Nach der Rally im Sommer sei noch nicht Schluss für den Netz- und Kraftwerksbetreiber, heißt es in der Studie. RWE profitiere mehr als andere Energiekonzerne von den steigenden Preisen für konventionell erzeugten Strom im Großhandel. Und die Großhandelspreise sollen aufgrund des begrenzten Kohleangebots in diesem Jahr weiter anziehen.

Tatsächlich ist RWE nach dem ersten Halbjahr wieder zurück auf der Erfolgsspur. Zusammen mit den anderen Betreibern von Atomkraftwerken konnten sie sich mit dem Bund über die Entsorgung des Atommülls einigen - RWE hat dafür bereits 6,8 Milliarden Euro in einen Fonds eingezahlt. Zudem macht sich bemerkbar, dass RWE keine Brennelementesteuer mehr abführen muss. Das Verfassungsgericht hatte die Steuer im Juni gekippt, was die Bilanz in den ersten sechs Monaten des Jahres um rund 100 Millionen Euro entlastete. RWE hat an den Bund entrichtete 1,7 Milliarden Euro erstattet bekommen.

Prognose angehoben



Verschuldung ist nun kein Problem mehr, urteilen die Experten der Deutschen Bank. "Die attraktiv nachhaltige Kapitalausstattung wird stärker geschätzt und das Vertrauen in die Ergebnisse und Dividendenzahlungen steigt." Auch künftige Kosten für den Rückbau von Atommeilern und Minen halten die Analysten für kein übermäßiges Risiko. Vielmehr werde RWE vom Ausbau der Netze im Zuge der Energiewende und dem Trend zu E-Mobilität und smarten Netzwerken profitieren.

Auch Vorstandschef Rolf Martin Schmitz ist optimistisch: Er hat die Prognose für den operativen Beginn im August um sieben Prozent auf 3,2 Milliarden Euro angehoben - ein ordentlicher Schritt nach einem Verlust von 5,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Fusionen denkbar



Neben den guten Zahlen treiben Investoren Übernahmefantasien um. Zum einen verfügt RWE nun über genug Kapital, um etwa die E.on-Tochter Uniper übernehmen zu können. E.on hatte im vergangenen Jahr das Geschäft mit fossilen Brennstoffen und den Netzbetrieb über Uniper ausgelagert - aber die Atomkraftwerke im eigenen Portfolio behalten.

Auch ein Verkauf weiterer Anteile an der RWE-Tochter Innogy ist denkbar. RWE hält aktuell noch 77 Prozent an der Erneuerbaren-Energien-Abspaltung und dürfte laut aktuellem Beschluss des Aufsichtsrats noch 26 Prozent veräußern.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion



Derzeit notiert die RWE-Aktie 70 Prozent unter den Höchstständen von vor zehn Jahren. Dass der Kurs auf dieses Niveau zurückkehrt ist nicht zu erwarten, aber eine deutliche Kurssteigerung ist mittelfristig wahrscheinlich.

Empfehlung: Kaufen.
Zielkurs: 25,00 Euro
Stoppkurs: 15,80 Euro