Die Liquidität der von den Porsches und Piechs kontrollierten Holding sinkt wegen der Auszahlung von 300 Millionen Euro an Dividenden für die Eignerfamilien und die Vorzugsaktionäre auf 1,4 Milliarden Euro. "Es gibt keinen Sachgrund dafür, dass wir uns mit der Dividendenentscheidung Restriktionen auferlegen", sagte Vorstands- und Finanzchef Hans Dieter Pötsch am Freitag in Stuttgart. Es sei trotzdem noch genug Geld in der Kasse für Zukäufe, etwa von IT-Unternehmen, die an der Digitalisierung oder Automatisierung von Autos arbeiten.

Die Porsche SE muss die Dividende aus den Barreserven bestreiten, weil der Milliardenverlust bei Volkswagen durch den Dieselskandal ihr im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 273 Millionen Euro einbrockte. Die Entscheidung über die Ausschüttung war zudem ungewöhnlich abgelaufen: Vergangene Woche hieß es zunächst, es könnten für 2015 rund 20 Cent je Aktie ausgeschüttet werden. Am Montag darauf wurde die Dividende jedoch auf rund einen Euro erhöht. Das gab zu Spekulationen Anlass, die Porsches und Piechs seien mit der niedrigen Dividende nicht einverstanden gewesen. Pötsch, ein enger Vertrauter der Familie, wies solche Vermutungen zurück. Über das Wochenende hätten sich neue Erkenntnisse über die doch besseren Aussichten für VW in diesem Jahr ergeben. Weitere Kriterien und Prinzipien, wie bei der Dividende Kontinuität walten zu lassen, seien überdacht worden. Die Entscheidung über die Höhe der Ausschüttung sei rein faktenbezogen und nicht politisch gewesen, betonte er.

Volkswagen wird nach Einschätzung seines mit rund 52 Prozent der Stimmrechte beteiligten Großaktionärs in diesem Jahr schon wieder viel besser dastehen. Die Holding, die ihr Vermögen zu 90 Prozent in dem Wolfsburger Konzern investiert hat, erwartet einen Gewinn nach Steuern von 1,4 bis 2,4 Milliarden Euro. Die Nettoliquidität soll sich auf 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro belaufen. Aus diesem Topf könnten weitere Zukäufe finanziert werden. Doch ist die Porsche SE im vergangenen Jahr trotz rund 100 überprüften Kandidaten nicht zu einem Abschluss gekommen. Viele Firmen seien zu teuer. Der Wettbewerb um Technologieunternehmen sei außerdem hart, erklärte Pötsch. "Wir haben Situationen erlebt, wo auf der Ziellinie zwei andere Anbieter bereit waren, signifikant draufzulegen, das machen wir ungern mit."

VW-CHEF MÜLLER: BLICK NACH VORNE



Die Familiengesellschaft der Porsches und Piechs bekenne sich uneingeschränkt zu ihrer Rolle als langfristig orientiertem Ankeraktionär von VW, erklärte Pötsch weiter. Er ist in Personalunion auch Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen und überwacht damit die Bewältigung des Abgasskandals, in dem der Konzern wegen der Manipulation von Motoren bei elf Millionen Fahrzeugen weltweit steckt. "Wir sind fest davon überzeugt, dass der Volkswagen-Konzern über ein langfristiges Wertsteigerungspotenzial verfügt und weiterhin intensiv daran arbeitet, die Abgasthematik schnell und vollständig aufzuklären", sagte Pötsch. VW selbst habe das größte Interesse daran, alles über die Ursachen und Verantwortlichkeiten zu erfahren und daraus die richtigen Lehren zu ziehen. "Bei Volkswagen wird nichts vertuscht oder verschleiert", betonte er. VW-Chef Matthias Müller, der ebenfalls im Vorstand der Porsche SE sitzt, sagte, es sei trefflich darüber zu diskutieren, wie oft er sich noch für die Vorgänge im Namen von VW entschuldigen solle. "Mit Krise und Kotau kommen wir auch nicht weiter. Irgendwann müssen wir den Blick nach vorne richten", sagte Müller.

Reuters