Zehnjährige Bundesanleihen werfen derzeit nur noch weniger als ein Prozent ab. Das ist wahrlich nicht viel, zumal davon auch noch die Inflationsrate abzuziehen ist, die sich in Deutschland zuletzt auf 0,8 Prozent belief. Reich werden lässt sich mit Zinserträgen letztlich schon länger nicht mehr. Und bis auf weiteres dürfte sich in Deutschland daran auch nicht allzu viel ändern.

Wer Geld mit dem Anlegen von Kapital verdienen will, muss sich deshalb etwas anderes einfallen lassen als nur auf Sparbuch und Bundesanleihen zu vertrauen. Aber zum Glück gibt es ja Aktien, die dank eines seit März 2009 laufenden Bullenmarktes im Schnitt nun schon seit einigen Jahren wieder schöne Kursgewinne abwerfen. Charme haben Aktien aber nicht nur wegen der Chance auf Kursgewinne, sondern nicht zuletzt auch wegen der Aussicht auf Dividendenzahlungen. Bekanntlich resultiert daraus langfristig sogar der Großteil der mit Aktien zu erzielenden Erträge.

Angesichts des vorherrschenden Niedrigzinsumfeldes ist es umso erfreulicher, dass sich die Unternehmen weltweit derzeit sehr spendierfreudig zeigen. Laut dem vom Vermögensverwalter Henderson Global Investors berechneten Global Dividend Index sind die weltweiten Ausschüttungen im zweiten Quartal um 11,7 Prozent gestiegen. Zusammengerechnet erreichten die Dividendenzahlen mit 426,8 Milliarden Dollar einen neuen Höchststand. Der absolut verbuchte Zuwachs von 44,6 Milliarden Dollar entspricht der Höhe der Dividenden, die in Japan in einem ganzen Jahr gezahlt werden. Klammert man alle Sonderdividenden aus, erhöhten sich die Ausschüttungen immer noch um stattliche 10,2 Prozent.

Der Henderson Global Dividend Index stieg dadurch von 151,6 Punkten Ende März auf 157,8 Zähler. Das bedeutet, dass die Dividenden in den letzten zwölf Monaten 57,8 Prozent höher waren als im Basisjahr 2009. Motor des kräftigen Wachstums sind dabei die Industriestaaten. Japan und Europa sind mit Zuwächsen von jeweils fast einem Fünftel die Spitzenreiter. Deutschland schnitt aber mit einem Plus von lediglich 3,9 Prozent weniger gut ab als andere europäische Staaten. Kräftigen Rückenwind erhielt das Dividendenwachstum in Europa allerdings durch die Stärke von Euro und Schweizer Franken, die sich auf 7,3 Milliarden Dollar beziehungsweise 5,6 Prozentpunkte beziffern lässt. Auf Basis konstanter Wechselkurse war das Wachstum mit 16,4 Milliarden Dollar jedoch das mit Abstand höchste in der fünfjährigen Geschichte des HGDI. Somit kommen auch die heimischen Anleger in Europa in den Genuss der gestiegenen Ausschüttungen.

Die USA verbuchen ein Plus von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, mit positiven Beiträgen aller Branchen (außer Bergbau). Die Dividenden aus den Schwellenländern fielen dagegen auch währungsbedingt um 14,6 Prozent. Interessante Notiz am Rande: Das zweite Quartal ist ein besonders wichtiger Zeitraum, da fast zwei Fünftel der weltweiten jährlichen Ausschüttungen auf diese drei Monate entfallen.

Auf Unternehmensebene schütteten im abgelaufenen Quartal die zehn fleißigsten Dividendenzahler eine Gesamtsumme von 46 Milliarden Dollar aus. Die Plätze eins bis fünf belegten dabei Nestle, Ecopetrol, Hutchison Whampoa, China Mobile und HSBC Holdings. Nachfolgend beleuchten wir, ob sich diese Dividendenkönige als Anlageziele eignen.

Auf Seite 2: Dividenden-Krösus Nummer fünf: HSBC Holdings Plc.

Dividenden-Krösus Nummer fünf: HSBC Holdings Plc. (WKN: 923893, 6,442 britische Pence, 8,18 Euro)

Wie bei vielen anderen Bankaktien werden auch den Aktionären der HSBC Holdings schon seit Jahren gute Nerven abverlangt. Die Kursentwicklung verläuft sehr volatil und die Notiz handelt auf einem Niveau, das bereits 1999 Gültigkeit hatte. Aber wenigstens erhöhte die britische Großbank in den vergangenen Jahren ihre Dividende und auch 2014 und 2015 könnte es noch einmal einen Zuschlag geben. In diesem Jahr In diesem Jahr wurden bereits drei Mal Quartalsausschüttungen vorgenommen und die Analysten von Independent Research rechnen für 2014 und 2015 insgesamt mit Dividenden von 0,50 und 0,55 Dollar je Aktie. Auf dem aktuellen Kursniveau ergeben sich daraus umgerechnet Renditen von 4,63 Prozent und 5,09 Prozent.

Das ist relativ ansehnlich und taugt für Dividendenjäger sicherlich als ein Kaufargument. Von der Aktie selbst darf man allerdings vermutlich bis auf weiteres keine nachhaltigen Kursgewinne erwarten. Die Bewertung ist mit einem geschätzten KGV von 12,0 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von mehr als eins für den Bankensektor nicht außergewöhnlich günstig. Allerdings ist die in rund 75 Ländern vertretene größte Bank Europas dank einer tiefen und breiten weltweiten Verankerung gut aufgestellt und auch vergleichsweise glimpflich durch die internationale Finanzkrise gekommen, wie die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg loben.

Zudem ist man in vielen Wachstumsmärkten, vor allem in Asien gut vertreten und auch die Kapitalausstattung kann als solide bezeichnet werden. Dadurch ist man aber auch stärker abhängig von der Konjunkturentwicklung in Schwellenländern wie vor allem China und neben andauernden Rechtstreitigkeiten machen auch höhere Anforderungen an das Compliance und das Risikomanagement zu schaffen. Dinge wie diese haben auch für einen im ersten Halbjahr leicht gesunkenen Gewinn gesorgt. Das war aber erwartet worden und der Vorstand hat relativ optimistisch nach vorne geblickt. Ebenfalls besonders wichtig aus Sicht von Dividendenjägern: Laut den Analysten von Shore Capital ist das Unternehmen gut in der Lage, Kapital zu generieren, was die Dividendenpolitik stützen sollte.

Auf Seite 3: Dividenden-Krösus Nummer fünf: China Mobile Ltd.

Dividenden-Krösus Nummer vier: China Mobile Ltd. (WKN: 909622, 94,55 Hongkong-Dollar, 9,198 Euro)

Etwas weniger üppig als bei HSBC fällt derzeit die Dividendenrendite bei China Mobile aus. Auf Basis der Analysten-Konsensschätzungen ist diese für 2014 derzeit auf 3,11 Prozent zu taxieren. Dafür hat es die Aktie des 1997 gegründeten chinesischen Unternehmens jüngst aber geschafft, aus einem mehrjährigen Seitwärtstrend nach oben auszubrechen. Charttechnisch gesehen ist das für den mit einer Kundenzahl von 767 Millionen (Ende April) weltgrößten Mobilfunkanbieter gleichbedeutend mit einem Kaufsignal.

Die Gesellschaft, an der die staatlich kontrollierte China Mobile (HK) Group indirekt einen Anteil von 74 Prozent hält, bietet seinen Kunden in allen Provinzen Festlandchinas sowie in Hong Kong Mobilfunkdienste sowie damit verbundene Dienstleistungen ( etwa Onlinebanking oder mobiler E-Commerce) an. Als größter Mobilfunkbetreiber Chinas sieht man sich mit gewissen Sättigungsanzeichen konfrontiert, was laut den Analysten vom Bankhaus Sarasin zu einem zunehmendem Wettbewerb und sinkenden Margen führt.

Das größte Problem von China Mobile ist jedoch wegen der niedrigen Datenübertragungsgeschwindigkeit, dem instabilen Netzwerk und dem geringen Angebot an Mobilfunkgeräten, welche diese Technik unterstützen, die verwendete 3G-Technik. Der im Gang befindliche Bau eines 4G-Netzes dürfte dieses Problem jedoch lösen und ab dem zweiten Halbjahr wieder zu steigenden Gewinnen führen, so Sarasin. Zumal dabei auch die steigende Nachfrage nach mobilen Daten und Kosteneinsparungen helfen sollte. Schon die Halbjahreszahlen fielen etwas besser aus als erwartet.

Trotz des jüngsten Kursanstiegs wird die Aktie im Branchenvergleich als unterbewertet bezeichnet, wobei das sowohl in relativ niedrigen Kurs-Ebitda- und Kurs-Umsatz-Verhältnissen als beim KGV zu Ausdruck kommt. Dieses bewegt sich für 2014 bei 13,8, während andere asiatische Branchenkonkurrenten auf gut 19 kommen.

Auf Seite 4: Dividenden-Krösus Nummer fünf: Hutchison Whampoa Ltd.

Dividenden-Krösus Nummer drei: Hutchison Whampoa Ltd. (WKN: 864287, 104,10 Hongkong-Dollar, 10,25 Euro)

In Sachen Dividendenrendite ist Hutchison Whampoa nicht gerade ein Schwergewicht. Eine für 2014 auf 2,3 Prozent taxierte Rendite ist jedenfalls nicht besonders hoch. Doch zusammengerechnet ist der ausgeschüttete Betrag der dritthöchste weltweit. Der Hongkonger Mischkonzern, bei dem zweimal im Jahr Dividendentermine anstehen, hat übrigens jüngst angekündigt, die Zwischendividende um zehn Prozent auf 0,66 Hongkong-Dollar zu erhöhen. Gezahlt werden soll am 10. September.

Weder das, noch die Halbjahreszahlen gaben dem Aktienkurs allerdings einen Schub. Die Notiz der Gesellschaft, die als Hafenbetreiber, im Immobilien- und Hotelgeschäft, Einzelhandel, Telekommunikation und im Energiegeschäft tätig ist, tritt in diesem Jahr nur auf der Stelle. Dabei sind die Ergebnisse des Hang Seng Index-Vertreters ganz gut ausgefallen. Der Konzernumsatz kam in den ersten sechs Monaten um drei Prozent auf 204,49 Milliarden Hongkong-Dollar voran und der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn kletterte gleichzeitig von 12,01 Milliarden auf 13,52 Milliarden Hongkong-Dollar.

Die Aktie kommt für 2013 auf ein KGV von 13,3. Das ist wieder außergewöhnlich hoch noch besonders niedrig. Zusammen mit dem in diesem Jahr vorherrschenden Seitwärtstrend spricht dies dafür, den Titel erst einmal zu beobachten. Wer dennoch schon jetzt einsteigt, muss darauf hoffen, dass der Mehrheitsaktionär Li Ka-shing, der gleichzeitig der reichste Mann Asiens ist, auch künftig weiß, wie sich Geld verdienen lässt.

Auf Seite 5: Dividenden-Krösus Nummer fünf: Ecopetrol S.A.

Dividenden-Krösus Nummer zwei: Ecopetrol S.A. (WKN: A0Q9ZL, 24,745 Euro)

Nicht sehr bekannt ist hierzulande das Unternehmen Ecopetrol. Das ändert aber nichts daran, dass die Kolumbianer im zweiten Quartal bei der gezahlten Dividendensumme weltweit auf dem zweiten Platz landeten. Im April wurden 2,329399 Dollar je Aktie an ordentlicher Dividende gezahlt sowie eine Sonderdividende von 0,338635 Dollar. Für das Geschäftsjahr 2014 veranschlagen Analysten die Dividendenrendite auf 7,06 Prozent. Obwohl das sehr ansehnlich ist, hat dies den Aktienkurs zuletzt nicht vor Verlusten geschützt. Durch die jüngste Abwärtsbewegung droht jetzt sogar ein Rutsch auf neue Mehrjahrestiefs. Charttechnisch gesehen empfiehlt sich angesichts dieser Ausgangslage derzeit kein voreiliges Investment. Die Bewertung gestaltet sich mit einem geschätzten KGV von 10,9 zwar moderat, operativ läuft es momentan aber alles andere als rund für das Unternehmen, das als integrierter Ölkonzern in Lateinamerika zu den vier größten Vertretern seiner Branche gehört und weltweit zu den Top 50 zählt.

Der größte Ölproduzent Kolumbiens verbuchte im zweiten Quartal einen Rückgang beim Gewinn von 18 Prozent auf 2,79 Billionen Peso. Geschuldet war das nicht zuletzt Unterbrechungen in der Pipeline, was neben steigenden Kosten auch zu einer um 5,7 Prozent gesunkenen Produktion von 734.1000 Barrel Öl am Tag führte. Geschuldet waren diese Unterbrechungen wiederum Anschlägen marxistischer Rebellen und lokaler Anwohner.

Abzuwarten bleibt auch, wie sich bei Ecopetrol die geplante Expansion auf die Finanzen auswirken wird. Ratingagenturen zeigen sich in dieser Hinsicht etwas zurückhaltend und befürchten, dass sich Ecopetrol übernehmen könnte. Zu einer gewissen Vorsicht mahnt auch die Tatsache, dass die Gesellschaft, die auch die größte Raffinerie des Landes betreibt, mehrheitlich dem kolumbianischen Staat gehört. Allerdings dürfte dieser Umstand auch dafür sorgen, dass auch künftig eifrig Dividendengezahlt werden, weil der Staat Interesse an einer möglichst üppigen Ausschüttung haben dürfte.

Auf Seite 6: Dividenden-Krösus Nummer fünf: Nestlé S.A.

Dividenden-Krösus Nummer eins: Nestlé S.A. Namensaktien (WKN: A0Q4DC, 70,35 Schweizer Franken, 58,40 Euro)

Der Schweizer Konzern Nestlé ist nicht nur der weltweit größte Nahrungsmittelproduzent mit zusätzlichen Aktivitäten im Pharma- und Kosmetikbereich sowie bei Tiernahrung, sondern er war im zweiten Quartal auch der weltweit größte Dividenden-Krösus. Gezahlt wurden im April 2,15 Franken je Aktie. Die Dividendenrendite bewegt sich mit geschätzten 3,22 Prozent für 2014 aber nur auf einem durchschnittlichen Niveau. Allerdings darf in diesem Zusammenhang nicht die kürzlich erfolgte Ankündigung eines Aktienrückkauf-Pro¬grammes in Höhe von acht Milliarden Franken vergessen werden.

Im ersten Halbjahr hat der Lebensmittelkonzern, der Produkte wie Maggi-Würze, KitKat-Schokolade und Nescafe anbietet, wegen der Stärke des Franken und der Kaufzurückhaltung der europäischen Konsumenten etwas weniger umgesetzt und verdient. Der Umsatz sank um 4,8 Prozent auf 43 Milliarden Franken, organisch reichte es aber zu einem Umsatzplus von 4,7 Prozent. Der Nettogewinn sank um nahezu ein Zehntel auf 4,6 Milliarden Franken. Analysten waren wegen der allgemeinen Branchenschwäche dennoch zufrieden und auch das Unternehmen sieht sich auf einem guten Weg, die Jahresziele zu erreichen.

An der Börse kommt auch die Pläne gut an, sich stärker auf die Verbesserung der Marge zu konzentrieren und dazu neben weiteren Zukäufen auch der Verkauf margenschwacher Bereiche nicht ausgeschlossen wird. Die Aktie steckt trotzdem seit März 2013 in einem Seitwärtstrend fest. Zurückgehalten wird die Notierung dabei auch durch eine relativ hohe Bewertung, die in einem geschätzten KGV von gut 20 zum Ausdruck kommt. Börse Online rät wegen dem defensiven Charakter dieses Titels dennoch zum Kauf. Verstärkt würde diese positive Einschätzung noch, wenn es gelingt, das Rekordhoch von 71,50 Franken zu knacken. Denn damit wäre der Seitwärtstrend überwunden und ein charttechnisches Kaufsignal generiert.