter, die sich relativ unabhängig von der Konjunktur entwickeln. Ein Klassiker ist die Nahrungsbranche, getreu dem Motto: Gegessen und getrunken wird immer.

Wie wacker sich die Lebensmittel- und Getränkeindustrie zuletzt gehalten hat, zeigt die Entwicklung des Stoxx Europe 600 Food & Beverage, der die Aktien von 22 europäischen Nahrungsmittel- und Getränkeproduzenten enthält. Unterm Strich hat er in den letzten zwölf Monaten rund ein Prozent an Wert verloren - im Vergleich zum breiten Markt ist das ein Klacks. Zu den großen europäischen Schwergewichten der Branche gehören Nestlé, Anheuser-Busch Inbev, Diageo und Danone.

Nestlé, der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 89 Milliarden Schweizer Franken (82 Milliarden Euro). Zu den bekanntesten Marken der Schweizer gehören Nescafé, Maggi und KitKat. Darüber hinaus stellt das Unternehmen pharmazeutische Spezialnahrungsmittel, Baby- und Heimtierprodukte her. Der Kurs der Aktie gab in den vergangenen zwölf Monaten um acht Prozent nach. Ein wesentlicher Grund dafür war das schwächere Wachstum in den Schwellenländern. Hinzu kommt der Skandal um Maggi-Fertignudeln in Indien, bei denen erhöhte Bleiwerte festgestellt worden waren.

Für die Zukunft sind Experten jedoch zuversichtlich gestimmt. Die Analysten der Citigroup betrachten das Papier als Kauf. "Nach einem schwierigen zweiten Halbjahr 2015 sollten sich die Margen des Lebensmittelkonzerns in den Jahren 2016 bis 2017 deutlich besser entwickeln", so die Experten. Der langfristige Anlagehintergrund sei daher attraktiv. Aussichtsreich ist auch Anheuser-Busch Inbev, bekannt für Beck’s oder Budweiser. Die größte Brauereigruppe der Welt erzielte 2015 einen Umsatz von rund 39,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr gelang ein großer Coup: Die Belgier verkündeten, den Branchenzweiten SABMiller für fast 100 Milliarden Euro zu kaufen. Bei Bekanntwerden des Deals sprang die Aktie im Herbst 2015 von 95 auf 123 Euro, hat seither aber wieder korrigiert. Ist die Euphorie nun verflogen?

Das Analysehaus Independent Research meint, dass der Konzern zuletzt auf operativer Ebene enttäuscht habe. Angesichts des schwierigen Marktumfelds in wichtigen Märkten wie Brasilien, China und Nordamerika sehen die Analysten derzeit kein Kurspotenzial. Die Experten des japanischen Analysehauses Nomura sind anderer Meinung. Ihr Kursziel liegt bei 130 Euro. Die Aktien seien ein "Top Pick" in diesem Sektor. Vor dem Abschluss der Übernahme von SABMiller sollten Anleger nach Einstiegsmöglichkeiten Ausschau halten.

Der britische Spirituosenhersteller Diageo ist mit Marken wie Johnnie Walker, Smirnoff oder Bailey’s weltweit die Nummer 1. Der Konzern machte im Geschäftsjahr 2014/15 einen Umsatz von knapp elf Milliarden Pfund (14 Milliarden Euro). Während über die vergangenen zwölf Monate ein Minus von acht Prozent zu Buche steht, ist der Kurs im letzten halben Jahr um fast fünf Prozent gestiegen. Aufwind erhielt das Unternehmen zuletzt durch das relativ schwache britische Pfund. Mittelfristig erwarten Experten weitere Unterstützung durch den US-Markt, in dem Diageo rund 40 Prozent seiner operativen Gewinne erzielt. So steigt dort die Zahl der Konsumenten, die legal Alkohol trinken dürfen, derzeit um jährlich rund ein Prozent. Außerdem nimmt der Marktanteil von Spirituosen auf Kosten des stagnierenden oder sogar rückläufigen Bierkonsums zu.

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Erfolgreiche Milchprodukte



Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone, der 2015 einen Umsatz von rund 22 Milliarden Euro erwirtschaftete, ist vor allem für seine Milchprodukte, etwa Actimel-Joghurt, oder Evian-Mineralwasser bekannt. In den vergangenen zwölf Monaten schaffte die Aktie ein vergleichsweise ordentliches Plus von gut fünf Prozent. 2015 sorgten niedrigere Milchpreise und Sparmaßnahmen für gute Geschäfte. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn stieg um 8,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Unterm Strich stieg der Gewinn um 14,6 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Zwar rechnen die Franzosen mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Doch Experten der Citigroup erwarten, dass die Profitabilität im laufenden Jahr solide zunehmen dürfte. Auch die attraktive Dividendenrendite von 2,5 Prozent spricht für die Aktie.

Kaufenswert ist auch Unilever. Der niederländisch-britische Konzern stellt etwa Knorr-Fertigprodukte oder Langnese-Eis her, aber auch Kosmetik sowie Körperpflege- und Haushaltsartikel, und ist kein Mitglied des Stoxx 600 Europe Food & Beverage. Den Umsatz für 2015 beziffert Unilever auf rund 53 Milliarden Euro. Die Aktie notiert heute ungefähr auf dem Niveau, auf dem sie sich vor einem Jahr befand. Das Marktumfeld sei herausfordernd, schreiben die Analysten von JP Morgan, doch der Konsumgüterhersteller sollte, angetrieben von anziehenden Margen, defensives Gewinnwachstum bieten können. Das Kursziel der Experten lautet 43 Euro - BÖRSE ONLINE ist sogar noch etwas optimistischer.





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