Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 blickt optimistischer auf das laufende Jahr und geht nun von einem Umsatzplus von 15 Prozent aus. Bisher hatten die Unterföhringer einen Zuwachs von einem Zehntel angepeilt. Bereits im zweiten Quartal stiegen die Einnahmen um 15 Prozent an und auch in den Monaten Juli bis September setzte sich das Wachstum laut vorläufigen Zahlen in gleicher Geschwindigkeit fort. Das operative Ergebnis (recurring Ebitda) konnte dabei mit einem Plus von zehn Prozent stärker zulegen als zuvor. Im Vorquartal war das recurring Ebitda um sieben Prozent gesteigert worden. Die Aktie reagierte im frühen Handel mit einem Plus von 1,25 Prozent auf die Nachricht.

Grund für die besseren Aussichten sind die jüngsten Zukäufe des Konzerns. Dank der rentablen Akquisitionen werden auch die Ziele für das Jahr 2018 angehoben. Dann sollen die Einnahmen bei 4,5 Milliarden Euro liegen, 300 Millionen Euro mehr als bisher angepeilt. Die Hälfte soll aus digitalen Angeboten jenseits des klassischen Fernsehens kommen. Die Zielmarke für das operative Ergebnis setzte Vorstandschef Thomas Ebeling um 50 Millionen Euro auf 1,15 Milliarden hoch. "Unsere neuen Beteiligungen entwickeln sich sehr gut, daher heben wir unsere Wachstumsziele für 2018 erneut an", erklärte er. So tragen im Digital-Geschäft unter anderem die Akquisitionen von etraveli, Verivox, der Parship Elite Group zum weiteren Wachstum bei.

Für sein profitabelstes Geschäft, die klassische TV-Werbung, erwartet der TV-Sender allerdings das schwächste Wachstum. Zwar soll auch hier der Umsatz bis 2018 auf 2,3 Milliarden Euro steigen, doch das entspricht von 2015 an gemessen nur einem Zuwachs von im Schnitt etwa 3,5 Prozent pro Jahr. Dabei macht der Konzern mit einer operativen Marge von 30 Prozent hier die meisten Gewinne. Immerhin würde ProSiebenSat.1 damit bei klassischer Fernsehwerbung stärker wachsen als der Markt. Hier wird mit stabilen Wachstumsraten von durchschnittlich zwei bis drei Prozent gerechnet. Dieses Jahr soll das Plus für den deutschen Netto-TV-Werbemarkt bei etwa drei Prozent liegen. Doch das Wachstum der TV-Werbeerlöse von ProSiebenSat.1 wird 2016 laut den Medienmanagern voraussichtlich leicht unter dem Marktwachstum liegen.

Schlecht verdient ProSiebenSat.1 in seinen weiteren Geschäftsfeldern allerdings nicht. Im Bereich Video-On-Demand soll die Ebitda-Marge bis 2018 von 10 auf 15 Prozent steigen und mit seinen Reise- und Partnerportalen verdienen das Medienhaus mit einer Gewinnspanne von bis zu 25 Prozent bereits heute sehr gut. Mit einem geplanten Anstieg des Umsatz auf 1,1 Milliarden Euro binnen der kommenden zwei Jahre ist der Bereich der zweitgrößte Ertragsbringer des Konzerns.

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Einschätzung der Redaktion

Wie zahlreiche andere Medienunternehmen auch, will sich ProSiebenSat.1 mit Zukäufen außerhalb des klassischen TV-Geschäft unabhängiger vom Werbemarkt machen. Gleichzeitig wollen die Unterföhringer ihren Kunden so auch digitale Werbeplätze bieten. Das die Strategie aufgeht zeigt die bisheriger Erfolgsbilanz der Zukäufe: Die E-Commerce-Beteiligungen der letzten fünf Jahre haben ihr Umsatzniveau nach Integration in den Konzern im Durchschnitt um rund 80 Prozent gesteigert. Zugleich hat sich der Ergebnisbeitrag der erworbenen Unternehmen zum recurring EBITDA des Konzerns um etwa 120 Prozent erhöht.

Die Aktie fiel in Folge des Brexit und der damit verbundenen kurzzeitigen Kursturbulenzen unter unseren Stoppkurs. Vor dem Hintergrund der Prognoseerhöhung bietet sich langfristig orientierten Anlegern nun jedoch eine günstige Chance zum Wiedereinstieg.

Kursziel: 48,00 Euro

Stoppkurs: 32,00 Euro