Er hoffe, dass das Geschäft auf der Insel, wo die Tochter Npower mit Kundenschwund und Abrechnungsproblemen kämpft, wieder anzieht. "Die Talsohle soll 2015 erreicht sein und dann soll es besser werden", sagte Günther. "Schwarze Zahlen wird es frühestens 2017 geben."

RWE Npower hat seit Jahresanfang rund 200.000 Strom- und Gaskunden in Großbritannien verloren. In den ersten neun Monaten schrieb das Unternehmen einen operativen Verlust von 66 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr rechnet Finanzchef Günther mit einem Fehlbetrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich. RWE beliefert auf dem hart umkämpften britischen Markt, auf dem sich auch E.ON tummelt, rund 5,4 Millionen Menschen mit Strom und Gas.

DAS "RÄTSEL KUNDE" - RECHNUNGEN LANDETEN IM NIRWANA



"Das britische Vertriebsgeschäft birgt eine große Gefahr von regulatorischen Eingriffen", erklärte Günther, der seit Anfang 2013 über die Kassen des Essener Versorgers wacht. Die großen Energiekonzerne würden mit Belastungen belegt. "Diese machen das Geschäft nicht mehr sonderlich attraktiv unter marktwirtschaftlichen Aspekten und Renditeerwartungen." Die Lage sei aber auch nicht unerträglich. "Nur weil es mal nicht so läuft, steigt man nicht gleich aus."

Der Finanzchef räumte ein, dass viele Probleme hausgemacht sind. "Es gab Kunden, die nicht mehr bei uns waren und existierende, die nicht vom System adäquat erfasst wurden und die die Rechnungen nicht erreichten." Zählerdaten seien falsch zugeordnet worden. "Kunden protestierten und die Zeit verstrich, so dass Forderungen nicht mehr einzufordern waren." Es gebe im Vergleich zu den Kunden und zur Profitabilität auch zu viele Mitarbeiter. "Da kann man viel verbessern."

Konzernchef Peter Terium war im August der Kragen geplatzt. Er wechselte die Führungsmannschaft in Großbritannien aus. Bis zur Bilanzvorlage im März 2016 solle mehr Klarheit über die Erblasten der Vergangenheit herrschen, kündigte Günther an. "Letztlich wollen wir wieder ein stabiles Geschäft." Der Konzern hat offen gelassen, ob es in diesem Jahr noch Abschreibungen auf der Insel geben könnte.

Reuters